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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Weile gefährlich dicht davor gestanden hatte, sie in sein Bett zu bringen. Obwohl er eigentlich bezweifelte, dass sie weiter als bis zum griechischen Sofa in der Bibliothek gekommen wären. Wenigstens beim ersten Mal.
    Sie seufzte. »Wie ich Ihnen bereits früher zu erklären versucht habe, Lord Oakleigh, bin ich schon seit vielen Jahren dem Kinderzimmer entwachsen.«
    »Was bedeutet, dass Sie alt genug sein müssten, um zu wissen, wie riskant es ist, sich eine öffentliche Droschke zu mieten und einen allein lebenden Gentleman ohne Anstandsdame und zu allem Überfluss noch mitten in der Nacht aufzusuchen.«
    Ihr seidenes Retikül umklammernd, als wäre es ein Talisman, straffte sie die Schultern. »Glaubt man meiner Familie, ist mein Ruf bereits zerstört. Ich habe nichts mehr zu verlieren.«
    »Wenn Sie das glauben, Miss Fairleigh«, erwiderte er mit gefährlich leiser Stimme, »dann sind Sie noch wesentlich jünger und naiver, als ich dachte.«
    Obwohl sie sich zwang, seinem Blick nicht auszuweichen, stieg ihr Röte in die Wangen.
    Hayden kam sich wie der schlimmste Tyrann vor. Er seufzte und trat zurück. »Sie können genauso gut hereinkommen, ehe jemand Sie sieht. Es mag immer noch ein oder zwei Leute in London geben, die sich nicht der Tatsache bewusst sind, dass ich das Verführen von Debütantinnen meiner Liste von Lastern hinzugefügt habe.«
    Sie verschwendete keine Zeit, seiner zögerlich ausgesprochenen Einladung zu folgen. Ehe er die Tür schließen konnte, war sie schon auf dem Weg in die Bibliothek. »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause, während ich mich rasch anziehe«, rief er ihr zu. »Wie vorhin auch schon.«
    Wenn sie seine sarkastischen Bemerkungen ignorieren konnte, dann konnte er ganz bestimmt ebenso mit ihrem betörenden Hüftschwung unter den wippenden Röcken verfahren. Nach ein paar Minuten kehrte er in die Bibliothek zurück und entdeckte, dass sie die erlöschenden Flammen im Kamin wieder angefacht und sich in dem Stuhl vor dem Schreibtisch niedergelassen hatte, als gehörte sie dorthin. Wenn auch sonst nichts, so war sie wenigstens erfinderisch.
    Hayden setzte sich in den Stuhl hinter dem Schreibtisch und musterte sie. Obwohl es zahllose Dichter und Romantiker gab, die ihr herzförmiges Gesicht zweifellos als engelsgleich beschreiben würden, war es das teuflische Funkeln in ihren himmelblauen Augen, das ihn so faszinierte. Ihre honigbraunen Wimpern und Brauen bildeten einen unwiderstehlichen Kontrast zu ihrem goldblonden Haar. Ihr voller Mund war reizend geschwungen und hob sich an den Mundwinkeln. Ihre zarte Nase war am Ende elegant nach oben gebogen, doch ihr festes Kinn verriet mehr Entschlusskraft, als es der Mode entsprach.
    Genau wie er befürchtet hatte, war er das Ziel eben dieser Entschlusskraft. Sie streifte sich ihre Handschuhe ab und stopfte sie in ihr Retikül, dann sagte sie: »Ich bin sicher, Sie wundern sich, weswegen ich Sie zu einer so unpassenden Tageszeit stören muss.«
    Hayden vermutete, dass sie ihn zu jeder Tageszeit stören würde. »Ich bebe vor Neugier.« Er trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischunterlage, aber sein trockener Tonfall deutete etwas völlig anderes an.
    Sie beugte sich vor, und ihre Miene war beunruhigend ernsthaft. »Das ist ein bisschen peinlich, aber ich habe mir überlegt, ob ich Sie nicht irgendwie dazu überreden könnte, mich zu heiraten.«
    Einen langen Moment konnte Hayden nicht sprechen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, räusperte sich einmal, zweimal und ein drittes Mal, dann fragte er: »Machen Sie mir etwa einen Heiratsantrag, Miss Fairleigh?«
    »Irgendwie schon, denke ich. Allerdings wäre es sicher eine romantischere Geschichte für unsere Enkelkinder, wenn Sie mir einen Antrag machen könnten.«
    Ihr hoffnungsvoller Ton veranlasste ihn, bei seiner Antwort die Stimme zu senken. »Ich fürchte, es wird keine Enkelkinder geben. Wie ich schon Ihrem Vormund unmissverständlich erklärt habe, habe ich nicht vor, erneut zu heiraten. Jetzt nicht. Und auch nicht später irgendwann. Ich habe ihm außerdem versichert, dass es für Sie und mich nicht nötig sei zu heiraten, da trotz des gegenteiligen Anscheins ich Sie nicht kompromittiert habe.« Als Hayden wieder an die samtige Weichheit ihrer Brust unter seiner Handfläche denken musste, verspürte er Gewissensbisse. Vielleicht war er in dem Punkt nicht ganz aufrichtig, auch vor sich selbst nicht.
    Unbeeindruckt von seiner Zurückweisung, erkundigte sich Lottie: »Was

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