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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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werde
nicht mehr aus Mitleid bei ihm bleiben. Mein Gott, wie sehr wünsche ich ihm,
dass er es schafft. Ihm und mir und unseren Kindern.
    35.
Ermüdungserscheinungen
    „Noch siebenundfünfzig Kilometer bis Santiago de Compostela“,
verkündete Andrea bei der zweiten Tasse Kaffee am frühen Morgen, „der
Wanderführer teilt sie in zwei Etappen ein, heute dreiunddreißig und morgen
vierundzwanzig Kilometer.“
    „Ganz ordentlich!“, Sabines Begeisterung hielt sich in
Grenzen. „Gestern sind wir auch stolze neunundzwanzig Kilometer gelaufen!“
    „Das wäre heute eine fast achtstündige Wanderung und morgen
noch mal eine sechsstündige. Dann wären wir aber bereits morgen Mittag in
Santiago und könnten übermorgen nach Finisterre fahren“, versuchte Andrea ihrer
Freundin ein verlockendes Angebot zu machen.
    „Einverstanden! Wir versuchen es“, lenkte Sabine ein, „denn
die Vorstellung, dann noch ans Meer zu kommen, bevor der Flieger uns wieder
nach Deutschland bringt, ist schon sehr verlockend.“
    „Bis Santiago verändert sich der Camino nicht mehr viel. Das
Klima und die Pflanzen werden zwar mediterraner, aber die Wege führen - bis auf
einen einzigen steilen Anstieg - nur leicht bergauf und bergab durch kleine
Weiler und Wälder“, gab Andrea die Infos aus dem Taschenbuch weiter, bevor sie
sich wieder auf den Weg machten.
    Während ihre Wanderstöcke bzw. Besenstiele miteinander im
Takt klackerten, bewunderten die Frauen die großen Kakteen und riesigen,
blühenden Oleanderbüsche, die neben Zitronenbäumen und Bananenstauden in den
Gärten wuchsen.
    Ein lauwarmer Wind wehte ihnen entgegen und die
spätsommerliche Sonne schien mild und angenehm vom Himmel.
    „Wir sollten bei nächster Gelegenheit unseren Wasservorrat
auffüllen“, bemerkte Andrea, „denn wir kommen bald durch eine lange, einsame
Waldgegend.“
    Der duftende Eukalyptuswald mit seinen hohen, schlanken
Bäumen, deren zarte, leicht wehende Blätter viel Licht durchließen, war
angenehm zu durchwandern.
    Sabine stellte fest, dass die Beine sich wie von selbst
bewegten, auch wenn sie erschöpft waren. Der muskulös gewordene Bewegungsapparat
tat seinen Dienst wie eine in die Jahre gekommene Maschine, die immer öfter zu
starken Ermüdungserscheinungen neigte und häufiger eine Pause brauchte.
    Je näher sie ihrem Ziel kamen, umso mehr waren Andreas
Gedanken bei Michael. Sie fühlte sich beschwingt und getragen von ihrer
Sehnsucht. Obwohl sie seine Zurückhaltung am Telefon bemerkt hatte, war sie von
unbändiger Freude über das baldige Wiedersehen erfüllt. Niemals hätte sie
geglaubt, dass sie sich noch einmal so verlieben könnte. Nein, sie hätte es gar
nicht zugelassen. Doch jetzt war alles anders.
    Du fehlst mir so, dachte sie, wenn du wüsstest, wie sehr du
mir fehlst…
    Müde und erschöpft lagen die Freundinnen am Abend
nebeneinander auf durchgelegenen Matratzen in einem Zimmer mit zehn
Etagenbetten in einer nicht besonders gepflegten Herberge, nachdem sie ein
dürftiges Pilgermenü in einem Restaurant gegessen hatten. Aber auch das gehörte
irgendwie dazu und war nicht weiter beachtenswert.
    Die Freundinnen sahen sich eine Weile lang schweigend an, ehe
sie sich umarmten, um sich eine gute Nacht zu wünschen.
    Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen.
    Es war ihre letzte Nacht in einer Herberge auf dem Jakobsweg!
    36. Am Ziel
    Bereits um halb Sieben verließen die Freundinnen die Herberge.
Es war noch dämmrig, und sie benötigten zum ersten Mal ihre Stirnlampen.
    „Das ich das noch erleben darf“, lachte Andrea. „ich habe
nicht daran geglaubt, dass wir die Dinger doch noch benutzen würden.“
    „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit so einer
Beleuchtung vor dem Kopf herumlaufe. Aber ohne dieses Licht würden wir ja rein
gar nichts sehen“, stimmte Sabine ihr zu.
    Nach den ersten Kilometern auf einer unbeleuchteten Straße
fanden sie tatsächlich dank ihrer Lampen die richtige Abzweigung in einen Wald.
Hier war es stockfinster. Die Lichtpunkte, die ihre Lampen boten, zeigten auf
dicke Baumwurzeln und Steine, die den Pfad ziemlich unwegsam machten und
Vorsicht geboten.
    Die Freundinnen hakten sich ein und nahmen es mit Humor.
Lachend stolperten sie nebeneinander her und stellten fest, dass sie Recht
daran getan hatten, nicht schon früher den Jakobsweg im Dunkeln gelaufen zu
sein.
    Der Waldweg endete und führte sie zurück auf die Straße. Ihr
Blick blieb an einem Schild hängen: „Desayuno!“ Diese

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