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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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andere, nachdem sie ihre ebenmäßigen und
makellosen Gesichtszüge studiert hatte.
Juno hatte natürlich ihren gefälschten Reisepass bei sich, auf dem sich Stempel
aus aller Welt fanden und der sie als 25-Jährige auswies. Sie musste bald einen
neuen beantragen.
    „ Bienvenue
au Blue Note, Mademoiselle Felix !“
Sie bekam ihren Ausweis zurück und betrat das ehemalige Theater, ohne auf den
Unmut der Wartenden zu hören, sie sich noch eine ganze Weile lang die Beine in
den Bauch stehen würden müssen. Der neue Besitzer hatte sich sehr weit von dem
Konzept des „Studio 54“ entfernt, was eine gute Entscheidung gewesen war, weil
man den alten Glanz eben nicht wieder zum Leben erwecken konnte. Der Club
unterschied sich wohltuend von anderen in der Stadt, da hier kein wummernder
Bass, der ohrenbetäubende Kakophonien untermalte, durch die Boxen dröhnte. Die
dezente Beleuchtung bestand aus gedimmten Kristallleuchtern und Kerzen, die
Einrichtung war in Schwarz und Königsblau gehalten. Der Boden aus matt
glänzendem Granit mit goldenen Sprenkeln darin und die Musik live von einer
Jazzband gespielt, die ausnahmslos Smokings trugen und eine Sängerin in einem
schwarzen glitzernden Abendkleid begleiteten, deren samtige Stimme wohltuende
Tonfolgen sang. Die Gäste trugen allesamt große Abendgala und die Damen meist
exquisiten Schmuck. Die Reichen und die Schönen.
Juno steuerte sofort die Bar an, wo sie einen Hocker in der ruhigen Ecke
erklomm, wo sie den meisten Gästen den Rücken zuweisen würde, da sie kein
Interesse daran hatte, neue Bekanntschaften zu schließen. Sie hatte nur
wohltuende Ruhe gesucht und mit diesem Ort einen wahren Glücksgriff getan.
Keine Vampire weit und breit. Einfach nur gewöhnliche Menschen, die Halloween
ein wenig exklusiver feierten. Champagner und erlesener Cognac für mindestens
100 Dollar das Glas flossen in Strömen.
    „Was kann ich
Ihnen bringen?“, fragte der Barkeeper, der ein weißes Hemd und Fliege trug und
mit seinen graumelierten Haaren ein bisschen an Richard Gere erinnerte.
    „ Sazerac. “,
antwortete Juno und war angenehm überrascht, dass der Mann nicht einmal mit der
Wimper zuckte, weil der Cocktail auf der Basis von Absinth den wenigsten
Barkeepern bekannt war. Sie beobachtete den Mann hinter den dunklen Gläsern
ihrer Sonnenbrille, die sie wieder aufgesetzt hatte und stellte zufrieden fest,
dass er die historisch richtigen Handgriffe tat. Wie bei Bonds Martini wurde
der Shortdrink nur gerührt und nicht geschüttelt.
Juno machte sich nicht die Mühe, dem Mann zu sagen, dass sie die Etagere mit
den appetitlichen Häppchen nicht nutzen würde und dass er sie wegnehmen konnte.
Sie zog dafür ihr Zigarettenetui aus der Tasche und nahm die schwarze
Jugendstil Zigarettenspitze aus Silber und Ebenholz heraus, die sie mit
Vorliebe benutzte. Sie rauchte nicht oft, obwohl es ihren Lungen keinen Schaden
mehr zufügen konnte. Früher hatte man sie als Kettenraucherin bezeichnen
können. Und als Drogensüchtige . Juno hob das Glas an die Lippen und
nippte an der goldroten Flüssigkeit, die sie auf der Zunge hin und her tanzen
ließ, bis sie die einzelnen Geschmackskomponenten auseinander halten konnte.
Hier konnte sie es aushalten, bis der Alkohol ihre überempfindlichen Sinne
wenigstens ein bisschen benebelte.
     
    ° ° °
    “Komm, lass
uns woanders hingehen. Die Stimmung hier ist beschissen.”, sagte Thibault ein
paar Schnäpse und eine endgültig leere Erdnussschale später.
“Ich habe keine Lust mehr auf Verkleidung. Die Frauen hier sind sowieso nicht
meine Kragenweite.“
Er nahm Murchadh die Flasche weg, rutschte vom Hocker und zog seinen Freund im
Bettlaken mit sich nach draußen.
“Wir fahren zu mir. Verpassen dir einen Anzug und dann sehen wir weiter.” Den
Wagen mussten sie selbst holen. Einen Fahrdienst gab es in dieser weniger
elitären Gegend nicht. Thibault sagte, er fror sich den Hintern ab in seinem
Römerröckchen und den goldenen Ledersandalen. Chadh kommentierte das nicht
weiter. Ihm war auch kalt. Jedoch aus ganz anderen Gründen. Die Fahrt dauerte
nicht lang. Thibaults Eltern waren zu irgendeiner Feierlichkeit eingeladen und
sie hatten sturmfreie Bude. Alles war vom Feinsten. Chadh verwettete sein
Bettlaken darauf, dass es auch hier Duschköpfe mit Massagefunktion gab.
    “Wir haben ja
ungefähr dieselbe Größe. Das ist gut. Ich hab da so einen Armani…”
    “Was?” Chadh
war sich nicht sicher, was Thibault ihm da gerade andrehen wollte.
Dieser

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