Eine Spur von Lavendel (German Edition)
für sich beschlossen, sich nicht bei ihr zu melden und endlich zu versuchen, die ganze Sache abzuhaken.
„Ich denke, nicht, Bernd. Sie hat mir auf eine sehr wohlerzogene Weise, aber ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich absolut nicht leiden kann.“
„Ich verstehe.“ Bernd Lindemann ging zur Tür und legte seine Hand auf die Klinke, doch dann drehte er sich noch einmal zu Alexander um. „Ach, Alex.“
„Ja?“
„Wirf endlich diesen Aschenbecher weg.“
Nachdem Bernd Lindemann sich von ihm verabschiedet hatte, räumte Alexander seinen Schreibtisch auf, stellte den verhassten Computer ab und schlüpfte in seine alte Lederjacke. Sein Magen knurrte vernehmlich, und er fühlte sich wie erschlagen. In den vergangenen Nächten hatte er aus den verschiedensten Gründen nicht besonders gut geschlafen, und das Defizit machte sich inzwischen recht deutlich bemerkbar.
„Zigaretten“, sagte er laut zu sich selbst. „Ich muss unbedingt noch Zigaretten kaufen.“
Einen lauten Fluch ausstoßend, zog er die leere Hülle aus seiner Jackentasche, zerknüllte sie und warf sie wütend in den grünen Papierkorb unter seinem Schreibtisch. Dann griff er entschlossen nach dem Aschenbecher, der noch immer auf seinem Schreibtisch stand, und warf ihn gleich hinterher. Eine ganze Weile rührte er sich nicht von der Stelle, starrte nur vor sich hin, ohne wirklich etwas zu sehen.
Verdammt, verdammt noch mal!
Endlich verließ er sein Büro.
Es war bereits vollkommen dunkel, als Alexander Hellberg seinen Wagen direkt vor der großen Villa in eine Parklücke lenkte. Entschlossen zog er den Zündschlüssel ab und stieg aus. Nachdem er auf den Klingelknopf gedrückt hatte, wappnete er sich innerlich bereits gegen eine weitere eisige Abfuhr und wartete. Hinter einigen Fenstern brannte Licht, und nun wurde es auch in der Eingangshalle hell. Genauso wie beim letzten Mal öffnete Charlotte Michaelsen die Tür und schenkte ihm sofortein breites, herrlich freches Lächeln, das ihn augenblicklich wieder an Frank erinnerte.
„Hi, Alexander Hellberg.“
„Hallo, Charlotte. Ist deine Mutter zu Hause?“
„Kommen Sie herein. Ich sage ihr Bescheid.“
Nachdem Alexander einige Minuten untätig in der Eingangshalle gewartet hatte, erschien Linda auf dem obersten Treppenabsatz, verharrte dort oben eine Sekunde und kam dann zögernd zu ihm herunter. Seine eigene erste Reaktion – ein warmes Prickeln, das ihm beim Anblick dieser Frau über den Rücken lief – überraschte ihn. Er registrierte dennoch sofort, dass sie heute kein Schwarz trug, sondern eine enge verblichene Jeans und ein lavendelfarbenes T-Shirt. Trotz dieser legeren Kleidung wirkte sie überraschend elegant, aber gleichzeitig auch zart und ungeheuer jung.
„Herr Hellberg, was kann ich für Sie tun?“
Wie er es erwartet hatte, war der Blick aus ihren Augen ebenso kühl wie der Klang ihrer Stimme.
„Entschuldigen Sie die Störung, aber ich musste einfach noch einmal herkommen, Frau Michaelsen. Hätten Sie vielleicht einige Minuten Zeit für mich?“
Linda musterte ihn kurz, bevor sie mit erhobenem Kopf an ihm vorbeiging und ihn mit einer Handbewegung in das Wohnzimmer bat. „Bitte.“ Sie deutete auf die ausladende Couchgarnitur und setzte sich.
Alexander nahm ihr gegenüber Platz und verschränkte seine Hände. „Sie haben mich nicht angerufen“, stellte er lakonisch fest und verfluchte sich sofort dafür.
„Ich sagte Ihnen ja bereits, dass ich sehr gut alleine zurechtkomme, Herr Hellberg.“
Es kostete ihn eine ordentliche Portion Konzentration, ihr weiterhin direkt in die Augen zu sehen. „Ich habe mich heute mit einem Kollegen unterhalten, der den Mord an Frank untersucht. Er hat mich auf den neuesten Stand der Ermittlungen gebracht.“
Linda Michaelsen zog missbilligend ihre Stirn kraus. „Soweit ich weiß, gibt es keinen neuesten Stand, weil Ihre Kollegen nochimmer auf der Stelle treten. Außerdem“, fuhr sie fort, „wusste ich nicht, dass auch Sie sich mit dem Tod meines Mannes befassen.“
Er winkte ab. „Nein, ich gehöre auch nicht direkt zum ermittelnden Team, aber ich bin ebenfalls bei der Mordkommission. Da ich früher sehr eng mit Frank befreundet war, hat mich mein Kollege sozusagen zur Sache vernommen.“
„Herr Hellberg, das, was Sie offenbar einmal mit meinem Mann verbunden hat, liegt doch sehr lange zurück. Was sollten Sie über Frank sagen können? Und vor allem, warum sind Sie hier?“
Sein Blick glitt unweigerlich
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