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Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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abweisen ließ. »Das sollte ich wohl, nicht wahr? Ich werde Euch besuchen, Lady Lillian.«
    Hatte er das wirklich gerade gesagt?
    Ihr Blick verriet ihm, dass sie überrascht wirkte, doch jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. Er sorgte dafür, dass sie bemerkt wurden, als sie gemeinsam den Ballsaal betraten, verabschiedete sich in Hörweite anderer Gäste von ihr und entfernte sich. Er musste sich beeilen, wenn er das Treffen nicht verpassen wollte.
    Er suchte den Wintergarten, in dem es nach Treibhausblumen und nach feuchter Erde roch und der über einen Ausgang zum Garten verfügte. In der Dunkelheit tastete er sich zwischen den Pflanzen durch. Er wusste nicht, wohin Kinkannon sich gewendet hatte – er an seiner Stelle hätte sich ziemlich weit zurückgezogen, etwa dorthin, wo der Wirtschaftsgarten begann. Dieser Teil des Grundstücks wurde zu so später Stunde bestimmt von niemandem mehr aufgesucht. Und Gäste hielten sich dort schon gar nicht auf.
    Damien sollte sich mit seiner Vermutung täuschen. Kinkannon schien anderer Ansicht über die geeignete Ortswahl zu sein. Der Gemüsegarten jedenfalls war leer, und die vom Mond schwach beleuchteten Beete lagen unberührt da. Er überlegte, welche Möglichkeit jetzt noch blieb. Vielleicht dachte der Mann gar nicht so professionell, und die Lösung war viel einfacher.
    Ihm selbst lagen komplizierte Gedankengänge mehr. Er war es gewohnt, Probleme zu wälzen und seinen Verstand zu benutzen, um einen raffinierten Gegner zu bezwingen. Hier musste er direkter vorgehen und sich etwa fragen: Wo fand man einen Unterstand und wurde nicht nass? Wo war man ungestört, ohne sich in einem Garten die Schuhe zu verderben?
    Kinkannon musste in der Laube sein, folgerte Damien und lag mit dieser Vermutung richtig, denn schon aus einiger Entfernung erkannte er seinen Schatten.
    Beim Annähern bemerkte er, dass der Mann mit seinen Fingern ungeduldig auf seine Oberschenkel trommelte. Er war untersetzt, aber nicht unbedingt dick. Die blonden Haare trug er modisch zurückgekämmt, und hätte Damien nicht von Charles’ Verdächtigungen gewusst, wäre er nicht auf die Idee gekommen, einen Erpresser vor sich zu haben. Einen, der sich Mitglieder der Gesellschaft herauspickte, über die er etwas wusste, was niemand wissen sollte. Und unter Umständen war er vielleicht sogar ein Mörder.
    Peyton brachte ihn offenbar in Verbindung mit dem Verschwinden eines jungen Mannes, dem Kammerdiener des Premierministers. Natürlich wäre es denkbar, dass der junge Mann einfach aus eigenem Antrieb verschwand. Aber Charles zufolge hatte der Diener all seine Sachen zurückgelassen und war bis zu seinem Verschwinden äußerst zuverlässig gewesen. Keiner konnte sich vorstellen, dass er seinen Posten einfach ohne ein Wort verlassen hätte. Als man die anderen Bediensteten befragte, gab einer der Lakaien zu, dass er in letzter Zeit sehr gereizt und abwesend gewirkt habe, und erwähnte den Namen Kinkannon in Verbindung mit einem Treffen, das wenige Tage vor dem unerklärlichen Verschwinden stattfand.
    »Was wollt Ihr?«
    Eine Gestalt tauchte auf dem Kiesweg zwischen den sauber gestutzten Bäumen auf. Die Bewegungen des Mannes wirkten eindeutig angespannt, wie Damien selbst bei dieser dürftigen Beleuchtung erkannte. Er wich zurück und verschmolz reglos mit den Schatten.
    »Wenn Ihr mich nicht bezahlt, Lawson, werdet Ihr als der Prasser entlarvt, der Ihr seid.«
    Der zweite Mann war schlank und noch recht jung. Er ballte die Fäuste, und in seinem Gesicht arbeitete es. »Ich konnte ja nicht mal meine Schulden bezahlen. Wie soll ich denn jetzt Euch bezahlen?«
    »Lasst Euch was einfallen.«
    »Verdammt, Kinkannon! Glaubt Ihr etwa, dass ich das nicht längst versucht habe? Aber ich weiß keine Lösung. Warum tut Ihr mir das bloß an?«
    »Ich helfe damit lediglich einem Freund.«
    »Indem Ihr meine Schuldscheine kauft und von mir das Doppelte verlangt?«
    »Denkt Ihr denn allen Ernstes, Lord Hanover würde Euch noch in die Nähe seiner Tochter lassen, wenn er wüsste, in welch desolatem Zustand sich Euer einst so üppiges Vermögen befindet? Ihr habt nicht nur alles verpulvert, sondern zudem noch eine Menge Schulden aufgehäuft. Wenn Ihr wirklich so versessen auf Hanovers hübsches Töchterchen seid und der Gedanke an den Schuldturm Euch schreckt, nun …« Kinkannon spreizte die Hände und zuckte mit den Schultern. »Ich gebe Euch noch eine Woche.«
    Im kalten Licht der Sterne wirkte Lawsons Gesicht

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