Eine skandaloese Liebesfalle
er dumm genug wäre, sie besitzen zu wollen. Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht gewusst, wie schön sie für ihn war, wie wichtig, wie lieb und teuer.
Er wagte es nicht, selbst von einem solchem Glück zu träumen - er verdiente es nicht. Aber er wollte es für sie. Ihre Unschuld war hart erkämpft. Und er spürte ihr Zerbrechen tief in sich, die Scherben bei jedem Atemzug.
Als er wieder zu dem Haus kam, das Douglas für seinen Plan gewählt hatte, stand Holbrook, ebenfalls als Droschkenkutscher verkleidet, in dem schwachen Lichtschein unter einer Laterne Wache.
„Unser Mann ist bereits wieder zu sich gekommen“,
sagte er statt einer Begrüßung.
Vere nickte. „Ich werde mich rasch umziehen, dann bringen wir ihn zur Wache.“
Im Haus wechselte er seine Kleidung. Gemeinsam trugen er und Holbrook den immer noch gefesselten Douglas in Holbrooks Droschke. Holbrook stieg auf den Kutschbock; Vere kletterte in die Kutsche und setzte sich neben Douglas.
„Sie also sind mein Schwiegersohn“, stellte Douglas fest.
Als der Mann sprach, hatte er das Gefühl, als kröche etwas Widerliches über seine Haut. „Was sagen Sie da?“, erwiderte er. „Nein, nein, ich habe die Nichte Ihrer Frau geheiratet.“
„Haben Sie denn überhaupt nichts von dem verstanden, was heute Nacht gesagt wurde? Sie ist nicht die Nichte meiner Ehefrau, sie ist meine Tochter.“
Vere blickte Douglas verständnislos an. „Sie haben einen Schlag auf den Kopf bekommen, nicht wahr?“
Douglas lachte. „Ich muss sagen, ein Teil von mir ist mehr als ein bisschen entzückt, dass sie einen Idioten geheiratet hat.“
„Ich bin kein Idiot“, antwortete Vere ruhig und verspürte ein tief gehendes und umfassendes Bedauern, dass er den Mann nicht systematisch verprügelt hatte, als er noch die Gelegenheit dazu hatte.
„Nein? Dann seien Sie auf der Hut. Sie ist meine Tochter. Ich kenne sie. Ich weiß, wie sie Sie in die Falle gelockt hat. Sie ist klüger als der Teufel selbst, ja wirklich, und genauso rücksichtslos. Sie wird Sie benutzen, bis sich nichts mehr bei Ihnen holen lässt, und wer weiß, vielleicht wird sie sich dann sogar Ihrer entledigen.“
Die Bosheit in diesem Mann vermochte ihn immer noch zu erstaunen. Veres Finger ballten sich zu einer Faust. „Wie können Sie so etwas über Ihre eigene Tochter - und das behaupten Sie ja beharrlich - sagen?“
„Weil es wahr ist. Sie hat eine Menge von mir gelernt. Sie ist eine Opportunistin, wie sie die Welt zuvor noch nicht gesehen hat. Warum, denken Sie - Verzeihung, Sie denken ja nicht, ich vergaß ... Nun, es tut mir leid für Sie, Sie schwachsinniger Trottel.“
„Wie bitte?“
„Sie dummer Schwachkopf.“
Vere schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, so fest, dass er sich fast die eigene Hand dabei brach. Douglas schrie vor Schmerz auf und begann am ganzen Körper zu zittern.
„Entschuldigung“, sagte Vere und lächelte, als er sah, wie Douglas beim Klang seiner Stimme zusammenzuckte. „Das tue ich leider, wenn Leute mich dumm nennen. Was sagten Sie gerade?“
„Lassen Sie uns sichergehen, dass ich Sie korrekt verstanden habe, Lord Vere. Sie waren in Dartmouth in einem Pub. Der Gentleman hat sich hingesetzt und Ihnen einen Drink spendiert. Nachdem Sie ihn getrunken hatten, war Ihnen ganz merkwürdig zumute. Mithin: Sie waren nicht ganz klar im Kopf. Daher haben Sie eingewilligt, mit ihm zu kommen, um sich ein Haus in Exeter anzusehen. Sie sind dann in einem leeren Haus auf dem Fußboden aufgewacht, und Ihnen wurde bewusst, dass Sie entführt worden waren. Sie überwältigten dann Ihren Entführer, als der erschien, um Ihnen Wasser und Brot zu bringen, und haben ihn hier auf die Wache gebracht?“, erkundigte sich Inspektor Nevinson, der als Folge eines der Telegramme, die Vere von Paignton aus abgeschickt hatte, auf der Polizeiwache in Exeter erschienen war.
Diese verdammte Verstellung! Warum konnte das nicht aufhören? Vere sehnte sich danach, zu Hause zu sein bei seiner Frau - sie sollte heute Nacht nicht alleine bleiben.
„Ja“, sagte er. „Ich bin das, was Sie ... nun, keine reiche Erbin - ich weiß, das ist eine Frau. Aber wie nennt man eine männliche reiche Erbin?“
„Sie sind ein reicher Mann“, erklärte Nevinson und verdrehte die Augen.
„Stimmt. Und als solcher kann ich einschätzen, wenn ich meines Geldes wegen überfallen werde. Und der Bastard da - verzeihen Sie meine unfeine Ausdrucksweise, meine Herren -, jedenfalls der Kerl da hatte die
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