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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Kostverächter ist. Ihn aber zwingt niemand zur Heirat.«
    Ihr Bruder schien plötzlich ungewöhnliches Interesse an dem geschnitzten Kaminaufsatz gefunden zu haben.
    Sterling schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Ich fürchte, dieser Mann hat mehr als ein paar harmlose Küsse gestohlen. Er hat dich auch jeglicher Hoffnung beraubt, je eine anständige Verbindung einzugehen.«
    Die Gewissheit hinter seinen Worten ließ sogar Laura erblassen. »Vielleicht sollten wir nicht so voreilig mit unserem Urteil sein, Sterling. Was, wenn Lottie Recht hat und es nicht mehr als ein unschuldiger Kuss war? Sicher wird es noch andere Anträge geben.«
    »Oh, an Anträgen wird es ihr nicht mangeln, sicher nicht«, erwiderte Sterling bitter. »Aber nicht die, die wir uns erhofft hatten. Morgen Früh wird ganz London über den Ruin deiner Schwester in den Skandalblättchen lesen.«
    Lottie tauschte einen verlegenen Blick mit Harriet. Vielleicht war dies hier ihre Strafe für all die Stunden, die sie beide beim Studium eben dieser Zeitungen zugebracht und über die Fehltritte anderer gekichert hatten.
    »Ich sehe nicht ein, warum ich überhaupt heiraten soll«, erklärte sie trotzig. »Sicher gibt es für eine Frau doch noch andere Möglichkeiten außer einer Ehe, ihr Leben zu gestalten.«
    Miss Terwilliger klopfte mit der Spitze ihres Stockes auf den Fußboden. »Ausnahmsweise hat das Mädchen Recht. Man muss sich nur mich ansehen. Ich bin der lebende Beweis, dass eine Frau keinen Mann benötigt, um ein langes und erfülltes Leben zu führen.«
    Während die verhutzelte alte Frau ein vergilbtes Taschentuch aus ihrem Retikül zog und sich schnäuzte, musste Lottie einen Schauder unterdrücken.
    »Das stimmt sicher, Miss Terwilliger«, erwiderte Laura behutsam, »aber keine achtbare Familie oder Bildungsanstalt wird eine Gouvernante oder Lehrerin einstellen, deren Vergangenheit durch einen Skandal befleckt ist. Und ganz gewiss nicht jemanden, der so hübsch ist wie unsere Lottie.«
    »Ich muss keine Ehefrau oder Gouvernante sein«, wandte Lottie ein und spürte, wie sich erste Hoffnung in ihr regte. »Himmel, ich könnte Schriftstellerin werden, so wie ich es mir immer erträumt habe! Alles, was ich benötige, ist etwas Tinte, Papier und ein kleines Haus irgendwo am Meer.«
    Miss Terwilliger schnaubte. »Ich würde das lächerliche Geschreibsel, das du da fabrizierst, nicht Schriftstellerei nennen. Nicht mit all diesen wimmernden weißen Damen und rachedurstigen Herzögen, die durch irgendwelche Burgen streifen, den Kopf unter dem Arm. Diese Sorte Unsinn ist höchstens dazu geeignet, Vogelkäfige damit auszulegen.«
    Ehe Lottie widersprechen konnte, meldete sich die sonst so furchtsame Harriet zu ihrer Verteidigung. »Ich mag Lotties Geschichten … selbst wenn ich davon Albträume bekomme und mit dem Kissen über dem Kopf schlafen muss.«
    »Carlottas literarisches Können steht hier nicht zur Debatte«, entgegnete Sterling scharf. »Es geht um ihre Zukunft.« Als er sich vor Lottie hockte und ihre beiden Hände umfasste, wünschte sie sich, er würde wieder schreien. Sein Zorn war immer schon leichter zu ertragen gewesen als seine Enttäuschung.
    »Du begreifst es immer noch nicht, nicht wahr, Püppchen? Das hier ist nicht dasselbe wie damals, als du den Korb mit Fröschen an Lady Hewitts Schleppe gebunden hast oder als du den Fuchs von Lord Dravens Jagdgesellschaft unter deinem Bett versteckt hast. Das hier kann ich nicht wieder in Ordnung bringen. Ich kann nicht machen, dass es aufhört. All mein Reichtum, meine Titel und mein politischer Einfluss, meine gesellschaftliche Stellung – das alles ist wertlos im Angesicht eines Skandals wie diesem. Ein zerstörter Ruf ist nicht wie ein zerrissenes Kleid, das man mit Nadel und Faden wieder flicken kann. Einmal ruiniert, ist er auf immer verloren.« Er streckte eine Hand aus und strich ihr übers Haar, und in seinen Augen stand Bedauern und Betroffenheit. »In all diesen Jahren bist du selbst das Einzige gewesen, vor dem ich dich nicht habe beschützen können.«
    Lottie drückte seine Hände an ihre Wangen, überwältigt von dem Gefühl der Hilflosigkeit, das diesen mächtigen Mann vor ihr auf die Knie gezwungen hatte. Als Laura sich auf die Lippe biss und Harriet erneut Georges Taschentuch nahm, um ihr Gesicht darin zu verbergen, musste Lottie ihre eigenen Tränen fortblinzeln. »Es tut mir so Leid. Ich wollte doch nur, dass ihr alle heute Nacht stolz auf mich seid. Ehrlich, das

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