Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Charles?«
    »Kryptisch.« Er beugte sich über sie, und sie küssten sich. Ihre Lippen hingen hungrig an seinen, und aus dem Lachen wurde ein seliges Seufzen.
    Und das Seufzen zu einem Stöhnen.
    »Es ist noch hell draußen«, protestierte sie eher halbherzig, als er ihre Röcke hob, den Strumpfhalter löste und den ersten Strumpf nach unten zu rollen begann.
    »Hm.« Er strich mit seinen Lippen über die nackte Innenseite ihres Schenkels, der sich samtweich anfühlte und himmlisch duftete.
    »Damien, wir sind in der Bibliothek .«
    »Wenn ich mich recht entsinne, ist das dein Lieblingsort.«
    »Das schon, aber …«
    Er nahm ihr das Buch aus der Hand, doch ehe er es beiseitelegte, warf er einen Blick auf den Einband. »Was zum Teufel ist das?«
    »Nur ein Buch.« Sie versuchte es ihm wieder abzunehmen, aber er hielt es hoch und las den goldgeprägten Titel im Schein der kleinen Lampe.
    Lady Rothburgs Ratgeber.
    Er konnte das Lachen nicht zurückhalten. »Ich muss nicht einmal raten, von wem du es hast. Es wird bei den Damen der Northfields offenbar unter der Hand weitergereicht. Sag, Liebes, fandest du die Lektüre aufschlussreich?«
    »Ich bin noch nicht ganz durch«, gab Lily zurück und errötete mädchenhaft. »Dann hat mir also jemand aus deiner Familie das Buch geschickt?«
    »Ich erzähle dir eines Tages die ganze Geschichte.« Er legte das Buch behutsam auf ein Tischchen. »Aber jetzt lass uns über anderes diskutieren … Ich liebe dich, du bist mir herrlich nahe, und ich kann nicht warten, bis wir nach oben gegangen sind. War ich wirklich den ganzen Nachmittag fort? Bitte erinnere mich das nächste Mal daran, dich nie wieder so lange alleinzulassen.«
    »Ich liebe dich auch.« Lilys Augen leuchteten.
    »In der Tat glaube ich, dass ich mich auf Anhieb in dich verliebt habe. Auf den ersten Blick. Du hast damals genauso dagesessen wie jetzt. Wer hätte gedacht, dass eine kalte, dunkle Bibliothek eine Romanze dermaßen anheizen konnte?« Seine Hand glitt nach oben, und er spürte, dass sie bereit für ihn war.
    Lily packte sein Handgelenk in dem Moment, als er das Paradies fand. »So sehr ich die Bibliothek auch liebe, Damien …«
    »Ich werde dafür sorgen, dass du sie noch mehr lieben wirst, doppelt sogar …«, sagte er anzüglich und nahm sich fest vor, dieses Versprechen zu halten. Dann begann er das Oberteil ihres Kleides zu öffnen …
    Und er hielt Wort.
    Oktober 1816
    Von der verwitweten Duchess of Eddington an ihre gute Freundin Mrs. Nigella Beecraft
    Liebe Gella!
    Ich hoffe, diese Nachricht trifft dich bei guter Gesundheit an. Mir geht es recht gut, wenngleich mich die steife Hüfte immer mal wieder plagt, und ich bin den gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht mehr so gewachsen wie in meiner Jugend … Weißt du noch, wie beliebt wir im Jahr unseres Debüts waren? Ich habe nie wieder in meinem Leben so viel getanzt. Ach, die Zeit vergeht so schnell.
    Du hast dir gewünscht, dass ich dir über die Ereignisse der soeben zu Ende gegangenen Saison berichte. Ich muss in aller Bescheidenheit verkünden, dass ich nicht nur meine Enkelin verheiraten konnte, mit Jonathan Bourne, dem Earl of Augustine, sondern auch die Hand im Spiel hatte bei der kürzlich erfolgten Eheschließung zwischen Lady Lillian Bourne und Lord Damien Northfield, dem jüngeren Bruder des Duke of Rolthven. Es war wirklich eine Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass die junge Dame gesellschaftlich völlig ruiniert war und zurückgezogen auf dem Land lebte.
    Merkwürdig: In beiden Fällen handelte es sich um Liebesheiraten, was mich glauben lässt, dass ich ein gewisses Talent besitze, junge Frauen in für sie vorteilhafte Verbindungen zu leiten. Das muss ich im Auge behalten. Zwar waren beide Werbungen etwas unorthodox, aber das stellt ja die eigentliche Herausforderung dar. Und ich gebe zu, dass meine Zeit in London auf diese Weise nie langweilig wurde.
    Ich musste zudem feststellen, dass Intrigen und Gerede mich zunehmend langweilen, während Liebe und Romantik mich im Gegenzug zunehmend fesseln. Vielleicht werde ich auf meine alten Tage noch sentimental. Aristokratische Verbindungen gehören zu unserem Leben. Doch wie viel schöner wäre es, wenn man die Partner so auswählen könnte, dass sie in jeder Hinsicht zu einem passen?
    Und deshalb möchte ich dich fragen, was du über Miss Vivian Lacrosse und Lady Julia Slather weißt? Ich frage nur, weil ich überlege, ob die beiden nicht von meiner Hilfe profitieren könnten. Jeder