Eine Socke voller Liebe
eine Flasche hoch und schnuppert an
der Öffnung. Himbeeren oder Birnen? Dann fällt es ihr wie Schuppen von den
Augen: Das ist kein Wasser, sondern Obstbrand, und sie steht mittendrin .
Sie watet durch den Schnaps und steht plötzlich in ihrem
Schlafzimmer. Markus liegt im Bett .
„Ich glaub, ich hab Fieber“, nuschelt er, „ich bin so
müde. Tut mir leid, dass wir heute Abend nicht ins Theater gehen können. “
„Du hast getrunken!“, sagt sie wütend .
„Nein, ich hab Medizin gegen die Erkältung eingenommen. “
„Du hast keine Erkältung!“
„Mir geht es nicht gut. Bitte, bleib bei mir “, bettelt er
und erfasst ihre Hand .
„Nein! Ich gehe!“
„Bitte, bitte nicht!“, jammert er umklammert ihren Arm
fester .
Sie versucht verzweifelt den Arm wegzuziehen, aber sie
kann sich nicht losreißen. Er hält sie fest. Panik erfasst sie .
Sie wälzt sich hin und her .
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als sie aufwachte. Ihr rechter
Arm lag unter dem Körper. Sie drehte sich auf den Rücken und massierte ihren
Arm, bis das taube Gefühl verschwand.
11.
Kraftfelder
„Ich bin heute Morgen total müde“, stöhnte Sabine und meine
Beine sind schwer wie Blei. Sie hielt in beiden Händen eine große Kaffeetasse
und hatte ein frisches Croissant vor sich auf dem Teller liegen, „und außerdem
habe ich geträumt, dass ich mit den Füßen im Schnaps stehe.“
Verdutzt sah Andrea sie an: „Markus auch?“ Sie grinste.
„Nee, der lag im Bett und hat gezittert.“ Sabine grinste
zurück, aber ihre Stimme klang verärgert: „Diese Träumerei verfolgt mich. Ich
will, dass das endlich aufhört.“
„Das kann ich mir vorstellen. Was hältst du davon, wenn wir
hier bleiben bis die Geschäfte öffnen und dann einen Bummel machen? Das lenkt
dich bestimmt von deinem Traum ab. Außerdem bin ich heute so schlapp, dass ich
mir nicht vorstellen kann, weit zu wandern.“
„Eine gute Idee. Nach den Anstrengungen der letzten zwei Tage
fühle ich mich heute auch ziemlich malade.“
Nach drei Tassen Kaffee verließen sie das kleine Café und
spazierten langsam unter den Arkaden der alten Häuser an den Schaufenstern
vorbei. Sie bewunderten die spanische Mode in den hübschen, kleinen Läden und
gingen in ein Kaufhaus.
„Komm, wir gehen in die Hutabteilung“, schlug Andrea vor.
Große und kleine, elegante und sportliche Modelle warteten in glänzenden
Metallregalen auf ihre Käuferinnen. Ein paar besonders ausgefallene Stücke, mit
aufwändigem Blumenschmuck, Schleifen oder Bändern dekoriert, saßen auf hübschen
Puppenköpfen.
Die Freundinnen waren entzückt. Sabine lief schnurstracks auf
einen grasgrünen Hut zu, der durch seine knallroten Mohnblumen auffiel. Es war
einfach zu verlockend!
Fröhlich stülpte sie sich den Filz über ihre roten Locken.
Herrlich! Zu ihrem Wanderoutfit sah dieses Modell einfach „super“ aus.
Belustigt drehte sie sich vor einem Spiegel hin und her, als
Andrea sich zu ihr gesellte. Sie trug ein schwarzes Ungetüm auf dem Kopf, das
einem Storchennest ähnelte, in dem ein gelber Kanarienvogel an einem Zweiglein
pickte. Das Prachtstück wurde durch ein gelbes Tüllband, das unter dem Kinn
geknotet war, in Balance gehalten.
Die Freundinnen betrachteten sich von allen Seiten vor dem
Spiegel und prusteten laut vor Lachen. Die Tränen kullerten ihnen dabei über
die Wangen.
Durch ihr Gelächter machten sie eine Verkäuferin auf sich
aufmerksam, die freundlich fragte, ob sie helfen könne.
„No, no, muchas gracias“, beeilten sie sich zu sagen. Nachdem
die Dame keine Anstalten machte wieder zu verschwinden, schlichen sie verschämt
grinsend zu den Regalen, um sich unter den strengen Blicken der Spanierin des
edlen Kopfschmuckes zu entledigen.
Sabine hatte ihren Hut bereits wieder an seinen Platz
gebracht, als sie sich suchend nach ihrer Freundin umsah.
Andrea war zum Spiegel zurückgegangen und bemühte sich
verzweifelt, den Knoten des Bandes unter ihrem Kinn zu lösen. Als sie Sabine
kommen sah, verzog sie das Gesicht zu einer Grimasse, um sich das Lachen zu
verkneifen, denn die Verkäuferin war ebenfalls im Anmarsch, um bei der Lösung
des Problems zu helfen. Sabine kam ihr jedoch zuvor, und Andrea reichte der
Wartenden mit einem gestotterten „Perdon! Muchas gracias!“ das herrliche
Modell.
Dann beeilten sie sich, die Stätte ihres fröhlichen Wirkens
unauffällig und mit aufrechtem Gang zu verlassen.
Erst draußen ließen sie ihrem Spaß wieder alle Freiheiten und
zogen
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