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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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Eisenach nach
den ersten zwei Jahren immer nur um ein Vierteljahr verlängerte; ein Viertel
kam zum nächsten und ich habe mir Durchhalteparolen aufgesagt, weil ich
glaubte, dass Markus in seinem Beruf aufgeht. Er hat mir immer gesagt, dass ihm
die Arbeit dort Spaß macht. Aber vielleicht stimmte es ja gar nicht. Vielleicht
hat er sich allein gefühlt, abgenabelt von mir und den Kindern. Ich weiß auch
nicht, ab wann er seine Probleme im Suff ertränkt hat. Wahrscheinlich kam
einiges zusammen und wenn er abends allein im Hotelzimmer saß oder mit Kollegen
zusammen war, dann wurde aus Geselligkeit gebechert oder um Stress abzubauen
und einschlafen zu können. Ich glaube, es gibt nicht nur einen einzigen Grund.
Aber das weiß niemand genau. Weißt du, bei uns stand immer irgendwo eine offene
Flasche Wein herum“, überlegte Sabine, „und Markus war nie ein Kostverächter.
Wenn es irgendetwas zu feiern gab, hat er fast immer zu viel getrunken. Aber
das waren Ausnahmen und deshalb habe ich darin nie eine Gefahr gesehen.“
    Ihr Blick schweifte weit ab in die Ferne, und sie redete fast
wie zu sich selbst: „Als wir unser Haus gebaut haben, war das eine tolle
gemeinsame Aufgabe, die uns beiden viel Spaß bereitet hat. Aber wenn ich mich recht
erinnere, stand auch damals immer eine Flasche Bier neben ihm, wenn er am Bau
gearbeitet hat.“
    „Aber das war ja lange vor Eisenach und damals konnte er noch
rechtzeitig mit dem Trinken aufhören“, stellte Andrea fest und fragte dann:
„Ging Felix beim Umzug in euer Haus eigentlich schon in die Schule?“
    „Felix ist im Sommer drauf eingeschult worden, und ich habe
gleichzeitig eine halbe Stelle als Lehrerin in unserer Grundschule erhalten. Es
hat alles gepasst, und wir waren glücklich. Für die Kinder war Markus immer nur
der tolle Papa, der ihnen fast jeden Wunsch erfüllte. Vielleicht hat er sich
sogar manchmal mit Geschenken seine Ruhe erkauft. Aber er hat auch viel Zeit
mit ihnen verbracht, und das war für mich in Ordnung so. Die Kinder liebten
ihn.“
    „Ich erinnere mich. Auch Magdalena ist voll auf ihn
abgefahren, weißt du noch? Wenn er mit den Kindern etwas unternommen hat, hat
er ihr oft Verantwortung übertragen, weil sie drei Jahre älter war als Felix,
und das hat ihr gefallen. Als er nach Eisenach versetzt worden ist, war sie
richtig traurig.“
    „Ja, ich weiß. Das war zwei Jahre nach unserem Einzug ins eigene
Haus. Als das neue Autowerk eröffnet wurde, brauchte man dort seine Erfahrungen
als Maschinenbauingenieur. Zuerst hieß es, das sei nur ein vorübergehender
Einsatz für maximal zwei Jahre, und daraus sind dann fast zwölf Jahre geworden.
Ich denke manchmal, dass Markus nach ein paar Jahren in Eisenach gar nicht mehr
zurück wollte, weil seine Probleme mit dem Alkohol größer geworden waren. Da
konnte er sich jeden Abend volllaufen lassen, ohne dass jemand etwas gemerkt
hat. Zuhause wäre es mir bestimmt früher aufgefallen. Und dazu hätte er dann
noch täglich die Auseinandersetzung mit zwei pubertierenden Kindern gehabt, das
wäre bestimmt nicht lange gut gegangen“, vermutete Sabine. Dann stand sie auf
und griff nach ihrem Rucksack. „Komm, wir gehen weiter, damit wir wenigstens
noch bis Viana kommen, bevor es wieder so heiß wird.“
    „Hast Recht. Wir können uns auch unterwegs noch weiter
unterhalten.“
    Aber Sabine hatte all die Dinge Revue passieren lassen, die
ihr durch den Kopf gegangen waren, und sie war dankbar, dass die Freundin das
leidige Thema nicht wieder aufgriff.
    Kurze Zeit später steuerte sie schnurstracks auf eine Kirche
zu, deren achteckiger Grundriss der Kapelle Maria de Eunate nachgebaut war. Sie
trat ein und fröstelte. Statt einer schönen Marienstatue hing hier ein Kreuz
über dem steinernen Altartisch, dessen leidender Korpus sie erschreckte. Sie
verließ die Kirche wortlos wieder. Nein, das war nicht ihr Ding.
    Warum mussten die Christen eigentlich immer und überall so
schreckliche Kruzifixe hinhängen, die das Leid so herausstellten? Warum
glorifizierten sie eigentlich nicht lieber den auferstandenen, strahlenden
Christus? Der würde wenigstens Mut, Kraft und Hoffnung signalisieren! Ostern
war doch für die Katholiken der wichtigste kirchliche Feiertag. Aber in kaum
einer Kirche gab es ein Bild oder eine Statue von dem Auferstandenen. Warum
nur? Vielleicht, weil Auferstehung nicht ohne vorheriges Leid geht? Oder weil
der Auferstandene nicht „greifbar“ ist? Weil man an ihn glauben muss?
    „Dort drüben

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