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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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wäre, wenn Sie mich kompromittiert hätten? Was dann?«
    Er überlegte sich seine Antwort sorgfältig. »Dann wäre ich als Ehrenmann genötigt gewesen, Ihnen den Schutz meines Namens anzubieten.«
    Sie senkte den Kopf. In Erinnerung an seine vergangenen Erfahrungen mit Frauen machte sich Hayden auf wortreiche Bitten gefasst, Anschuldigungen und vielleicht sogar ein paar künstliche Tränen. Er war jedoch nicht darauf gefasst, dass sie ihren Hut abnehmen würde. Die Feder hing traurig nach unten, als sie das Stück Filz auf die Schreibtischkante legte. Ihre Hände glitten suchend über ihr Haar und zogen eine nach der anderen die perlenbesetzten Nadeln heraus, bis eine Flut schimmernder Locken auf ihren schlanken Hals fiel.
    Dann hob sie den Kopf und schaute ihn mit einem Blick an, in dem Unschuld, aber auch eine kühne Einladung stand. Hayden fühlte, wie ihm der Mund trocken wurde, Opfer eines Hungers, den zu stillen er sich zu lange geweigert hatte. Ihre sinnliche Kühnheit hätte noch schlimmeren Schaden angerichtet, wenn er nicht das Beben ihrer Finger bemerkt hätte, als sie die stoffüberzogenen Knöpfe ihrer Jacke zu öffnen begann.
    Hayden hatte den Schreibtisch umrundet, ehe ihm überhaupt bewusst wurde, dass er sich bewegte. Er bedeckte ihre Hand mit seiner und hoffte, ihr würde nicht auffallen, dass seine Finger auch nicht ganz ruhig waren. Er konnte das Pochen ihres Herzens durch den schweren Samt ihrer Jacke fühlen.
    Seine Stimme war viel rauer als sein Griff. »Verzeihen Sie bitte, dass ich frage, aber sind Sie hierher gekommen, um mich zu überreden, Sie zu ehelichen oder zu verführen?«
    »Keines von beidem. Beides. Ist es wirklich von Bedeutung, solange es auf dasselbe hinausläuft?« Sie schaute zu ihm auf, und trotz ihrem Eifer konnte er ihre Verzweiflung erkennen. »Sie können nicht leugnen, dass Sie Verlangen für mich empfinden. Sie hatten nichts dagegen, mich zu kompromittieren, solange Sie glaubten, Sie würden dafür zahlen.«
    »Aber der Preis, den Sie nun fordern, ist viel zu hoch.« Er studierte ihr Gesicht aus zusammengekniffenen Augen. »Ihr Vormund ist einer der reichsten Männer Englands. Sie haben vermutlich eine großzügige Mitgift. Berücksichtigt man ihr hübsches Gesicht, bin ich sicher, dass es Ihnen weder jetzt noch in Zukunft an Verehrern mangeln wird. Warum, um Himmels willen, sollten Sie einen Mann mit meinem Ruf heiraten wollen?«
    Sie schluckte nervös und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Weil ich Sie … unwiderstehlich finde?«
    Als diesmal ein Klopfen an der Eingangstür ertönte, zuckte Hayden noch nicht einmal mit der Wimper. Lottie dagegen fuhr fast aus der Haut.
    »Bleiben Sie exakt hier«, befahl er ihr knapp und sah sie warnend an.
    Als er zurückkehrte, saß sie immer noch so, wie er sie verlassen hatte, und starrte in das flackernde Feuer im Kamin. Er warf die Nachricht, die er eben erhalten hatte, auf ihren Schoß, wobei er darauf achtete, dass das gebrochene herzogliche Siegel ihres Vormundes zu sehen war.
    Ihre Schultern sanken herab, und sie stieß den angehaltenen Atem aus. »Wenn Sie nicht einwilligen, mich zu heiraten, dann wird mein Schwager sich dazu verpflichtet fühlen, meine Ehre auf dem Duellplatz zu verteidigen.« Sie hob den Blick zu ihm. »Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass Sterling sein Leben wegen etwas so Unbedeutendem wie meinem Ruf aufs Spiel setzt.«
    Hayden lehnte sich gegen eine Ecke seines Schreibtisches. »Wieso sind Sie so sicher, dass Ihr Vormund das Duell nicht gewinnen wird?«
    Sie atmete zitternd ein, weigerte sich aber, seinem Blick auszuweichen. »Es heißt, Sie seien ein ausgezeichneter Schütze.«
    Obwohl sich Haydens Miene nicht veränderte, hörte er wieder den ohrenbetäubenden Knall zweier Pistolen, die nahezu gleichzeitig abgefeuert wurden, roch den bitteren Gestank des Schwarzpulvers, sah Phillipe auf dem Gras zusammenbrechen, einen Ausdruck verblüfften Unglaubens auf den jungenhaften Zügen. Als er sprach, tat er das mit eisiger Ruhe. »Selbst ein ausgezeichneter Schütze kann sein Ziel verfehlen, wenn er an einen Gegner mit einem ähnlichen Können gerät. Wer sagt denn, dass es nicht mein Herzblut sein wird, das Ihretwegen vergossen wird?« Er lachte leise, der trockene Laut bar jeder Erheiterung. »Oh, ich vergaß – glaubt man den Skandalblättchen, habe ich ja gar kein Herz.«
    »Beweisen Sie, dass sie sich irren«, erwiderte Lottie herausfordernd, und ihr trotzig vorgerecktes

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