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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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und gerade erst angekommen. „Bevor Sie kamen, wollte ich mir gerade einen aufbrühen.“
    Verwirrt räusperte er sich. „Sehr gern, danke.“
    „Kommen Sie. Wir trinken ihn in der Küche.“
    Alexander folgte ihr durch die Eingangshalle zur anderen Seite des Hauses. Die Küche passte zum Rest der Villa: ein riesiger Raum mit einer weißen, sehr schlichten, aber unübersehbar teuren Einbauküche. Der Fußboden und die Arbeitsflächen waren aus dem gleichen rosafarbenen Marmor wie im Wohnzimmer. Linda Michaelsen wirkte verloren und zweifellos deplatziert in diesen übergroßen Räumen, befand er.
    Er ließ sich auf einen der hohen Hocker des Küchentresens nieder und schaute zu, wie sie mit geübten Griffen die Kaffeemaschine in Gang setzte. Anschließend nahm sie zwei weiße Porzellanbecher aus einem der Schränke und kam ebenfalls zum Tresen herüber. Ihm gegenüber rutschte sie auf einen der Hocker. Bevor er es schaffte, dagegen anzukämpfen, musste er schmunzeln.
    „Ja, ich weiß, es sieht jedes Mal urkomisch aus, wenn ich mich auf eines dieser monströsen Dinger setzen will. Ich bin eben ziemlich kurz geraten.“
    „Tut mir leid. Ich wollte nicht …“
    Sie winkte ab und schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Machen Sie sich nichts daraus, aber zur Strafe werden Sie gleich den Kaffee holen, wenn er fertig ist, damit ich nicht noch einmal auf diesen Berg klettern muss.“
    Sein breites und einnehmendes Grinsen wirkte befreiend auf beide. „Abgemacht.“
    Nachdem beide Becher gefüllt waren, prosteten sie sich wortlos zu. Der Kaffee tat Alexander gut, obwohl er von der bleiernen Müdigkeit, gegen die er noch vor weniger als einer halben Stunde gekämpft hatte, inzwischen nichts mehr bemerkte.
    „Erzählen Sie mir von Charlotte, Linda.“ Er empfand eine fast alberne Befriedigung dabei, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen.
    Ihre Miene wurde ernst, aber ihr Blick blieb zu seiner großen Erleichterung freundlich. „Nun, sie ist ein Teenager. Was erwarten Sie?“
    „Das ist eine recht schwierige Zeit für alle Eltern. Haben Sie große Probleme mit ihr?“
    Sie dachte einen Moment ernsthaft darüber nach, ihn einfach anzuschwindeln, doch letztendlich entschied sie sich dagegen. „Es ist in der letzten Zeit nicht immer einfach mit ihr, denn sie hat den Eigensinn und den sprichwörtlichen Dickschädel ihres Vaters geerbt. Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal etwas überfordert fühle, aber im Grunde ist sie ein liebes Mädchen und … ich bin auch sehr stolz auf sie. Sie ist sehr gut in der Schule.“
    „Gymnasium?“
    „Ja, sie ist jetzt in der neunten Klasse.“
    Eine Weile schwiegen sie, und Alexander füllte unaufgefordert ihre leeren Kaffeebecher nach. „Darf ich Sie noch etwas über Frank fragen, Linda?“
    Sie überlegte kurz und nickte schließlich. „Sie würden es ja doch tun, oder? Früher oder später, meine ich.“
    Das klingt fast, als hätte sie sich bereits damit abgefunden,dass ich in ihrer Nähe bin, dachte er erfreut und lächelte zufrieden in sich hinein.
    „Wie war er so als Vater?“
    Lindas Gesicht veränderte sich fast unmerklich. „Wollen Sie eine ehrliche Antwort, Alexander?“
    Seinen Vornamen aus ihrem Mund zu hören bereitete ihm fast noch mehr Vergnügen, als den ihren auszusprechen. Wieder spürte er diese unwillkommene Hitze in sich aufsteigen. Er setzte seinen Kaffeebecher an die Lippen und nickte. Linda rutschte nervös von ihrem Hocker und lehnte sich stehend gegen die Schmalseite des Küchentresens, sodass sie ihm jetzt um einiges näher war. Ihr Duft stieg ihm in die Nase. Wieder dieser Hauch von Lavendel. Leicht blumig, ungeheuer feminin und betörend. Seine Kehle wurde trocken und seltsam eng.
    „Frank war ein lausiger Vater. Mehr ist dazu kaum zu sagen. Ich schätze, Charlotte war ihm ebenso egal wie … ich.“
    Sein vernebelter Verstand brauchte eine Weile, um sie richtig zu verstehen und die damit verbundene Kettenreaktion in seinem Gehirn zu verarbeiten.
    „Das klingt sehr bitter, Linda.“
    „Das ist nun einmal die kalte Wahrheit. Sie wollten doch sicherlich keine beschönigende Lüge hören, oder?“
    „Nachdem Sie mir vorhin fast die Tür vor der Nase zugeknallt haben, wundere ich mich nun allenfalls über Ihre schonungslose Offenheit.“
    Sie duftete wirklich himmlisch, und er rückte unauffällig noch ein Stück zu ihr hin.
    Linda blickte versonnen und unverwandt auf ihre Hände, die ineinander verschränkt auf der Marmorplatte des Tresens ruhten,

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