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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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idyllischen Landstädtchen an den Pranger gestellt.
    Obwohl Mrs. Cavendish missbilligend mit der Zunge schnalzte, glitzerten ihre Augen triumphierend. »Sie hätten auf mich hören sollen. Ich habe Sie gewarnt, dass nichts Gutes davon kommen würde, sie einzustellen, dieses dumme …« Als Lottie ihren Blick auf die Haushälterin richtete, lächelte Mrs. Cavendish mit zusammengebissenen Zähnen. »… liebe Mädchen.«
    Zwei weitere Stühle wurden rasch für Lottie und Harriet herbeigeschafft. Lottie führte ihre Freundin vorsichtig zu einem davon und nahm dann ihr gegenüber Platz.
    Sachte rieb sie Harriets zitternde Hände zwischen ihren. »Ich dachte, du seist nach Hause gefahren. Wie, um alles in der Welt, bist du hier gelandet?«
    »An der Antwort auf diese Frage bin ich auch ausgesprochen interessiert«, erklärte Hayden, fischte ein Taschentuch aus seiner Westentasche und reichte es Harriet. Er lehnte sich gegen den gemauerten Herd und wirkte in dieser weiblichen Domäne noch männlicher als sonst.
    »Ich bin weggelaufen«, platzte Harriet zwischen atemlosem Schluckauf heraus. »Ich habe den Herzog und die Herzogin in dem Glauben gelassen, dass ich zu meiner Familie zurückkehre, aber ich habe mich einfach nicht dazu durchringen können. Ich wusste, wie enttäuscht meine Eltern wären, wenn ich unverrichteter Dinge auf ihrer Türschwelle auftauche. Sie hatten so gehofft, dass ich in London einen Ehemann fände, der mich ihnen abnimmt.«
    »Aber wie bist du nach Cornwall gekommen, noch nicht einmal in Begleitung eines Dienstmädchens, das sich um dich kümmert?«, fragte Lottie.
    »Deine Schwester hat mich in die Kutsche nach Kent gesetzt, aber ich bin einfach auf der anderen Seite wieder ausgestiegen und habe meine schönste Brosche gegen eine Fahrkarte in der Postkutsche nach Cornwall eingetauscht.« Harriet schnäuzte sich laut in Haydens Taschentuch. »Ich wusste, niemand würde mich vermissen.«
    »Du arme Kleine.« Lottie strich Harriet eine Haarsträhne aus der Stirn. »Was ist mit deiner Brille passiert?«
    »Als ich in der Kutsche saß, habe ich sie abgenommen, um die Gläser zu polieren, und dann ist dieser große Herr eingestiegen und hat sich einfach darauf gesetzt. Statt sich dafür zu entschuldigen, dass er sie zerbrochen hat, hat er mich angeschrien, ich sei dumm und gedankenlos.« Neue Tränen traten Harriet in die Augen.
    Lottie drückte die Hand ihrer Freundin, ehe Harriet erneut zu weinen begann. »Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen? Warum glaubtest du, du müsstest dich als Dienstmädchen ausgeben?«
    Harriet warf einen verstohlenen Blick zu Hayden. »Ich hatte Angst, er würde mich zu meiner Familie zurückschicken.« Sie beugte sich weiter vor zu Lottie und flüsterte so laut, dass jeder im Raum es klar und deutlich verstehen konnte: »Oder mich verschwinden lassen.«
    Hayden verdrehte die Augen. »So faszinierend Ihre Abenteuer auch sein mögen, Miss Dumwinkle, ich darf Sie darauf hinweisen, dass Sie noch nicht erklärt haben, wie Sie in den Besitz dieser Schundblätter und Klatschmagazine gekommen sind.«
    Harriet hob den Blick und schaute ihn aus feuchten braunen Augen an. »Sie wurden auf der Straße direkt vor dem Gasthaus verkauft, in dem ich auf meine Kutsche gewartet habe. Ich habe meine letzten Schillinge dafür ausgegeben, so viele zu erstehen, wie nur irgend möglich, damit niemand sonst sie zu Gesicht bekommt. Ich wollte sie bei der ersten Gelegenheit verbrennen.«
    »Aber das haben Sie nicht«, erinnerte Hayden sie freundlich.
    »Um ehrlich zu sein, ich habe sie völlig vergessen. Mit all dem Staubwischen, Fegen und Gezänk …«
    »Und Kneifen.« Lottie sah vorwurfsvoll zu Martha.
    Harriet zuckte hilflos die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wer sie aus meinem Koffer gestohlen hat und für die anderen Dienstboten herumliegen ließ. Wer würde so etwas Böses, Hinterhältiges tun?«
    »Wer wohl?«, murmelte Lottie und kniff die Lippen zusammen.
    Zu spät bemerkte sie, dass Hayden sie nachdenklich beobachtete. Als er sich von dem Herd abstieß und wortlos aus der Küche ging, hatte sie keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    Sie fanden Allegra im Schulzimmer, wo sie im warmen Sonnenlicht brav an ihrem kleinen Schreibtisch saß. Sie übertrug feinsäuberlich Zahlenreihen aus ihrer Rechenfibel in ein leeres Heft. Ihre schmutzigen Strümpfe waren ordentlich nach oben gezogen worden, und ein Band aus blassem Violett bändigte ihre Locken, sodass sie ihr nicht ins Gesicht

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