Eine skandaloese Liebesfalle
Heiratsantrag machte, habe ich in meinem Überschwang ein Flaschenschiff umgeworfen. “
Sie hob ihre linke Hand mit dem recht schlichten Ehering und erklärte stolz: „Sir, Sie sehen vor sich die neue Marchioness of Vere. Darf ich meinen Ehemann vorstellen?“
Sie winkte Vere zu sich. „Stehen Sie nicht einfach he-rum, Mylord. Kommen Sie und lassen Sie sich mit meinem Onkel bekannt machen.“
Sie hielt ihn immer noch für einen unverbesserlichen Dummkopf. Wäre sie weniger abgelenkt gewesen, weniger verängstigt, dann wäre ihr mit Sicherheit aufgefallen, wie das alles zu seinem sonstigen Verhalten passte. Er hatte sich am gestrigen Tag - und in der Nacht - völlig untypisch benommen. Aber er hatte Glück: Sie hatte nichts bemerkt.
Vere nahm immer zwei Stufen auf einmal und schüttelte Douglas mit der Begeisterung eines jungen Hundes, der sich über eine alte Socke hermacht, die Hand. „Ist mir ein Vergnügen, Sir.“
Douglas entzog ihm seine Hand. „Du bist verheiratet?“ Die Frage war eigentlich an seine Nichte gerichtet, aber Vere schaltete sich ein. „Oh ja, mit allem Drum und Dran, Kirche, Blumen und ... na ja, eben allem, was dazugehört“, antwortete er und kicherte ein wenig.
Sie klopfte ihm auf den Arm. „Benimm dich, Sir!“ Sich Douglas zuwendend, sagte sie ernster: „Ich entschuldige mich für die Eile. Wir sind so ineinander verliebt, dass wir es einfach nicht ertragen haben, auch nur einen Tag zu warten.“
„Aber wir sind danach sogleich hergeeilt, um Ihnen die frohe Botschaft persönlich zu überbringen“, fügte Vere hinzu. „Offen gesagt, Lady Vere war ein wenig in Sorge, wie Sie mich empfangen würden. Aber ich habe ihr gesagt, es sei ausgeschlossen, dass es mir nicht gelänge, Ihre Billigung zu erringen - mit meinem Aussehen, meiner Gewandtheit und meinen Verbindungen.“
Er stieß sie leicht an. „Siehst du, ich hatte recht, oder?“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, so sonnig, dass sich ein Feld Sonnenblumen ihr zugewandt hätte. „Natürlich hattest du das, Liebster. Ich hätte nicht an dir zweifeln dürfen. Nie wieder.“
„Elissande, wo ist deine Tante?“
Douglas’ Gesicht war während des gekünstelten Wortwechsels der beiden Veres ausdruckslos geblieben. Sein Tonfall jedoch war alles andere als das. Etwas brodelte in ihm: furchtbare Wut.
„Sie befindet sich an deinem Lieblingsort in London, Onkel. Sie ist im Brown’s Hotel. Dort wird sie von vorne bis hinten bedient.“
Vere fiel es schwer einzuschätzen, wie es um ihre Nerven stand. Sie konnte ja unmöglich wissen, ob er ihre Lüge nicht als solche entlarvte. Aber nichts in ihrem Verhalten verriet die geringste Nervosität oder Unsicherheit.
„Allerdings“, sagte er, „war ich derjenige, der vorgeschlagen hat, dass Mrs Douglas im Hotel bleiben sollte. Sie hätte ihre Gesundheit unnötig aufs Spiel gesetzt, hätte sie so bald erneut eine so weite Reise unternommen. Lady Vere hat lediglich die Weisheit meines Rates erkannt und ihn befolgt.“
Douglas kniff die Augen zusammen, sein Schweigen verkündete Unheil. Vere sah zu seiner Ehefrau. Sie blickte Douglas mit großer Zuneigung an, als habe er ihr soeben versprochen, mit ihr nach Paris zu fahren, in den Ausstellungsraum des Modehauses Worth.
Vere hatte gewusst, dass sie die beste Schauspielerin war, die er je kennengelernt hatte. Aber so gut sie auch während ihrer kurzen Bekanntschaft ihre Rollen beherrschte, der Auftritt vor ihrem Onkel war einfach atemberaubend. Alles, was Vere bis zu diesem Moment von ihr gesehen hatte, waren nichts weiter als Kostümproben gewesen. Jetzt hingegen war sie auf ihrer Bühne, die große Mimin im Rampenlicht, die Zuhörer gebannt auf ihren Sitzen haltend.
„Nun, dann lasst uns nicht länger hier draußen stehen“, murmelte Douglas schließlich. „Gehen wir hinein und setzen uns auf eine Tasse Tee zusammen.“
Sobald sie im Empfangssalon Platz genommen hatten, begann Lord Vere auch schon, sehr unverhohlen und peinlich berührt auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Er presste die Lippen aufeinander, als würde das sein Verdauungssystem beeinflussen. Schließlich wischte er sich mit der Hand die Stirn und krächzte: „Wenn Sie mich einen Augenblick lang entschuldigen wollen, ich muss ... ich fürchte ... ich muss ... “
Er lief aus dem Zimmer.
Elissandes Onkel sagte kein Wort, als wäre ihr Ehemann kaum mehr als eine lästige Fliege, die den Verstand besessen hatte, sich rechtzeitig zu entfernen. Elissande jedoch
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