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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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ganzen Vormittag lang noch keinem einzigen Pilger
begegnet waren, saßen sie hier in der Bar dicht gedrängt.
    Als sie sich suchend nach einem freien Platz umblickten,
winkte ihnen eine junge Frau zu. Es war Geraldine.
    Erfreut setzten sich die Beiden zu ihr.
    Während des Gespräches stellten sie fest, dass sie einmal im
gleichen Ort übernachtet hatten, sich aber nicht begegnet waren. Geraldine
erzählte, dass sie Max getroffen habe. Er sei in der Herberge hinter dem Camino
duro gewesen, in der die Freundinnen wegen der vorbeifahrenden Laster nicht
bleiben wollten.
    Andrea warf Sabine einen vielsagenden Blick zu, während Geraldine
weiterredete: „Er war sehr ärgerlisch, weil er ‘atte gefallen auf Knie. Ein
schlimme Verletzung.“
    „War das beim Abstieg passiert?“, interessierte sich Sabine.
    „Ja, isch glaube, er ist gerutscht und auf ein spitzes Stein
mit Knie. Er musste mit Taxi zum Arzt fahren. Die nächste Tag er wollte direkt
nach Santiago mit die Bus oder Zug.“
    „Er musste also seine Reise abbrechen?“
    „Ja. So war es. Arzt ‘at verboten zu laufen. Vielleicht er
muss in Krankenhaus wegen Operation?“, Geraldine zuckte mit den Schultern und
wiegte ihren Kopf abwägend hin und her, „ich weiß nicht genau.“
    „Der Arme“, bedauerte ihn Andrea. Sabine sagte nichts.
    „Aber isch muss euch unbedingt erzählen, dass meine Bruder
geht es viel viel besser“, wechselte Geraldine freudestrahlend das Thema,
„Operation war großes klasse und vielleicht er wird wieder ganz gesund.“
    „Das sind ja wunderbare Neuigkeiten“, freute Sabine sich mit
ihr und Andrea schlug vor, gemeinsam weiter zu laufen, um weitere Einzelheiten
darüber von Geraldine zu erfahren.
    Zwei Stunden später besichtigten die drei Pilgerinnen eine
rustikale Herberge, deren Inhaber ein Schreiner war: Die zum Teil sehr originell
gebauten Betten, die in niedrigen, kleinen Zimmern mit buckeligen, weiß
getünchten Wänden standen, verströmten einen warmen Duft nach frischem Holz.
    Im Bauerngarten blühten bunte Sommerblumen um die Wette.
Dicke Kissen auf grün und weiß gestrichenen Sitzgruppen luden zum Verweilen
ein.
    Geraldine setzte sich auf eine Bank und wühlte in ihrem
Rucksack. Als sie endlich das Klebeband gefunden hatte, zog sie ihre Schuhe
aus, an denen alte Fetzen ihres Flickwerkes baumelten.
    „Wie oft musst du das Band erneuern?“, fragte Sabine und
griff sich einen Schuh, um die klebrigen Reste abzureißen.
    „Einmal am Tag. Aber hier ist gut laufen. Wenig Steine. Da
hält es länger. Vielleicht jetzt bis Santiago? Wer weiß!“, lachte die junge
Französin fröhlich. Sie sprühte vor Freude, seit sie wusste, dass ihr Bruder
gesund werden würde.
    Während Geraldine und Sabine sich auf das Reparieren der
Laufschuhe konzentrierten, erhob sich Andrea von der Bank. Sie hatte ihr
tönendes Handy aus der Tasche gezogen und hielt es jetzt ans Ohr, während sie
durch den Garten wanderte.
    Die Frau des schreinernden Hospitaleros stellte drei
Salatteller mit Thunfisch auf den Tisch.
    Geraldine angelte sich sofort mit den Fingern ein Salatblatt
und schwärmte: „Hm, das schmeckt gut, isch ‘abe grosse Appetito.“
    Sabine schnitt den Klebestreifen mit ihrem Taschenmesser ab
und stellte beide Schuhe vor Geraldines Füße: „So, erledigt! Guten Appetit!“
    „Isch glaub, ich bleibe ‘eute ‘ier an diese schöne Ort und wo
Essen ist so gut“, überlegte Geraldine kauend.
    „Dann werden wir dich aber wieder allein lassen müssen, denn
wir wollen noch bis Melide“, bedauerte Sabine.
    „Soweit noch? Non, non das ist mir zu viel für eine Tag, ich
mache es mir ‘ier gemütlich.“
    Andrea war an den Tisch zurückgekommen und hatte Geraldines
letzten Satz gehört. „Du willst hier Schluss machen für heute?“, fragte sie
deshalb.
    „Oui, oui, ‘ier ist schön, ‘ier bleibe ich.“
    „Okay“, sagte Andrea und wandte sich dann Sabine zu, „das war
Michael. Er ist mit seinen Freunden vor einer Stunde in Santiago angekommen.
Sie haben es sich bereits in einem Hotel gemütlich gemacht. Am Nachmittag
wollen sie den Pilgergottesdienst besuchen und morgen früh in Richtung
Finisterre weiterlaufen. Sie haben drei Tage dafür geplant, das heißt, dass wir
uns in Finisterre treffen könnten, wenn wir es schaffen, übermorgen in Santiago
zu sein und am nächsten Tag ans Meer zu fahren. Ansonsten soll ich ihm das
Handy nach Ingolstadt schicken, wenn wir wieder in Deutschland sind, hat er
gemeint.“
    „Dann iss

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