Eine skandaloese Liebesfalle
sanftmütige, vertrauensvolle Mutter war ganz allein auf der Welt und einem Ungeheuer wie Douglas so vollkommen schutzlos ausgeliefert gewesen.
„Wann hast du die Wahrheit erfahren?“
„Kurz vor deiner Geburt. Ich fand ein altes Tagebuch, als ich etwas anderes suchte - ich erinnere mich nicht mehr genau, nach was. Hätte ich gewusst, dass das Tagebuch ihm gehörte, ich hätte es gar nicht erst aufgeschlagen. Aber es hatte die Initialen G. F. C. auf der Vorderseite eingestanzt. Daher war ich neugierig.“
Mrs Douglas seufzte. „Ich war so naiv, so dumm und so vollkommen hingerissen von meinem gut aussehenden, reichen und klugen Ehemann - selbst seine Eifersucht fand ich romantisch. Als mir auffiel, dass George Faiborn Carruthers’ Handschrift genau wie die meines Ehemannes aussah und einige der Ereignisse aus dem Leben dieses Fremden dem glichen, was Edmund über sich erzählt hatte, habe ich ausgerechnet ihn gefragt, was es damit auf sich habe.
Er muss entsetzt gewesen sein und die Nerven verloren haben. Er hätte mir einfach irgendeine Geschichte auftischen können, aber er hat mich stattdessen in Furchtbares eingeweiht. Da habe ich zum ersten Mal sein wahres Gesicht gesehen - und da bekam ich das erste Mal Angst vor ihm.“
Das war der Grund, weswegen die Nachricht von Stephen Delaneys Ermordung sie derart verstört hatte, begriff Elissande: Douglas musste ihr geschworen haben, nie wieder jemanden zu töten.
„Als du einen Monat alt warst, wurde deine Cousine auf unserer Türschwelle von einer Dame aus der Heilsarmee abgeliefert. Mit den Jahren war der Kontakt zu Charlotte abgerissen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie das Kindbett nicht überlebt hatte oder dass ihr Ehemann bereits vor ihr gestorben war. Die Dame sagte, sie habe versucht, das Baby den Edgertons zu übergeben, aber die hätten sich rundweg geweigert. Ich hatte Angst, ein weiteres Kind in meinem Haus aufzunehmen - zu einem Dasein in der zweifelhaften Obhut meines Mannes -, aber es gab nichts, was ich tun konnte.
Die Kleine war so niedlich. Sie war nur einen Monat älter als du, und ihr beide hättet mühelos als Zwillinge durchgehen können. Aber etwa zehn Tage, nachdem man sie zu uns gebracht hatte, bekamt ihr beide Fieber. Sie hatte immer kräftiger gewirkt als du, sodass ich mich vor allem um dein Leben gesorgt habe. Die Freude, die ich empfand, als dein Fieber sank ... das kannst du dir gar nicht vorstellen. Aber nur ein paar Stunden später, mitten in der Nacht, ist deine kleine Cousine in meinen Armen gestorben. Das Entsetzen, der Schock ... ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Ich musste immer denken, dass sie sicher nicht gestorben wäre, wenn sie bei den Edgertons gewesen wäre. Ich war starr vor Schreck, wenn ich daran dachte, dass sie ihren Fehler erkennen und eines Tages eintreffen würden, um sie zu holen. Was sollte ich ihnen dann sagen?
Da kam mir die Idee. Dein Onkel - dein Vater - war auf Geschäftsreise in Antwerpen, und das Kindermädchen war fristlos entlassen worden, weil die Haushälterin sie mit einem Lakaien ertappt hatte. Wenn ich nun einfach behauptete, dass du statt deiner Cousine in meinen Armen gestorben wärst, konnte niemand das Gegenteil beweisen. Und wenn die Edgertons dann auftauchen sollten, dann konntest du mit ihnen gehen und frei von deinem Vater aufwachsen, wie ich es dir nicht ermöglichen konnte. Sobald ich meine Entscheidung getroffen hatte, habe ich die Nachricht von deinem Tod an alle verschickt, die ich kannte. Das war, bevor dein Onkel mit uns aufs Land zog und ich noch Bekannte und Freunde besaß. Damit war es offiziell. Niemand zweifelte daran oder dachte, dass eine Mutter ihr eigenes Kind nicht kennen könnte.“ Sie betupfte sich mit einem Taschentuch die Augenwinkel. „Ich muss zugeben, die Edgertons haben mich unendlich enttäuscht. Ich habe ihnen Briefe geschrieben, ihnen Fotoaufnahmen von dir geschickt. Aber sie haben es noch nicht einmal für nötig befunden zu antworten.“ Elissande musste sich die Augen wischen. „Es ist in Ordnung, meine Liebe. Du hast dein Bestes gegeben.“ „Nein, das habe ich nicht. Ich bin eine furchtbare Mutter gewesen, für dich nichts als eine nutzlose Last.“
Elissande schüttelte den Kopf. „Bitte, sag das nicht. Wir beide wissen, was für ein Mensch er ist. Er hätte dich wirklich getötet, hättest du versucht, ihn zu verlassen.“ „Ich hätte dich fortbringen sollen. Er musste ja nicht uns beide unter seiner Fuchtel
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