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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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schnell deinen Teller leer, damit wir wieder
aufbrechen können“, erwiderte Sabine mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „bis
Melide laufen wir mindestens noch zwei Stunden.“
    Die Freundinnen waren wieder allein unterwegs durch die
kleinen Weiler, in denen „Kuhfladenhopping“ angesagt war. Vor fast allen alten
Häusern ragte ein für Galicien typischer, eckiger Vorratsspeicher auf hohen
Pfeilern in die Luft.
    Zwischen den einzelnen Dörfern gab es immer wieder schattige
Strecken durch grüne Eichen- und duftende Eukalyptuswälder. Die wunderschönen
Hohlwege waren auch hier mit dicken Laub- und Moosschichten weich gepolstert.
    Die Frauen waren dankbar dafür, denn Sabines ramponierter
Knöchel und Andreas Knie schmerzten immer mehr.
    „Lieb von dir, dass du trotzdem mit mir weiterläufst, und nicht
bei Geraldine geblieben bist“, sagte Andrea.
    „Wer weiß, wofür das gut ist“, entgegnete Sabine. „Ich habe
übrigens ein leichtes Schmerzmittel geschluckt, das hilft immer. Brauchst du
auch was?“
    „Nein danke, ich denke, das schaffe ich noch so bis Melide.“
    „Geraldine scheint Max anzuziehen. Sie haben sich wohl
häufiger zufällig getroffen“, brachte Sabine das Gespräch auf den Mann, an den
sie in den vergangenen Tagen oft gedacht hatte.
    „Und du? Hättest du ihn auch gerne öfter getroffen?“, fragte
Andrea.
    „In den ersten Tagen nach unserer gemeinsamen Nacht habe ich
mir das manchmal gewünscht. Aber jetzt ist es gut so, wie es ist. Mir haben
seine direkte Art, seine Offenheit und sein Lachen gefallen. Man kann viel Spaß
mit ihm haben“, gestand Sabine, „für ihn schien es keine unlösbaren Probleme zu
geben. Er wirkte so unbeschwert, als hätte er nichts zu verlieren. Ich wüsste
gerne, warum er wohl den Jakobsweg gelaufen ist.“
    „Das kannst du ihn ja in der nächsten Woche per E-Mail
fragen, wenn du wieder zu Hause bist“, schlug Andrea vor.
    „Ja, das werde ich auch“, erwiderte Sabine.
    Knapp zwei Stunden später verkündete Andrea: „Wir sind in
Melide!“, und wies auf das Ortseingangsschild.
    Die Freude, in der Stadt angekommen zu sein, wurde getrübt
durch einen langen Marsch bis ins Zentrum. Die Straßen zogen sich endlos und
heiß noch fast eine ganze Stunde durch ein Industriegebiet. Die Hitze des Tages
hatte sich überall zwischen den hohen Häusern gestaut.
    In einer großen Herberge kehrten sie ein. Die vielen Betten
in den Schlafsälen waren alle belegt, die Matratzen durchgelegen und das
Duschwasser tröpfelte nur lauwarm aus der Duschtasse. Aber das war alles nicht
mehr so wichtig.
    In Santiago würden sie sich auf jeden Fall eine schöne
Pension oder ein kleines Hotelzimmer suchen. Das stand fest!
    Melide war als die Stadt der besten Pulpos bekannt. Die
Freundinnen hatten jedoch immer noch keinen Appetit, diese Spezialität zu
probieren. Die in der Blutbrühe schwimmenden Fangarme aus Ponferrada hatten
ihnen die Lust hierauf ein für alle Mal verdorben. Schade!
    Sie schlenderten durch die Straßen, aßen stattdessen Burger
und Pommes in einem Schnellimbiss und ließen sich von flotter Musik dazu
verleiten, den Abend in einer Bar zu beschließen.
    Die schwarzen Ledersessel waren bequem, die Hits schwungvoll
und der Riojawein hervorragend.
    Der Blick aus dem großen Fenster hinunter auf den
beleuchteten Platz ließ sie teilhaben an der Feierabendstimmung der Spanier. Im
warmen Lampenlicht saßen Alt und Jung dort beisammen und verbrachten den Abend
miteinander. Männer spielten Boule, Kinder fuhren auf Rollschuhen umher,
Kleinkinder versuchten es mit Dreirädern und Frauen steckten die Köpfe
zusammen. Es machte Spaß, dem munteren Treiben der spanischen Generationen mit
dem ausgeprägten Familiensinn zuzuschauen.
    Es blieb nicht aus, dass dieses Zuschauen bei Sabine
Erinnerungen an glückliche Zeiten weckte.
    Das Glück kommt und geht, wie es will, dachte sie, man kann
es nicht festhalten. Eigentlich ist es noch gar nicht so lange her, dass wir
glücklich waren, Markus, ich und die Kinder. Und doch kommt es mir so vor, als
wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen. Der Gedanke an die glückliche Zeit löste
etwas ungemein Tröstliches in ihr aus. Ja, sie war dankbar für die schönen
gemeinsamen Jahre mit Markus und für ihre Kinder.
    Die Vergangenheit der letzten fünf Jahre dagegen hatte sie
losgelassen und zu Grabe getragen.
    Wir können immer nur an uns selbst arbeiten und unser eigenes
Verhalten verändern, aber nie einen anderen Menschen, dachte sie. Ich

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