Eine skandaloese Liebesfalle
schweigend.
„Geht es dir wieder gut?“, fragte Freddie nach einer Weile.
Vere starrte in den Sternenhimmel. „Sicher, alles in bester Ordnung.“
„Nun“, sagte Freddie zögernd. „Ich habe gesehen, wie du sie anschaust. Und da sie deine Gefühle erwidert... ich meine, du bist doch schon eine Weile auf der Suche nach einer Frau, oder?“
Hatte sich irgendein Mann schon einmal so perfekt in seiner eigenen Schlinge verfangen? Als Nächstes würden sich die Leute am Ende noch aufrichtig für ihn freuen, dass es ihm schließlich doch noch gelungen war, sich eine Frau zu angeln. Und wenn sie dann erst einmal Gelegenheit gehabt hatten, seine vollbusige Schönheit zu sehen, würden ihm alle anerkennend auf die Schulter klopfen und ihn beglückwünschen.
„Sie hat ein fröhliches Gemüt“, fuhr Freddie fort. „Und sie hört zu, wenn du sprichst.“
Wenn du sprichst, wollte Vere entgegnen.
Er zerrte sich die Krawatte vom Hals. „Ich denke, ich unternehme jetzt einen Spaziergang, wenn es dich nicht stört.“
Wie es sich herausstellte, blieb es nicht bei diesem einen Spaziergang. Lady Kingsley wartete in seinem Zimmer auf ihn - sie schlief auf einem Stuhl, als er um zwei Uhr morgens zurückkehrte. Das Gespräch, das sie mit ihm führen wollte, erforderte, wie er feststellte, ein erneutes Verlassen des Hauses.
Er hatte gedacht, sie wolle mit ihm über den Stand der Ermittlungen und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen sprechen, aber das war nicht der Fall.
„Gerade eben war sie in meinem Zimmer und hat mich gebeten, ihr zu helfen“, sagte Lady Kingsley.
Er warf ihr einen scharfen Blick zu.
„Sie hat gesagt, ihr Onkel werde sie umbringen, wenn er erfährt, was geschehen ist. Sie möchte nicht mehr auf Highgate Court sein, wenn er zurückkommt.“
„Und Sie haben sich einverstanden erklärt, ihr zu helfen?“
„Ich weiß, Sie gehören nicht dazu, aber die Welt ist voll mit schrecklichen Männern, die Frauen, die von ihnen abhängig sind, die furchtbarsten Sachen antun. Ich habe keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Und da Sie sie ohnehin heiraten müssen, habe ich ihr gesagt, dass ich mich um eine Sondererlaubnis kümmern würde und wir gleich morgen früh nach London aufbrechen.“
„Ist das alles?“, erkundigte er sich kühl.
„Sie möchte ihre Tante mitnehmen.“
„Nun, warum nicht - je mehr, desto besser.“
Lady Kingsley schaute ihn unsicher an, dann legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Ich weiß nicht, ob ich Sie trösten oder beglückwünschen soll. Ich weiß, Sie hatten nicht vor zu heiraten, als Sie den Auftrag übernommen haben. Aber wenn sie dafür sorgt, dass Sie sich derart vergessen, ist eine Heirat nicht das Schlimmste, was einem passieren kann.“
Von Lady Kingsley hätte er Besseres erwartet. Er hatte erwartet, dass sie wusste, wie sehr es seinem Wesen widersprach, sich derart zu vergessen, und daher wenigstens den Hauch eines Verdachts hegte, dass Miss Edgerton mit gezinkten Karten spielen könnte.
Stattdessen schien sie ihm wie schon zuvor Freddie zu unterstellen, dass er, Vere, zu großen Teilen, wenn nicht sogar ganz für den Skandal verantwortlich war.
„Wenn Sie mich entschuldigen wollen“, sagte er. „Ich bin restlos erschöpft.“
9. Kapitel
Eissande packte, erst in ihrem eigenen Zimmer, dann in dem ihrer Tante. Tante Rachel wachte manchmal mitten in der Nacht auf und nahm dann nochmals Laudanum - was es schwierig machte, sie am Morgen zu wecken. Elissande musste das unter allen Umständen verhindern.
Viertel vor fünf war sie mit dem Kofferpacken fertig. Um fünf Uhr begann sie, ihre Tante zu wecken. Tante Rachel war verwirrt und verschlafen. Aber Elissande war entschlossen. Sie kümmerte sich um die Morgentoilette, fütterte ihre Tante mit einer Portion Pfeilwurzbrei, putzte ihr die Zähne.
Erst als sie Kleider zum Ausgehen holte, begriff Tante Rachel, dass es nicht einfach ein weiterer gewöhnlicher Tag im Hause Douglas werden würde.
„Wir gehen“, antwortete Elissande auf die unausgesprochene Frage ihrer Tante.
„Wir?“, krächzte Rachel.
„Ja, du und ich. Ich werde heiraten, und ich brauche deine Hilfe bei der Gründung meines Haushalts.“
Tante Rachel umklammerte Elissandes Hand mit ihrer. „Heiraten? Wen?“
„Wenn du ihn kennenlernen willst, dann zieh dich an und komm mit.“
„Wo ... wohin gehen wir?“
„London.“ Lady Kingsley hatte ihr versprochen, dass sie ihr helfen würde, von dem Bischof von London eine
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