Eine Sacerda auf Abwegen
da es hier ja etwas wirklich Unglaubliches
zu feiern gab und die beteiligten Personen allesamt mehr vertrugen als die
gesamte US-Marine zusammen. Feucht-fröhlich beschrieb es nicht annähernd und
die Männer hatten noch eine Weile ohne die Damen zusammen gesessen, die derweil
bestimmt mit der werdenden Mutter wichtige „Frauengespräche“ geführt hatten.
Ausgenommen Flavia und Catalina… Die konnten die ganze Wolfsgarde unter den
Tisch saufen.
Aber ni-nicht mi-mich! Brock lallte sogar in Gedanken.
Den Weg zurück in sein Zimmer zu finden, war eine ziemliche Herausforderung
gewesen, da er sich noch nicht perfekt im Castle auskannte. Er hoffte, bei
seinen schwankenden Versuchen irgendwo Halt zu finden, nicht kostbare
Kunstgegenstände zerdeppert zu haben. Er konnte sich jedenfalls an keinen Krach
erinnern. Materialisieren wäre natürlich schlauer gewesen, doch dazu war er
wirklich zu besoffen und bei weitem nicht so fit darin wie die anderen Männer,
die das ja schon länger machten. Zudem hatte Damon, mit dem er einen
abschließenden Absacker gekippt hatte, seine süße Nico, auf die er sich
konzentrieren konnte, um den Weg ins eheliche Bett zurück zu finden.
Brock erinnerte sich nicht mehr genau an das Gespräch, das er mit seiner Herrin
geführt hatte, zu dem er sie kurz nach draußen gezogen hatte, um allein mit ihr
sein zu können. Er musste in jedem Fall das Richtige gesagt haben, da er sich
wenigstens daran erinnerte, dass sie ihm freudestrahlend um den Hals gefallen
war.
Mit zitternden Händen fummelte Brock an den Knöpfen seines schicken Hemdes, um
dann voller Unmut zu knurren, weil die blöden Knöpfe ihm ständig aus den
Fingern sprangen, so dass er entschlossen zupackte und es sich einfach vom Leib
riss, um es achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Noch bevor er nach seiner
Gürtelschnalle greifen konnte, schwankte er erneut und fiel dann schwer wie
eine gefällte Eiche quer über das Bett, das zum Glück dafür gebaut war, solche
Schwergewichte wie ihn aufzufangen.
Er fiel sofort in einen tiefen Schlaf, wobei er leise schnarchte, weil er so
verdreht dalag und zudem einen Tick zu entspannt vom Alkohol war. Sein Körper
arbeitete auf Hochtouren, um die Promille zu verarbeiten, die er ihm heute
zugemutet hatte. Wie ein kleines Kraftwerk.
. . .
Da war noch Licht hinter den Fenstern des Wolfes. Vollkommen außer Atem,
durchnässt und dreckig vom Nebel und Waldboden sah Concordia mit zufrieden
aufglühenden Augen die Castlemauer empor. Da sie sich schon einmal dorthin
materialisiert hatte, war es selbst in den berauschenden Nachwehen des
Rauchfeuers, der Opferungen und der rituellen Geisterbeschwörungen zu finden.
Ihre grünen Augen wirkten dunkler als sonst, die Lider schwer. Ihre Wangen
waren gerötet von der Morgenfrische und dem gehetzten Lauf, der hinter ihr lag.
Sie war hungrig von den zurückliegenden Strapazen des Rituals, was aber nichts
im Vergleich zu dem brodelnden Verlangen war, das sie gerade empfand. Sie
musste da hoch. Sofort. Hinauf zu ihm und klarstellen, dass sie keine Spielchen
spielte. Dass sie keine von diesen törichten kleinen Nymphen war, die sogar einem
attraktiven Schatten nachjagen würden, wenn dieser sich ihnen präsentierte.
Brock Wolfe hatte einen höchst attraktiven Schatten und er selbst war absolut…
animalisch. Nichts desto trotz hatte er sie indirekt beleidigt und sie forderte
eine Entschuldigung.
Mit einem
Laut, der eine wilde Entschlossenheit ausdrückte, verschwand Cordi aus dem
Schatten der Mauer und tauchte im nächsten Moment direkt auf dem Fenstersims
sitzend in seinem Schlafzimmer auf. So lasziv wie nur möglich platzierte sie
sich, feucht und schmutzig wie sie war, mit gelösten Haaren auf dem kalten
Stein, der ihr schon ein wenig in den Hintern brannte. Sie konnte froh sein,
dass Immaculates nicht unbedingt zu Schnupfen neigten. Sonst könnte diese
kleine Episode hier unter Umständen übel ausgehen. Ihre sonst so anmutige
Grazilität schien ihr abhanden gekommen zu sein. Jedenfalls schwankte sie nach
dem Materialisieren, als wäre sie betrunken und das Licht auf dem Nachttisch
neben dem Bett blendete sie für einen Moment so, dass sie nichts und niemanden
erkennen konnte.
Mit einem kleinen Huch auf den Lippen, der ihren Schreck untermalte, als sie
fast vom Sims rutschte, weil eine neue Welle Schwindel sie überkam, der nur von
den Kräutern ihrer Schwestern herrühren konnte, krallte sie sich am steinernen
Rand fest und brachte sich erneut in Position.
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