Eine skandaloese Liebesfalle
gebeten? Sind die Aufnahmen fertig, die du von den Gemälden gemacht hast?“
„Sie befinden sich noch in der Dunkelkammer.“
„Lass sie uns ansehen.“
Sein Atelier befand sich im obersten Stockwerk, um ausreichend Licht zu haben. Seine Dunkelkammer lag darunter, ein Raum, der nicht viel größer war als ein Schrank. In dem orangegoldenen Schimmer der Dunkelkammerleuchte waren die ordentlich auf gereihten Apparate für die Entwicklung zu erkennen, das Spülbecken, die Wannen und die Negativlampe an der einen Wand, der
Arbeitstisch an der anderen. Fein säuberlich beschriftete Flaschen mit verschiedenen Chemikalien standen in den eingebauten Wandregalen.
„Wann hast du dir hier eine Dunkelkammer eingerichtet?“ Er hatte mit der Fotografie begonnen, nachdem sie gegangen war - nachdem Lady Tremaine ihn verlassen hatte, um genau zu sein. Einmal hatte er Angelica ein Foto von sich geschickt, das sie in ihr Tagebuch geklebt hatte.
„Ich kann mich nicht mehr an das genaue Datum erinnern, aber es muss um die Zeit gewesen sein, als dein Ehemann gestorben ist.“
„Du hast mir ein sehr freundliches Kondolenzschreiben geschickt.“
„Ich wusste kaum, was ich sagen sollte. Du hast ihn so gut wie nie in deinen Briefen erwähnt.“
Er übte leichten Druck auf ihr Kreuz aus, um sie tiefer in die Dunkelkammer zu führen. Sie liebte es, die Wärme seiner Hand dort zu spüren - er hatte große Hände, die dennoch außerordentlich kleine Details zeichnen konnten. Jahrelang hatte sie sich vor dem Einschlafen vorgestellt, von diesen starken, geschickten Händen gestreichelt und liebkost zu werden.
„Es war eine Vernunftehe“, erklärte sie verspätet. „Wir haben getrennte Leben geführt, schon bevor er starb.“ „Ich habe mir um dich Sorgen gemacht“, bemerkte er ruhig und mit der ihm angeborenen Würde, wegen der sie ihn so liebte. „Als du fast noch ein Kind warst, hast du gesagt, du wärest lieber eine auf sich allein gestellte alte Jungfer als eine gleichgültige Ehefrau.“
Ihr hatte es schmerzlich an dem Mut gefehlt, ihre Überzeugung zu leben. Als sie überzeugt war, dass sie ihn nie würde haben können, hatte sie praktisch einen Fremden geheiratet und England so rasch verlassen, wie es nur möglich war.
„Mir ging es gut“, antwortete sie schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. „Mir geht es gut.“
Er sagte darauf nichts, es war, als glaubte er ihren Beteuerungen nicht, wollte es aber nicht offen aussprechen.
Sie räusperte sich. „Gut, Freddie. Und jetzt zeig mir deine Fotografien. “
Die Aufnahmen hingen zum Trocknen an einer Leine.
„Meine Güte“, rief Angelica und blieb vor dem Bild mit den erlegten Ratten stehen. „Wie konnte es dazu kommen?“
Sie hatte ihr Haar aufgesteckt, aber es war nur ein sehr lockerer Knoten, der in Gefahr schwebte, sich jederzeit aufzulösen. Oder war es nur sein Wunsch, ihn zu lösen? Der Geruch der Entwicklerflüssigkeit und des Fixierbades hing in der Luft, aber Freddie stand dicht genug hinter ihr, um das Neroli in ihrem Eau de Toilette wahrzunehmen, süß und würzig.
„Du hättest das Geschrei hören sollen. Penny musste eine der jungen Damen sogar ohrfeigen, damit sie aufhörte.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie Penny eine Frau ohrfeigt.“
„Er war eine sehr Respekt einflößende Ohrfeige“, bemerkte Freddie trocken. Aber letztlich hatte auch ihn das Verhalten seines Bruders ziemlich überrascht. „Hier sind die Bilder von dem Gemälde.“
Er knipste ein weiteres Speziallicht an. Sie betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die noch feuchten Abzüge.
„Ich verstehe, was du meinst“, sagte sie. „Ich habe tatsächlich einmal ein Bild gesehen, in ganz ähnlichem Stil und ähnlicher Machart. Es zeigte einen weiblichen Engel in Weiß - riesige weiße Flügel, ein weißes Gewand und eine weiße Rose in der Hand. Und auf dem Boden war ein Mann, der zu diesem Engel aufschaute.“
„Meine Güte, dein Erinnerungsvermögen ist wirklich bewundernswert. “
„Danke sehr.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Wenn ich heimkomme, werde ich mein Tagebuch zurate ziehen und sehen, ob ich mir dazu Aufzeichnungen gemacht habe. Manchmal tue ich das, wenn ein Kunstwerk mich auf irgendeine Weise berührt hat.“
Er überlegte, ob sie später auch etwas in ihr Tagebuch über ihre heutige Sitzung notieren würde, etwas in der Art wie: „Las in dem dicken Band Kunstschätze in Großbritannien; war unbekleidet, eine Strähne meines
Weitere Kostenlose Bücher