Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Liebeserklärung machtest, bekamich es wirklich mit der Angst zu tun. Das Schlimmste für mich war, dass ich auch danach einfach nicht mehr von dir lassen konnte. Trotzdem gelang es mir immer noch nicht, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ich redete mir weiterhin ein, dass es mit uns eben eine gewisse Zeit gut gehen und dann enden würde – und ich machte mir vor, dass das absolut kein Problem für mich wäre.“
Das kurze Lachen, das er ausstieß, klang trocken. „Als du dann diese Entscheidung von mir wolltest und mich so konsequent abserviert hast, war ich völlig überrascht und gleichzeitig maßlos verletzt. Im Grunde hattest du mich da schon in der Tasche. In Frankreich hat mich die Sehnsucht nach dir fast um den Verstand gebracht, und ich konnte mir endlich eingestehen, wie sehr ich dich liebe und in meinem Leben brauche.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Nase. „Es tut mir noch immer leid, dass du das unschuldige Opfer meiner Vergangenheit geworden bist, Linda.“
Sie schüttelte den Kopf. „In erster Linie warst ja wohl du das Opfer, oder? Deine Reaktion auf die Sache mit mir und Walter verstehe ich jetzt auch viel besser.“
„Ja, ich habe damals einfach nur das gesehen, was ich sehen wollte.“
Sie neigte den Kopf. „Wie ist es heute, Alex? Was empfindest du heute, wenn du Adrienne siehst?“
Sein Blick senkte sich, und er griff nach seinen Zigaretten. „Ich liebe sie schon lange nicht mehr, wenn du das meinst. Wir haben uns über die Jahre hinweg ein freundschaftliches Verhältnis zueinander erkämpft. Meine Mutter und die beiden Kinder, die ich wirklich sehr gernhabe, waren nicht so ganz unschuldig daran, dass das geklappt hat. Auch Henri und ich sind uns mit den Jahren wieder viel nähergekommen. Allerdings muss ich zugeben, dass es in der ersten Zeit noch sehr schwer für mich gewesen ist. Nach ihrem Umzug habe ich mir über zwei Jahre Zeit gelassen, bis ich endlich nach Frankreich gefahren bin, um sie dort zu besuchen. Selbst zu diesem Zeitpunkt habe ich Reny noch immer geliebt, erkannte das aber erst, als ich dort war. Ich kann dir nicht mehr genau sagen, wann meine Gefühle für sie sichgeändert haben, wann meine Liebe zu ihr endlich eingeschlafen ist und sich in freundschaftliche Zuneigung verwandelt hat. Es passierte einfach nach und nach, nehme ich an.“
Alexander zog an seiner Zigarette und blies den Rauch geräuschvoll wieder aus. Dann nahm er Lindas Hand und sah ihr direkt in die Augen. „Es gibt da trotzdem noch etwas, auf das ich zwar nicht besonders stolz bin, von dem ich aber meine, du solltest es erfahren, Linda.“
In seinen Augen erkannte sie bereits jetzt, dass es ihr nicht besonders gefallen würde, was er ihr mitteilen wollte, und sie wappnete sich innerlich, indem sie tief einatmete. „Was ist es?“, fragte sie heiser.
Sein Blick entglitt ihr.
Er biss kurz seine Zähne zusammen und zog seine Lippen zurück, dann atmete er ein paarmal tief durch. Erst danach sah er sie wieder direkt an. „Während Adrienne schon mit Henri verheiratet war, habe ich … habe ich noch einmal mit ihr geschlafen“, brachte er mühsam hervor, ohne ihren Blick noch einmal loszulassen. Er wartete die Wirkung ab, die sein Geständnis auf Linda ausübte, aber sie atmete nur geräuschvoll ein und nickte.
„Wann hast du das getan, Alexander?“
Er räusperte sich und griff erneut nach seinem Glas. Sie wartete geduldig ab, bis er getrunken und es anschließend wieder abgestellt hatte. Seine Hände zitterten ein wenig.
„Als ich sie zum ersten Mal in Frankreich besuchte. Das … muss jetzt so … fünf Jahre her sein.“ Seine Stimme war nun viel leiser geworden. „Ich … wir tranken Wein zum Abendessen. Ich durchwanderte sozusagen noch einmal die gleiche Hölle, darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Offensichtlich hatte ich mir zuvor etwas vorgemacht. Jedenfalls war es furchtbar für mich, Reny wiedersehen zu müssen. Mit dem kleinen Richard auf ihrem Schoß und … mit Henri, der ihr kaum von der Seite wich. Ich genehmigte mir eine ganze Menge Rotwein und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, um meine Mutter nicht noch mehr aufzuregen, denn sie war damals sowieso schon ein Nervenbündel, weil wir endlich wieder alle an einem Tisch saßen.Irgendwann sind schließlich alle außer mir ins Bett gegangen. Ich saß dort, in der dunklen Küche meiner Mutter, trank alleine weiter und haderte mit meinem Schicksal.“
Er schluckte. „Es verging bestimmt noch eine weitere Stunde,
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