Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine schwimmende Stadt

Eine schwimmende Stadt

Titel: Eine schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
warmen Händedruck. Einige Augenblicke später wurde Corsican von einem Seemann aufgesucht, der ihn zu sprechen wünschte, er grüßte den Hauptmann in seiner kurzen, wenig förmlichen Art und sagte dann:
    »Mein Herr, die Kameraden haben mich abgeschickt, Ihnen zu sagen, daß Sie ein braver Mann sind Wir Alle danken Ihnen im Namen des armen Wilson, der Ihnen ja selbst nicht mehr danken kann.«
    Hauptmann Corsican drückte gerührt dem Matrosen die Hand.
    Der Lootse war ein kleiner Mann von wenig seemännischem Aeußern, mit einer Mütze von Wachsleinwand, schwarzen Beinkleidern und einem braunen Ueberrock mit rothen Litzen bekleidet und hatte einen Regenmantel um. Er war jetzt Herr an Bord.
     

    Ich beobachtete das aufsteigende Gewitter. (S. 125.)
     
    Als er auf’s Verdeck gesprungen war, hatte er, noch bevor er die Brücke bestieg, ein Bündel Zeitungen abgegeben, auf das die Passagiere mit großer Hast zustürzten. Man bekam hier zum ersten Mal wieder Nachrichten aus Europa, und dies war das politische und bürgerliche Band, das sich von Neuem zwischen dem Great-Eastern und den beiden Continenten anknüpfte.

     
    Man signalisirte einen kleinen Schooner. (S. 126.)
Dreiunddreißigstes Capitel.
Das Duell und sein kritischer Ausgang.
    Das Gewitter war wirklich herausgezogen und der Kampf der Elemente sollte beginnen; dichte Wolken von eintöniger Färbung rundeten sich über uns; die verdüsterte Atmosphäre gewährte einen fast flockigen Anblick; die Natur schien Doctor Pitferge’s Prophezeiungen bestätigen zu wollen. Der Steamer verminderte nach und nach seine Schnelligkeit, die Räder lieferten jetzt nur drei bis vier Umdrehungen in der Minute; durch die halbgeöffneten Ventile entwichen weiße Dampfwirbel, und die Ankerketten wurden klar gelegt. An der Besanstange wehte die britische Flagge. Kapitän Anderson hatte, wie man sieht, alle Anordnungen zum Ankern getroffen. Von der Höhe des Steuerbordradkastens ließ der Lootse den Steamer durch Zeichen mit der Hand seine Schwenkungen in dem engen Fahrwasser ausführen, aber schon nahte die Ebbe, und so konnte die Sandbank, die die Mündung des Hudson schneidet, von dem Great-Eastern nicht mehr überschritten werden. Man mußte nothgedrungen bis zum andern Morgen auf die Fluth warten! Noch ein Tag!
    Um drei Viertel auf fünf wurden auf Anordnung des Lootsen die Anker in den Grund gesenkt, und die Ketten liefen mit einem so lauten klirrenden Krachen durch die Klüsgaten, daß ich einen Augenblick glaubte, das Gewitter fange an sich zu entladen.
    Als die Schaufeln sich in den Sand gesetzt hatten, drehte der Dampfer sein Vordertheil dem Drange der Ebbe zu und blieb unbeweglich; kein Kräuseln des Meeres brachte das Schiff aus der wagerechten Lage, der Great-Eastern war zu einer Insel geworden.
    In diesem Augenblick erscholl zum letzten Mal die Trompete des Steward; sie rief die Passagiere zum Abschiedsessen. Die
Société des Affréteurs
wollte ihre Gäste heute mit Champagner bewirthen, und nicht einer der Passagiere hätte heute beim Diner fehlen mögen. Nach Verlauf einer Viertelstunde waren die Säle überfüllt und das Verdeck leer und verödet.
    Und doch, sieben Plätze sollten bei dem Festmahl unbesetzt bleiben, denn ebenso viele Personen bereiteten sich zu einem grausigen Spiel um Leben und Tod vor: die beiden Gegner, über deren Leben die Würfel im Zweikampf entscheiden sollten, und die vier Zeugen nebst dem Doctor, die sich eingefunden hatten, um ihnen zur Seite zu stehen. Die Zeit zum Duell wie auch der Ort zum Kampfe waren gut gewählt; das Verdeck hatte sich, wie schon erwähnt, vollständig geleert, denn die Passagiere waren in die »Dining-rooms« hinabgestiegen, die Janmaats befanden sich auf ihren Posten und die Officiere in ihren Privatzimmern. Da das Schiff unbeweglich vor Anker lag, hatte auch der Steuermann seinen Platz auf dem Hinterdeck verlassen. Um fünf Uhr zehn Minuten gesellten sich Fabian und Corsican zu dem Doctor und mir. Ich hatte meinen Freund seit der Spielscene nicht wiedergesehen; er erschien mir jetzt wie von tiefer Traurigkeit übermannt zwar, aber in seiner gewöhnlichen, vollen Ruhe. Das Duell kümmerte ihn wohl wenig; seine Gedanken weilten bei Ellen, seine unruhigen Blicke suchten sie überall. Er reichte mir, ohne ein Wort zu sprechen, die Hand.
    »Harry Drake ist noch nicht hier? fragte Hauptmann Corsican.
    – Bis jetzt noch nicht, antwortete ich.
    – Begeben wir uns nach dem Ort des Zusammentreffens, auf’s

Weitere Kostenlose Bücher