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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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haben.“
    Elissande streckte die Hand aus und berührte ihre Mutter an der Wange. „Ich war nicht völlig seine Gefangene: Ich hatte Capri. Ich habe mir immer vorgestellt, ich sei dort, weit von ihm entfernt.“
    „Ich auch“, erklärte Mrs Douglas und steckte sich ihr Taschentuch in den Ärmel.
    Elissande war erstaunt. „Du hast dir auch vorgestellt, du seist auf Capri?“
    „Nein, ich habe mir dich dort vorgestellt. Da war diese Passage, die du mir immer vorgelesen hast und die ich so liebte. Ich erinnere mich noch an einzelne Bruchstücke und Wortfolgen daraus: ,Wie Venedig ist auch Capri in der Erfahrung des Reisenden eine Insel - abgetrennt vom Festland und der italienischen Wesensart“, rezitierte Mrs Douglas mit wehmütig blickenden Augen, „ ,ein wunderschönes, windiges Idyll im Meer mit einem grollenden Unterton der Vergangenheit, wie das Rauschen der Wellen in seinen Höhlen.' Ich habe mir immer vorgestellt, dass du diese Höhlen erkundest - ich habe über die Entdeckung der Blauen Grotte gelesen, als ich noch ein junges Mädchen war. Es klang so wunderschön. Wenn du die Grotten dann zur Genüge erforscht hattest, würdest du in einem Bauernhaus Rast machen und eine deftige Bauernmahlzeit zu dir nehmen, mit Kräutern und Oliven. Und am Abend würdest du zu deiner Villa hoch über den Klippen zurückkehren und zusehen, wie die Sonne im Mittelmeer versinkt. “
    Wieder stiegen Elissande Tränen in die Augen. „Ich glaube nicht, dass ich je darüber nachgedacht habe, was ich auf Capri essen oder wo ich leben würde.“
    „Das ist in Ordnung. Aber ich bin deine Mutter. Wenn
    ich mir vorstelle, du bist irgendwo weit weg von mir, ziehe ich es vor zu glauben, dass du genug zu essen hast und ein festes Dach über dem Kopf.“
    Aber ich bin deine Mutter. Die Worte waren so beunruhigend und so schön wie der erste Blick auf den Sternenhimmel.
    „Ich habe mir auch immer ausgemalt, dass es einen gut begehbaren Weg zwischen deinem Haus hoch oben und dem Hotel gäbe, in dem die Engländer untergebracht waren. So konntest du, wenn dir langweilig war oder du dich einsam fühltest, zum Tee oder Abendessen dorthin gehen. Und vielleicht käme dich auch ein netter junger Mann besuchen.“ Mrs Douglas lächelte zögerlich. „Ich hatte mir ein ganzes Leben für dich ausgedacht - an einem Ort, den ich nie gesehen hatte.“
    Elissande hatte immer gewusst, dass die Frau, die bei ihr war, sie liebte - aber nie wie sehr. „Es klingt nach einem schönen Leben“, sagte sie, und ihre Stimme stockte kurz.
    „Beinahe so schön wie das Leben, das du mit Lord Vere führst.“ Mrs Douglas fasste ihre Hände. „Du kannst dich glücklich schätzen, Ellie.“
    Ihre Ehe war eine Farce, und ihr Ehemann war bereit, ihr eine große Summe Geld zu zahlen, um sie nie wieder sehen zu müssen. Und der Mann, den sie am meisten verabscheute, hatte sich als ihr Vater herausgestellt - die Auswirkungen zu begreifen, davon war sie noch weit entfernt. Sie war innerlich wie betäubt. Aber Mrs Douglas irrte nicht. Elissande konnte sich wirklich glücklich schätzen. Sie hatte ihre Mutter wieder, gesund und munter.
    Sie beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Ja, und das weiß ich sehr gut.“
    Vere schaute zu, wie der Zug, in dem seine Frau saß, in der Nacht verschwand.
    Er dachte, er wüsste alles, was es über die vertrackten Geheimnisse des Douglasfalls zu wissen gab. Aber die Enthüllungen von heute Nacht hatten ihn zutiefst erschüttert.
    Kam sie damit zurecht? Oder wankte sie noch unter dem Schlag? Leugnete sie alles? Hatte sie wirklich begriffen, was sich zugetragen hatte?
    Statt zuzulassen, dass er sich von dem fesseln ließ, was immer offenkundiger wurde, hätte er das drohende Unheil ahnen müssen. Er hätte mit dem Chloroform schneller bei der Hand sein müssen. Hätte er eine Minute eher reagiert, hätte er ihr den seligen Zustand von Unwissenheit erhalten können.
    In ihr war solche Freude gewesen - diese hässliche, vertrackte Welt war wunderschön in ihren Augen. Einmal, beim Dinner, hatte sie ihm von dem Staunen ihrer Tante bei einem Besuch in Dartmouth berichtet. Und beinahe hätte er eine Bemerkung über das Staunen gemacht, das er jeden Tag auf ihren Zügen sah, das Vergnügen, das sie aus den geringsten Dingen bezog, gepaart mit Ungläubigkeit.
    Am Ende hatte er nichts gesagt. Aber ihre Freude hatte ihn beunruhigt: Es war eine Flamme, eine gefährliche Flamme, von der er fürchtete, sie würde ihn verbrennen, wenn

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