Eine skandaloese Liebesfalle
Sondererlaubnis zu erlangen.
„Weiß ... weiß dein Onkel davon?“
„Nein.“
Tante Rachel zitterte. „Was ... was geschieht, wenn er es herausfindet?“
Elissande nahm Tante Rachel in die Arme. „Mein Verlobter ist ein Marquess. Mein Onkel kann mir nichts mehr anhaben, wenn ich erst verheiratet bin. Du kommst jetzt mit mir, und auch du wirst dann deinem Mann nie wieder begegnen: Lord Vere wird uns beschützen. “
Tante Rachel zitterte heftiger. „Bist du ... bist du dir da ganz sicher, Ellie?“
„Ja.“ Sie war eine hervorragende Lügnerin: Ihr Lächeln war ihre beste Lüge, aber sie war auch nicht unbedarft, wenn es um Worte ging: „Wir können uns auf Lord Vere verlassen. Er ist ein Prinz unter den Männern.“ Sie wusste nicht, ob es ihr gelungen war, Tante Rachel restlos zu überzeugen. Aber ihre Tante verlor ihre Anspannung, sodass Elissande keine Schwierigkeiten hatte, ihr ein Morgenkleid aus blassgrüner Seide mit einem Besatz aus weißem Chiffon anzuziehen und einen dazu passenden Hut aus grünem Samt aufzusetzen.
Unseligerweise betonten das Gewand und die Kopfbekleidung nur den graugrünen Ton im Gesicht ihrer Tante und ihren spindeldürren Körper. Man hatte den Eindruck, als wolle sie sich gänzlich in sich zurückziehen, als wolle sie am liebsten unsichtbar sein. Dennoch sah sie einigermaßen präsentabel aus. Um Tante Rachels willen konnte Elissande nur beten, dass Lord Vere, wenn er hier auftauchte, auch nur eine halb so beeindruckende Erscheinung abgab, wie sie es hatte durchscheinen lassen.
Tante Rachel zuckte zusammen, als sie ihren zukünftigen Schwiegerneffen zu Gesicht bekam. Elissande vermochte das Gefühl überraschter Freude nachzuvollziehen. Wenn sie ihn mit den Augen eines Fremden betrachtete, konnte sie nicht abstreiten, dass er ein gut aussehender Mann war.
Er war wunderschön angezogen: Alle Knöpfe steckten in den dazugehörigen Knopflöchern, seine Hose verunzierten keine Essensflecken, und sein Halstuch hing vollkommen gerade. Er redete nur das Nötigste. Er war sprachlos geworden angesichts der überwältigenden Realität, daran zweifelte sie nicht. Trotzdem erklärte er sich pflichtgemäß geehrt und entzückt über die „Überlassung von Miss Edgertons Hand“.
Obwohl sie ihm die praktisch aufgezwungen hatte.
Er warf ihr einen Blick zu, dabei ließ er seine Augen rasch über ihre Gestalt gleiten. Sie war züchtig in einem feinen, grauen Gewand aus Baumwollchiffon gekleidet -nicht, dass sie Lord Vere weiter darüber hinwegtäuschen könnte, zu was für einer Sorte Frau sie in Wahrheit gehörte. Es kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre, völlig nackt zu sein, dass es auch gereicht hätte, wenn sie in ihrer Unterwäsche in seinen Armen gefunden worden wäre.
Stattdessen hatte er alles von ihr gesehen.
Sie schluckte, blickte nach unten und war froh, als Lady Kingsley anordnete, dass alle bitte in die Kutsche einsteigen sollten.
Vere sorgte dafür, dass er und Freddie in einem anderen Abteil reisten als die drei Frauen, einem, das ein Stück entfernt von ihrem lag. Er schlief, während Freddie neben ihm zeichnete. Als sie in London ankamen, warnte ihn Lady Kingsley, sich nicht zu weit von seinem Haus zu entfernen, damit sie ihn über Ort und Uhrzeit seiner Hochzeit unterrichten konnte.
Die Frauen betraten das Stadthaus von Lady Kingsley, um das zu tun, was Frauen immer taten, wenn sie mit einer bevorstehenden Hochzeit konfrontiert waren. Vere lehnte Freddies Angebot ab, ihm Gesellschaft zu leisten, und sandte Holbrook eine Nachricht, dass er sich bitte mit ihm in demselben Versteck treffen möge, das sie letztes Mal benutzt hatten.
Das Bordell - ihre spöttische Bezeichnung für diesen speziellen Treffpunkt - hatte Vere immer belustigt, wegen der grellen Farben und den unbeholfenen, aber beherzten Versuchen, Eleganz zu verströmen. Aber heute schmerzten seine Augen, wenn er das künstliche Tigerfell betrachtete und die lilafarbenen Lampenschirme.
Holbrook traf kurz nach ihm ein. Vere warf das verschlüsselte Dossier auf den Tisch. „Aus Douglas’ Safe. Es gehört einen Tag lang Ihnen.“
„Danke, Mylord. Sehr schön, wie immer“, bemerkte Holbrook. „Ich werde es binnen kürzester Zeit kopieren lassen.“
Er reichte Vere ein Glas mit einem Williams-Birnen-Brand - Obstbrände aller Art faszinierten Holbrook. „Soweit ich es verstanden habe, sind Glückwünsche angebracht.“
Vere verzichtete darauf zu erwähnen, dass
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