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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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meinen Beruf aufgeben. Er bedeutet mir viel zu viel. Bei Henri war das ganz anders. Er … war hier glücklicher als irgendwo sonst auf der Welt.“ Sein Blick verschleierte sich, und er ging zielstrebig auf einen kleinen Olivenbaum zu, dessen Stamm stark zu einer Seite geneigt war. Tief in Gedanken versunken strich er über die Rinde des kleinen Baumes, schien ihn zärtlich zu streicheln.
    Tobias folgte ihm und beobachtete die merkwürdige Szene stumm.
    „Adrienne – sie war so … lebendig. Pures, wildes Leben. Hungrig nach Liebe und unverfälschter Leidenschaft“, flüsterte Alexander ergriffen.
    „Was?“ Tobias traute seinen Ohren nicht. „Was hast du gerade gesagt?“
    Ihre Blicke trafen sich, und Alexander schien aus einer Art Trance zu erwachen. Er räusperte sich gründlich. „Reny … und ich waren früher einmal zusammen. Bevor … bevor sie und Henri sich ineinander verliebten“, erklärte er rasch.
    Der ungläubige Blick unter den hellen Wimpern drückte Tobias Kronings ganze Verwirrung aus. „Das … wusste ich ja gar nicht.“
    „Nein, woher auch.“ Alexander lächelte.
    „Dein eigener Bruder hat … dir die Freundin ausgespannt?“
    „Ja, sie haben sich ineinander verliebt. Was soll man da machen?“
    „Das muss ja furchtbar für dich gewesen sein“, brachte der jüngere Mann schließlich hervor.
    „Das war es. In der Tat, ja, damals war es das.“ Er dachte an Linda und fühlte, wie sich Wärme in seiner Brust ausbreitete.
    „Du hast deinen Bruder nicht dafür gehasst?“
    „Oh doch, das habe ich zumindest versucht. Eine ganze Weile jedenfalls, aber ich schätze, Blut ist doch dicker als Wasser, oder? Es war nicht immer leicht, wieder normal miteinander umzugehen, aber wir haben es schließlich hinbekommen. Hier an diesem kleinen Baum hatten Adrienne und ich einmal ein sehr entscheidendes Gespräch miteinander.“
    Natürlich würde Tobias Kroning jetzt davon ausgehen, dass dieses Gespräch schon eine lange Zeit zurücklag, aber das war Alexander egal. Es tat ihm in dieser Minute unglaublich gut, jemandem davon erzählen zu können.
    Seine Lider schlossen sich für den Bruchteil einer Sekunde, und er sah deutlich Adriennes schöne, madonnenhafte Gesichtszüge vor sich. Er war plötzlich sogar unendlich froh darüber,dass es diesen Tag für sie beide gegeben hatte. Ihrem verzweifelten Verführungsversuch hatte er widerstanden, und trotzdem waren sie sich an diesem Tage näher gewesen als in all den Jahren zuvor. Niemand würde ihm diese letzte Nähe je wieder nehmen können. Diesen Tag, an dem Adrienne und er beide gemeinsam Abschied genommen hatten von einem unglücklichen und unerfüllten Leben.
    Zusammen hatten sie sich von einer schmerzlichen Passion befreit, die in erster Linie auf Illusionen und einer Liebe beruht hatte, die auch damals schon lange gestorben war. Erst an dem Tag hatte auch er sich ganz aus der Umklammerung seiner Vergangenheit befreien können, das wusste er jetzt. Und danach war er endlich bereit gewesen, sich der größten Liebe seines Lebens hinzugeben und sie vollkommen anzunehmen. So wie Adrienne es ihm geraten hatte.
    „Woran denkst du?“, fragte Tobias in die anhaltende Stille hinein.
    „An Linda“, antwortete er schlicht und wahrheitsgemäß.
    Der Freund lächelte verhalten. „Meinst du, es ist schon warm genug, um mit den Kindern diesen herrlichen Pool auszuprobieren? Wir sollten wirklich versuchen, die Kleinen ein bisschen abzulenken.“
    Alexander grinste. „Das ist eine gute Idee, Kroning.“
    Die Männer verbrachten fast den gesamten Nachtmittag zusammen mit den Kindern, und ihr Lachen tat allen gut. Immer wieder suchte Nicole Alexanders Nähe, und er ließ sie gewähren, weil es auch für ihn Trost bedeutete, ihre tiefe kindliche Zuneigung entgegenzunehmen. Aber er führte zwischendurch auch ein langes Gespräch mit seinem Neffen. Wie schon so oft fiel ihm dabei auf, wie reif der Junge für sein Alter war. Alexander zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Richard die Tragweite seines Verlustes schon ziemlich genau einzuschätzen wusste.
    „Glaubst du, dass sie uns immer noch sehen können, Onkel Alex?“
    „Ja, das glaube ich sogar ganz sicher.“
    „Nicki sagt, Mama und Papa sind jetzt unsere Schutzengel.“
    Alexander nickte ernst. „Das ist eine schöne Vorstellung. Ich nehme an, es ist sogar was dran.“
    „Musst du bald wieder zurück nach Hamburg?“ Alexanders Finger strichen über den dunklen Kopf des Jungen. Automatisch

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