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Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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dass es schwer ist, den Krieg zu vergessen. Mir scheint es so unvorstellbar …«
    »Und ich würde nicht mal wollen, dass Ihr versucht, ihn Euch vorzustellen.«
    Sie hätte ihn gerne gefragt, wie es genau zu der Verletzung seines Beins gekommen war, aber nachdem sie selbst ihm gerade eine ausführliche Erklärung verweigert hatte, durfte sie ihrerseits keine von ihm erwarten. Zumal sie nicht wusste, inwieweit er sich durch diese Behinderung in seinem Stolz getroffen fühlte. Männer konnten da schon sehr merkwürdig sein.
    Allerdings hatte sie ähnliche Probleme. Es kostete sie selbst jede Menge Überwindung, sich wieder in der Gesellschaft zu zeigen und dabei den Kopf hochzuhalten. Dank der Herzoginwitwe wurde sie zwar zu fast allen wichtigen Partys eingeladen, aber man hieß sie allenfalls halbherzig willkommen. Und das tat weh, jedes Mal aufs Neue. Die britische Aristokratie war nicht gerade dafür bekannt, denen zu verzeihen, die gestrauchelt waren.
    Lily öffnete den Mund, um irgendetwas Unverfängliches zu sagen. Sie wollte das Thema wechseln, von ihrem Fauxpas und seiner Kriegsverletzung wegkommen. Doch dann berührte er sie plötzlich. Seine Hand lag auf ihrem Handgelenk, und er zog sie stumm in eine dunklere Ecke der Terrasse, weg von den Terrassentüren. Leise machte er: »Pst.«

Kapitel 10
    Er war nicht allein wegen der gesellschaftlichen Verpflichtungen zu diesem Ball gekommen. Auch nicht primär, um die Frau zu treffen, die jetzt neben ihm stand, obwohl er das gehofft hatte. Aber eigentlich war er aus einem ganz anderen Grund hier.
    Wegen Edgar Kinkannon.
    Es war der Mann, der unter der Adresse wohnte, die Charles Peyton ihm geschickt hatte.
    Wie passend, dass der fragliche Gentleman, der – wie Damiens Nachforschungen ergaben – alles andere als ein Gentleman war, soeben auf die Terrasse hinaustrat. Damien erkannte sofort diese gespielte Lässigkeit, die vorgetäuschte Ruhe und den scharfen Blick, als er gespielt unbekümmert in alle Richtungen schaute …
    Nicht alle Diebe waren zugleich Spione, aber alleSpione waren Diebe, sofern man Informationen als Besitztum definierte. Besonders dann, wenn es sich um wertvolle Dokumente handelte. Damien erkannte es sofort, wenn sich jemand auf dem Weg zu einer konspirativen Verabredung befand. Schließlich war er oft genug selbst in geheimer Mission unterwegs gewesen. Jetzt war es für ihn vor allem wichtig, von Kinkannon nicht entdeckt zu werden. Er wandte sich Lillian zu, um sein Gesicht zu verbergen. Dann beugte er sich zu ihr hin und flüsterte ihr ins Ohr: »Ihr könnt mir jetzt den Gefallen erwidern, den ich Euch letztens erwiesen habe. Tut einfach, worum ich Euch bitte.«
    Ganz leicht legte er die Hand auf ihre Taille. Es war die Berührung eines Liebhabers, und sein Mund streifte ihren schlanken Hals. Er spürte, wie sie scharf einatmete. Zweifellos nahm er sich eine ungebührliche Freiheit heraus, doch nur so konnte er seine Identität wirklich verbergen. »Tut so, als wären wir nach draußen getreten, um einen Moment für uns allein zu haben. Beobachtet dabei bitte den Mann und sagt mir, in welche Richtung er geht.«
    Die hübsche Lillian war eine gelehrige Schülerin, nickte fast unmerklich. Sie kam gar nicht auf die Idee, sein Ansinnen zurückzuweisen. Damien bemerkte erneut, wie verführerisch sie roch – nach Frühlingsblumen, so leicht und süß … Ihre Haut war herrlich weich. Unwillkürlich musste er wieder an ihren Körper in dem Unterhemd denken, und einen Moment lang wünschte er, Kinkannon würde sich noch länger auf der Terrasse herumdrücken. Dann hörte er jedoch das Geräusch von Schritten auf den Steinstufen, die sich entfernten, und schließlich war da nichts mehr außer dem leisen Rascheln der Blätter in der abendlichen Brise.
    Sie sagte sehr leise: »Er hat den Weg nach rechts genommen.«
    Nur widerstrebend hob Damien den Kopf und verspürte für den Moment keinerlei Lust, sich noch einmal von Charles Peyton einspannen zu lassen. Allerdings durfte Lillian ohnehin nicht länger hier draußen bleiben, wenn es kein Gerede geben sollte. Er bot ihr seinen Arm. »Ich danke Euch. Jetzt sollte ich Euch lieber wieder nach drinnen geleiten.«
    Ihre Finger berührten seinen Ärmel, und sie sagte atemlos: »Aber nur unter der Bedingung, dass Ihr mir in naher Zukunft eine Erklärung liefert.«
    Damien lächelte über den energischen Unterton. Was auch immer zwischen ihr und Sebring passiert sein mochte, sie war keine Frau, die sich einfach

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