Eine skandalöse Versuchung
Verfügung steht, können wir uns an den feindlichen Posten vorbei ungefährdet in die Stadt schleichen und jederzeit untertauchen …«
»Mein Anwesen liegt in Surrey.« Tristan sah die anderen an. »Wenn wir uns darauf einigen, wie und wo wir unsere Festung errichten wollen, könnte ich mich ganz unauffällig in die Stadt begeben und alles Nötige regeln, ohne dabei irgendwelche Wellen zu schlagen.«
Charles kniff die Augen zusammen; sein Blick wirkte abwesend. »Wir brauchen einen Ort, der nahe am Geschehen ist, aber auch wiederum nicht zu nah.«
»Eine Gegend, die gut erreichbar, aber wenig offensichtlich ist.« Deverell trommelte gedankenverloren auf den Tisch. »Je weniger man uns in der Nachbarschaft kennt, desto besser.«
»Vielleicht ein Haus, das …«
Sie wogen die verschiedenen Anforderungen gegeneinander ab und kamen zu dem Schluss, dass ein Haus außerhalb von Mayfair - aber in dessen Nachbarschaft und zwar auf der dem Stadtkern abgelegen Seite - am ehesten ihren Ansprüchen genügen würde. Das Haus sollte mehrere Empfangszimmer besitzen, die ausreichend Platz bieten müssten, um sich - gegebenenfalls in Damengesellschaft - bequem dort treffen zu können; der übrige Teil des Hauses sollte zur damenfreien Zone erklärt werden und - für den Notfall - zumindest drei Schlafzimmer, eine Küche sowie Wirtschaftsund Personalräume umfassen; natürlich müsste das Personal den besonderen Ansprüchen der Herren gerecht werden …
»So weit, so gut.« Jack schlug auf den Tisch. »Also!« Er nahm seinen Krug und hielt ihn in die Luft. »Auf Prinny und seine geringe Popularität - denn ohne ihn wären wir heute nicht hier versammelt und hätten keinerlei Gelegenheit, unser aller Leben deutlich sicherer zu gestalten.«
Mit einem breiten Grinsen nahm jeder einen Schluck aus seinem
Humpen. Dann schob Charles seinen Stuhl zurück, stand auf und erhob seinen Krug. »Gentlemen, auf unseren Klub! Eine letzte Bastion gegen die Kupplerinnen der Gesellschaft und ein sicherer Stützpunkt, von dem aus wir die weiblichen Kreise infiltrieren, die Braut unserer Wahl identifizieren und isolieren werden, um die weibliche Gesellschaft schließlich im Sturme zu erobern und unsere Siegestrophäe heimzuführen!«
Alle jubelten, trommelten auf die Tische und erhoben sich.
Charles nickte Christian zu. »Auf unsere Bastion! Die uns erlauben wird, unser Schicksal fest in den eigenen Händen zu behalten und selbst darüber zu regieren. Gentlemen!« Charles hob seinen Krug hoch in die Luft. »Auf den Bastion-Klub!«
Alle jubelten und tranken voller Begeisterung.
Der Bastion-Klub war geboren.
1
Lust und eine tugendhafte Frau - nur ein Narr würde versuchen, das eine mit dem anderen in Einklang zu bringen.
Tristan Wemyss, der vierte Earl of Trentham, hatte sich nur selten einen Narren schimpfen lassen, und dennoch stand er hier am Fenster in Betrachtungen einer eindeutig tugendhaften Dame versunken und gab sich dabei allerlei lüsternen Gedanken hin.
Was vielleicht sogar nachvollziehbar war; besagte Dame war nämlich groß, dunkelhaarig und von schlanker wie sanft kurvenreicher Gestalt - die überdies perfekt zur Geltung kam, während sie müßig durch den benachbarten Garten streifte und sich gelegentlich hinunterbeugte, um hier und da ein Blatt oder eine Blüte näher zu betrachten, welche in den üppigen und eigentümlich wild erscheinenden Beeten prächtig gediehen.
Es war Februar und das Wetter genauso trüb und kalt, wie der Monat es erwarten ließ, und dennoch war der Garten nebenan voller Leben - der Frost schien dem dichten dunkelgrünen Blattwerk und den kupfern schimmernden, exotischen Pflanzen nichts anhaben zu können. Natürlich waren einige Bäume und Büsche kahl und leblos, doch alles in allem strahlte der Garten eine Art winterliche Lebendigkeit aus, die für Londoner Gärten zu dieser Jahreszeit völlig untypisch war.
Nicht, dass er sich auch nur im Geringsten für Gartenkunst interessierte; was ihn hingegen faszinierte war jene junge Frau, die leicht und elegant durch den Garten schwebte und ihren Kopf schräg legte, wenn sie eine Blüte betrachtete. Ihr tief mahagonifarbenes
Haar hatte sie zu einer Art Krone hochgesteckt. Er konnte den Ausdruck auf ihrem blassen, ovalen Gesicht nicht richtig erkennen, aber ihre Züge wirkten zart und rein.
Ein Irischer Wolfshund mit rauem, zottigem Fell schnüffelte behäbig um sie herum; wenn sie im Garten war, leistete der Hund ihr meistens Gesellschaft.
Sein
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