Eine schnelle Novelle
musste oder ein paar Grundnahrungsmittel brauchte. Einmal hatte sie vorgeschlagen, sich mit dem netten Kassierer an Kasse drei zu verabreden, aber nachdem ich sie darauf hinwies, dass das Jüngelchen höchstens siebzehn war, sah sie ein, dass das wohl nicht das Richtige für mich war. Man konnte das Glück eben auch nicht erzwingen, und ich war eigentlich ganz froh darüber, wieder ein einsames, aber ruhiges Leben zu führen. Als ich eines Nachts die Wiederholung einer alten Folge von Dr. Narkose guckte und dabei fast einschlief, ahnte ich noch nicht, dass sich das schlagartig ändern sollte.
Ich kämpfte gerade mit mir selbst, ob ich es wohl schaffen würde, mich vom Sofa zu erheben und mich ins Bett zu begeben, als ich hörte, wie sich meine Wohnungstür öffnete. Im ersten Moment war ich fast starr vor Schreck, aber dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Richard! Wütend sprang ich auf und stürzte in Richtung Flur – dem würde ich ordentlich die Meinung geigen.
»Was fällt dir ein?« brüllte ich los, als ich die Tür zwischen Wohnzimmer und Diele aufriss. Dann blieb ich allerdings wie angewurzelt stehen. Vor mir stand nicht Richard. Es war Norbert, der mir da so unverhofft einen Besuch abstattete.
»Ach du Scheiße!« meinte Zwo. Das konnte sie laut sagen. Na ja, konnte sie nicht, deswegen tat ich es. »Ach du Scheiße!« Dann sammelte ich mich wieder. »Was willst du denn hier?«
Norbert grinste mich an. »Ich dachte, ich bringe dir deinen Schlüssel und deine Sachen wieder.« Wieso hatte ich Depp nicht schon längst das Schloss auswechseln lassen? An alles hatte ich gedacht, hatte meine Kreditkarten gesperrt und mich um neue Papiere gekümmert, aber ausgerechnet den Schlüssel hatte ich total vergessen. Ich war aber auch zu dämlich!
»Danke«, versuchte ich so ruhig wie möglich zu sagen.
»Dann kannst du ja jetzt gehen.«
»Ach, ich denke, ich bleibe noch ein Weile.« Sagte er und machte einen Schritt auf mich zu. Ich kiekste erschreckt und sprang zurück; erst jetzt merkte ich, dass Norbert offensichtlich ein bisschen tief ins Glas geguckt hatte. Hilfe!
»Das denke ich nicht«, hörte ich auf einmal Richard hinter Norbert sagen. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Mit einer schnellen Handbewegung hatte Richard Norbert beim Schlafittchen gepackt und beförderte ihn, ehe er noch wusste, wie ihm geschah, ins Treppenhaus. Er hörte, wie er versuchte, sich gegen Richard zu wehren, aber dafür war er vermutlich viel zu betrunken. Wenige Augenblicke später fiel die Haustür unten donnernd ins Schloss.
»Puh«, stöhnte Zwo, »jetzt hatte ich aber gerade mal ein kleines bisschen Schiss.«
»Was glaubst du, was ich hatte?«
»Alles in Ordnung?« fragte Richard, als er wieder in meine Wohnung kam.
»Ja, nichts passiert.« Ich hätte ja eigentlich bis in die Ewigkeit auf ihn böse sein sollen, aber trotzdem musste ich in diesem Moment beinahe lachen. »Sieht so aus, als hättest du mich schon wieder gerettet.«
»Stimmt. Gut, dass ich gerade von der Arbeit gekommen bin.«
»Jetzt?« fragte ich. »Es ist nach Mitternacht!«
»Ja, ich hatte ein längeres Shooting.«
»Ein Shooting?« War er bei der Mafia, oder was?
»Ich bin Fotograf«, erwiderte Richard. In diesem Augenblick ging mir ein ganzer Kronleuchter auf.
»Fotograf?« Richard nickte. »Dann war die Frau, die neulich bei dir war, als wir zusammen essen wollten …« Richard nickte.
»Ein Model, ja. Wir mussten noch ein paar Aufnahmen für ihre neue Set-Karte machen, und ich hatte darüber völlig die Zeit vergessen. Ich wollte dir das ja erklären, aber du warst so schnell weg und danach wie vom Erdboden verschluckt.«
»Dann sind die anderen Frauen, die hier andauernd durchs Haus laufen, auch alle Models?« hakte ich nach. Das war zu schön, um wahr zu sein.
»Ja, sicher. Oder glaubst du, einer wie ich hat einen Harem?« Dazu sagte ich jetzt lieber nichts, ich freute mich einfach nur.
Was meinst du? funkte ich an Zwo. Geben wir ihm noch eine Chance? Und fügte sicherheitshalber direkt dazu: Und gnade dir Gott, wenn du jetzt das Falsche sagst!
»Och«, sagte Zwo, »mach mal. Ich fand ihn ja eigentlich immer schon ganz nett …«
Und – was soll ich Ihnen sagen? Das war das letzte, was ich seitdem von ihr gehört habe. Ich hoffe nur, es bleibt dabei.
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