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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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ihre zarte
Haut trafen, brannten sich tief und zischend darin ein. Kein Laut des Schmerzes
verließ Awendelas Mund. Sie hatte bereits gelernt, was es hieß, zu leiden und
selbst wenn sie Angst verspürte, dann nur in dem gesunden Maß, welches ihr Leben
bewahren würde, wenn es darauf ankam.
Draufgängerisch zu sein, brachte einen schneller ins Grab, als einem lieb sein
konnte. Somit rannte sie nicht wie Tarzan in seinen Bäumen und Lianen über die
frei schwingenden Hälse der Hydra, um die Köpfe bis zu Tiponi hinweg
abzuschlagen. Das wäre sowieso ein unmögliches Unterfangen gewesen, da sie aus
dieser Höhe heraus sowieso nicht daran kam und man ihr kaum den Gefallen tun
würde, sich vorzubeugen. Zudem waren die Stränge zu dick, zu sehnig. Einfach zu
umfangreich. Jeder Hals hätte mindestens drei bis fünf Schwertstreiche
beansprucht. Noch mehr Zeit, die sie nicht hatte und die man ihr nicht geben
würde. Die Hydra würde sie wahrscheinlich tot beißen. Damit war keinem gedient.
    Das Ungeheuer
mit ihren Fähigkeiten zu manipulieren, war ebenfalls nicht möglich. Sämtliche
Köpfe der Hydra schienen sie auszulachen, als sie einen mentalen Angriff
versuchte und in Dunkelheit glitt, die noch schwärzer war als Nacht und
Seewasser zusammen.
Jetzt fiel ihr nur noch eine Möglichkeit ein, auf die ihr Vater mit seinen
überragenden Kräften vermutlich nicht gekommen wäre. Wendy stieß sich ab und
tauchte kopfüber erneut in die vom Leib der Hydra brodelnd aufgeworfenen Fluten
des Sees. Nichts war mehr von der anfänglichen Orientierungslosigkeit zu
merken. Wendy schwamm wie ein Fisch und tauchte länger, als selbst ein
trainierter Mensch den Atem anhalten konnte. Hier kamen ihr die Sommer als
Tri’Ora zugute, die sie mit Tiponi, eine ihrer liebsten und engsten Vertrauten,
in der Natur verbracht hatte. Sie hatte Nathans Tochter alles gelehrt, was sie
in ihrem Leben bei den Indianern und darüber hinaus gelernt hatte. Sie war es
mehr als wert, gerettet zu werden und dann würden sie den Blutbund als
Schwestern erneuern und als Kriegerinnen vertiefen.
Sie schwamm und die Hydra tauchte ihre gigantischen Köpfe unter Wasser und
folgte ihr. Es gelang Wendy immer erst in allerletzter Sekunde auszuweichen,
bevor das Monster sie einholte und tatsächlich auf einen der ältesten Tricks
hereinfiel, der Wendy hatte einfallen können, ohne an diesem See doch noch ein
Blutbad anzurichten. Je länger und schneller Wendy wendig und geschwind wie ein
Fisch im Wasser schwamm, desto mehr verknoteten sich nach und nach die Hälse.
Bis irgendwann nur noch der eine oben war, an den Tiponi gefesselt hing und den
Wendy mit Leichtigkeit würde kappen können.
Sie kletterte am Leib der Hydra empor, ratschte sich Fußsohlen und Beine am
harten Echsenpanzer auf, kümmerte sich aber nicht um ihre Verletzungen sondern
konzentrierte sich weiterhin voll und ganz auf Tiponi, die immer noch
bewusstlos in ihren Fesseln hing und ebenfalls aus mehreren Schürfwunden
blutete.
    “Gott, wenn
Theron das sehen würde, dann wärst du platt, du Mistvieh! Aber keine Sorge, ich
bin schon auf dem Weg.”, ächzte Wendy während sie sich klatschnass in einem
letzten Akt der Anstrengung hochschwang, das Schwert aus der Scheide zog und
dann langsam zu ihrer Freundin den Hals hoch kroch.
    Oben
angelangt machte sie sich siegessicher an das Kappen der straff gespannten
Schnüre, um danach das Schwert zu heben und den letzten Kopf, der noch
Gelegenheit zum Atmen hatte, mit einem mächtigen Hieb zu spalten, aber da
bäumte sich die verknotete Hydra ein letztes Mal auf und Wendy fiel… Direkt auf
harten Sand. Viel härter und unnachgiebiger als vorhin.
    “Niemand
nennt mich ungestraft Mistvieh, Awendela Drake. Dein Vater hatte damals mehr
Respekt vor dem Alter.”
Wendy hob den Blick und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit einer schwarz
verhüllten Gestallt wieder, deren Mantel stark glänzte und so fließend wirkte,
als bestünde das Material des Stoffes ebenfalls aus Seewasser. Sie streckte
eine Hand nach ihr aus und Wendy sah eben jene Schuppen auf den Fingern
schillern, die denen der Hydra ähnelten und sie war es auch. Zurückverwandelt
in ihre menschliche Gestalt. Nicht schön aber auch nicht hässlich. Tiponi lag
nun ungefesselt zu ihren Füßen.
    “Lass uns zu
deinen Freunden gehen, Kriegerin. Pia Nicolasa und Devena Catalina siegten
bereits über zwei Mitglieder meiner Familie. Auch deine Prüfung gilt als
bestanden.”
Wendy nahm die Hilfe zum Aufstehen

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