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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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warf nur wieder lachend seinen Kopf in den Nacken und klopfte ihm auf
die nackte Schulter. Eine Geste, die das Tier in ihm nervös machte. Chadh
schnaubte missbilligend. Thibault war allerdings schon längst in seinem
Ankleidezimmer verschwunden. Murchadh blieb unschlüssig davor stehen. Eine
Weile später trat Thibault in Boxershorts heraus und hielt ihm einen schwarzen
Kleidersack entgegen. Ohne die Verkleidung war er noch attraktiver. Seine Augen
blitzten so hell wie Chadhs, nur eine ganze Spur grauer.
    “Probier mal.
Ich bring dir noch Socken und kaum getragene Schuhe, die dazu passen.”
Nachdem Chadh den Sack entgegen genommen hatte, flog ihm eine Sekunde später
ein frisch gestärktes weißes Hemd entgegen. Almosen. Würde er dafür nicht
letztendlich doch einen Preis bezahlen müssen?
    “Ich kann das
unmöglich annehmen.”, rief er deshalb in das Ankleidezimmer hinein, öffnete
aber gleichzeitig den Sack, in dem der Anzug lag. Der Stoff fühlte sich gut an
unter seinen noch leicht schmerzenden Fingern. Richtig edel und teuer.
    “Quatsch
nicht, Alter. Wir sind Freunde. Natürlich kannst du das. Als Enforcer habe ich
das Anrecht auf mindestens drei Maßanzüge pro Jahr. Von den Uniformen mal
abgesehen. Ich habe so viele Klamotten. Mir wird gar nicht auffallen, dass was
fehlt. Nimm es ruhig. Diesen da hatte ich nicht einmal an. Er ist praktisch
noch frisch verpackt. Das Hemd steckte ebenfalls noch in der Schachtel. -Nimm
es ruhig.“
Noch einmal steckte Thibault den Kopf aus der Tür, er war bereits dabei, sich
ein schwarzes Hemd zuzuknöpfen. Chadh schluckte immer noch unschlüssig, fing
dann aber doch an, sich anzuziehen. Immerhin hatte er Thibault vor fünf Nächten
das Leben gerettet. Da stand ihm dieser Anzug irgendwie zu.
    Eine knappe
halbe Stunde später trafen Chadh und Thibault wie aus dem Ei gepellt ebenfalls
vor dem Blue Note ein. Thibault zerrte den sich umsehenden und etwas
verloren wirkenden Murchadh mit sich zum Eingang. Die hübsche Frau dort
erkannte ihn sofort und ließ sich mit Küsschen begrüßen. Chadh begutachtete sie
kritisch, fand aber keinen offensichtlichen Makel wie bei Tulip. Sie war eine
gewöhnlich schöne Sterbliche, die sich für ungewöhnlich schöne Männer wie
Thibault erwärmte. Sie wurden sofort eingelassen, nachdem Thibault der Dame
versichert hatte, der Blonde würde zu ihm gehören. Sie beachtete ihn nicht
weiter, sondern sah dem flotten Dunkelhaarigen hinterher, der Chadh kurzerhand
sich selbst überließ, weil in diesem Club hier offenbar mehr nach seinem
Geschmack zu finden war.
Chad sah sich allein um. Die Musik hier war dezent und nicht aufdringlich für
die Ohren. Das Ambiente wie der Anzug schick und oberflächlich gediegen. Das
Blau in der Einrichtung gefiel ihm. Genauso wie das dezente Licht von Leuchtern
und Kerzen, das seinen empfindlichen Augen eher schmeichelte, statt sie zu
blenden. Alle Gäste waren überaus geschmackvoll gekleidet und diesmal passte er
perfekt in dieses gehobene Bild von Luxus. Trotzdem würde er sich hier weder
ein Glas Schnaps noch ein Wasser leisten können, ohne Thibault diesmal direkt
um Hilfe bitten zu müssen. Trotzdem setzte er sich an die Bar. Neben einen
relativ schmächtigen Kerl, den er im Moment nur von hinten sehen konnte. Erst
als Chadh saß, bemerkte er, dass der Mann eigentlich eine Frau war, die ohne
Klamotten noch dünner sein musste, als es den Anschein hatte. Sie sah ziemlich
schlecht aus. Aber das war ja nicht sein Problem. Er würde bald genauso
aussehen, wenn er nichts zu trinken bekam.
Just in dem Moment fragte ihn der Barkeeper nach seinen Wünschen. Thibault war
nirgendwo zu sehen. Chadh spielte mit einem Streichholzbriefchen aus Lackpapier
herum und schüttelte den Kopf.
    “Danke, im
Moment nichts.” Wenn er nicht schreien musste, um sich Gehör zu verschaffen und
die Wut und der Hunger sich in seiner Stimme sich für einen Augenblick
ausblenden ließen, klang sie tatsächlich warm beinahe schüchtern. Im Grunde war
dies hier wieder nichts weiter als ein Ort, an den er nicht passte. Wenn er
klug war, nutzte er die Gelegenheit und verschwand einfach. Dann hatte er
wenigstens noch einen schönen Anzug aus dem Abend herausgeschlagen.
    . . .
Juno war erst bei ihrem dritten Drink angekommen. Sie hatte sich bisher auch
keine weitere Zigarette angezündet. Irgendwie verlor sich der Reiz des kleinen
Lasters, wenn man ihn mit niemandem teilen konnte. Ihre innere Unruhe hatte
leicht nachgelassen, nachdem sie sich

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