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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Lancaster würde sie hüten wie einen
kostbaren Schatz. Er würde sie mit Liebe und Wärme überschütten und seine
Familie mit seinem Leben beschützen. Es klang beinahe zu gut, um wahr zu
sein.
Juno gehörte nicht zu den Zuschauern, die der neuen Riege Beifall spendete. Sie
verspürte größten Respekt für die erbrachten Leistungen, aber sie empfand diese
Zurschaustellung als abstoßend. Sie fühlte sich an die eigene Prüfung erinnert,
die sie hatte ablegen müssen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass sie nach
der Umwandlung eine Immaculate geworden war und sie für den Posten als Nuntia in Frage kam.
    Sie war
erleichtert, als die Zeremonie im großen Saal endlich zu Ende war und wollte
ihrem Vorgesetzten mitteilen, dass sie sich nun zurückziehen würde, da brach
Pia Nicolasa in Uriens Armen zusammen. Juno blieb mit den anderen zurück,
obwohl die Sophora sie mit einer kleinen Demonstration ihrer Macht in ihre
Schranken verwiesen hatte. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat, da sie
kaum Neugier oder Sensationslust verspürte, wie es andere an ihrer Stelle getan
hätten. Vielleicht lag es daran, dass sie ein perverses Vergnügen dabei
empfand, sich selbst leiden zu lassen. Sie hatte noch nie mit jemandem in der
Welt der Immaculate über Bertrand gesprochen. Neben Sidonie und Malcolm war die
Sophora die einzige, die das ganze Ausmaß der Geschichte kannte. Eigentlich
hatte sie erwartet, dass die Frau sich sofort an Manasses wenden würde, um ihm
das alles brühwarm zu servieren. Andere Sophoras hätten das sofort getan.
Juno stand abseits von den anderen, die sich zum Teil ziemlich aufgeregt
unterhielten, allen voran Devena Catalina, die ihrem Element wahrhaftig zu
entsprechen schien. Als das Orakel in Begleitung von Devena Flavia aus der Tür
trat und verkündete, dass Pia Nicolasa in anderen Umständen war, weil sie von
Baal gesegnet worden war, empfand das Juno wie einen Schlag ins Gesicht.
Mit eiskalter Wut im Blick materialisierte sie sich sofort in ihre Gemächer und
stürmte dort hinaus auf den Balkon, um die kühle Nachtluft tief einzuatmen.
    Baal hatte
sie verflucht! Wie konnte man dabei von einem Segen sprechen?!
Juno wusste selbst, dass es nur an dieser Nacht lag, dass sie so ungewöhnlich
empfindlich auf die kleinsten Andeutungen reagierte. Und hier im Castle waren
die Gefühle beinahe unerträglich, weil die Magie hier praktisch in jedem Stein
steckte und die Luft scheinbar elektrisch auflud.
Bilder aus ihrem alten Leben in New York stiegen in ihr auf, die auch die Kälte
hier draußen nicht vertreiben würde. Langsam schritt sie zurück in ihr Zimmer,
wo sie ihrem Bett einen gleichgültigen Blick zuwarf. Sie hatte seit ihrer
Ankunft kaum geschlafen, immer nur zwei oder drei Stunden, bevor der Morgen
graute, zusammengekauert in einem Sessel. Und dennoch fühlte sie sich rastlos
und so wach, als hätte sie ein Aufputschmittel genommen.
Sie ging vor der altmodischen Reisetruhe in die Knie, die sie noch als
Studentin auf einem Flohmarkt in Paris erworben hatte. Sie war ihr beständiger
Begleiter auf Reisen, auch wenn sie sich eine komplette Reiseausstattung von
Louis Vuitton hätte leisten können. Früher hätte sie über die Dicke ihres
jetzigen Bankkontos frohlockt, doch hatte Geld für sie längst jegliche
Bedeutung verloren, es sei denn, es ging darum, ihr Einsiedlerleben damit
aufrechterhalten zu können.
    Sie konnte
nicht hier bleiben, nicht heute Nacht.
New York war nur einen Katzensprung entfernt, so dass sie nicht einmal einen
Wagen benötigen würde. Sie konnte zwar keinen Ozean überwinden, aber ihre Macht
genügte für die einfache Strecke nach Manhattan. Juno hob einige
Kleidungsstücke aus der Truhe und trug sie zum Bett, wo sie dann das Ornat der
Nuntia zu Boden gleiten ließ, unter dem sie einfaches weißes BH-Hemdchen und
das dazu passende Höschen trug. Diese Kombination war kein Vergleich zu der
Wäsche, die sie früher getragen hatte, wenn sie welche getragen hatte. Sie
hatte es geliebt, ihren perfekten Körper zur Schau zu stellen und meist Kleider
mit tiefen Ausschnitten und aus fließenden Stoffen den Vorzug gegeben. Juno
lächelte schmal und legte die ausgewählte Kombination an, in der sie damals
kaum das Haus verlassen hätte.
Während sie das weiße Hemd langsam zuknöpfte, fiel ihr Blick auf den Anhänger,
von dem sie geglaubt hatte, ihn nie wieder sehen geschweige denn je wieder
tragen zu müssen. Sie griff danach, um ihn sich über den Kopf zu ziehen, doch
in

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