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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hatte noch die Wahl.
    Sie durchquerte das Foyer mit sicheren Schritten und begann zu laufen, noch bevor sie die Treppe erreichte.

4
    Bei seinem gewagten Vorschlag errötete ich …
    Hayden war gerade erst tief in die Daunenmatratze seines zusammen mit dem Haus gemieteten Bettes gesunken und hatte seinen müden Glieder ausgestreckt, als unten ein nur allzu vertrautes Klopfen ertönte.
    »Das ist doch wohl ein Scherz«, stöhnte er und rollte sich auf den Rücken, um die Unterseite des Betthimmels finster anzustarren. Die eine Sache, auf die er sich im Zusammenhang mit seinem Aufenthalt in London gefreut hatte, waren ein paar Stunden ungestörten Schlafes gewesen. Aber es schien, sogar das sollte ihm verwehrt bleiben.
    Noch nicht einmal dieser Schuft Ned hätte eine so diabolische Folter aushecken können. Hayden war ein Mann, der seine Einsamkeit über alles andere schätzte, und doch war er im Lauf weniger Stunden erst von einer neugierigen Jungfrau gestört worden, dann von einer unverschämten Dirne und schließlich von einem erzürnten Herzog. Vielleicht war Ned zurückgekehrt, um ihm zu verraten, dass dieser ganze Albtraum nur ein kolossaler Scherz war, die reizende Debütantin und ihr wütender Schwager in Wahrheit nur Schauspieler waren, die er beauftragt hatte, eine lächerliche Farce aufzuführen, in der Hayden unwissentlich die Hauptrolle übernommen hatte.
    Aber wenn das stimmte, dann war die Frau, die er heute Nacht in seinen Armen gehalten hatte, wahrlich eine begnadete Schauspielerin. Jede Fleet-Street-Hure konnte Leidenschaft heucheln, aber die Unschuld, die er in ihrem Kuss erkannt hatte, war nicht so leicht vorzutäuschen.
    Das Klopfen hörte auf. Hayden genoss die segensreiche Stille, wagte kaum zu atmen. Vielleicht war es nur sein Kammerdiener gewesen oder ein anderer Dienstbote, der von einer Nacht der Ausschweifungen in einer der örtlichen Kneipen heimkehrte.
    Er drehte sich wieder auf die Seite, entschlossen, wenigstens noch kurz zu schlafen, ehe die Sonne aufging.
    Das Klopfen setzte wieder ein – laut und hartnäckig.
    Die Bettdecke zurückschlagend, sprang Hayden aus dem Bett. Er zog sich seinen Morgenmantel über, verknotete mit abgehackten Bewegungen das Band in der Mitte. Dann schnappte er sich eine Kerze und eilte die Treppe hinab. Für einen Mann, der nichts mehr wollte, als allein gelassen zu werden, war seine Gesellschaft derzeit in der Tat ziemlich gefragt.
    Als er die Tür aufriss, war die letzte Person, die er auf seiner Türschwelle zu sehen erwartete, Carlotta Anne Fairleigh.
    Sie öffnete den Mund.
    Er schloss die Tür.
    Es entstand eine kurze Pause, dann war das Klopfen erneut zu hören, diesmal aber doppelt so heftig wie zuvor.
    Hayden riss die Tür wieder auf und nutzte seine Größe aus, um Furcht einflößend auf seinen ungebetenen Gast hinabzustarren. Sie hatte ihr zerrissenes Abendkleid gegen einen kastanienbraunen Rock mit einem pelzbesetzten Spencer aus smaragdgrünem Samt ausgetauscht, sodass sie nun nicht mehr wie eine bedrängte Jungfer aussah, sondern einfach nur hinreißend. Das kurze Jäckchen umschloss ihre schmale Taille und betonte die sanften Rundungen ihres Busens. Auf ihre Locken hatte sie sich einen gewagten kleinen Filzhut gesetzt, den eine rosa Feder schmückte. Seltsamerweise war es diese trotzig auf dem Hut thronende, neckische kleine Feder, die unerwartet an Haydens Herz rührte. Wenn es sie einschüchterte, einem wütenden, großen Mann gegenüberzustehen, der mit nichts als einem burgunderroten Morgenmantel bekleidet war und die Stirn finster gerunzelt hatte, dann verbarg sie das gut.
    »Guten Abend, Miss Fairleigh. Oder sollte ich besser ›Guten Morgen‹ sagen?« Er sah suchend auf die hinter ihr verlassen daliegende Straße. Eine Mietdroschke verschwand gerade um die Straßenecke und erstickte so all seine Hoffnungen im Keim, sie rasch wieder loszuwerden. »Sind Sie allein gekommen, oder muss ich jeden Augenblick damit rechnen, dass ein aufgebrachter Onkel oder Cousin zweiten Grades aus den Büschen springt und mit einem Degen herumfuchtelt?«
    »Ich bin allein«, erwiderte sie, warf aber dennoch einen nervösen Blick über ihre Schulter.
    »Das ist, was mir Sorgen bereitet. Sollte nicht ein Kindermädchen oder so darauf aufpassen, dass Sie sicher ins Bett gebracht werden? Wenn man jemanden dazu anstellen könnte, wäre allen viel Ärger erspart geblieben – besonders mir.«
    Hayden bemühte sich zu vergessen, dass er erst vor einer kurzen

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