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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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unwiderstehlichen Drang nachgeben und sie zu meiner Ehefrau machen, sonst werde ich noch verrückt. Erst wenn sie dieses vermaledeite Papier unterschrieben hat, werde ich wieder ruhiger schlafen können. Frag mich bitte nicht, warum das so ist, aber ich kann es kaum erwarten, dass ich dieses anstrengende Weibsstück endlich meine Ehefrau nennen kann.“
    Alexander hob sein Glas. „Meine Güte, Kaminski hat es wirklich drauf. Sie hat dich mit Haut und Haaren eingelullt.“
    „Da sprichst du ein unwiderlegbares Wort sehr gelassen aus. Prost!“
    Plötzlich holten die schrecklichen Ereignisse dieses Tages sie wieder ein. In stillem Einvernehmen und mit ernsten Mienen tranken sie aus, räumten gemeinsam den Tisch ab und stiegen nebeneinander die Treppe nach oben.
    „Schlaf gut, Tobias. Danke für alles. Auch ich weiß sehr zu schätzen, dass du meine Familie und mich unterstützt. Es tut gut, dich jetzt in der Nähe zu haben.“
    Tobias nickte nur. „Gute Nacht, mein Freund.“
    Sie tauschten noch einen längeren Blick und verschwanden dann in ihren Zimmern.
    Das gemeinsame Frühstück verlief sehr ruhig. Claudine aß kaum etwas, trank aber mehrere Tassen Milchkaffee. Linda tat es ihr nach, beschränkte sich allerdings auf zwei Tassen, während sie versuchte, Richard in ein ablenkendes Gespräch über sein neuestes Videospiel zu verwickeln. Nur die beiden Männer brachten es fertig, einige Croissants zu verspeisen und sich einen dicken Kanten Butterkäse freundschaftlich zu teilen.
    Während des gesamten Frühstücks saß Nicole auf Alexanders rechtem Oberschenkel. Ihren weißen Plüschkater fest in einem Arm, hielt sie in ihrer anderen Hand ein halbes Croissant und knabberte still daran herum. Schließlich legte sie das Gebäck beiseite und lehnte sich zurück an seine Brust.
    „Bist du etwa noch müde, mein Häschen?“, fragte er sanft.
    Die Kleine schüttelte nur ihren Kopf, schob einen Daumen in den Mund und kuschelte sich traurig noch ein bisschen fester in seinen Arm. Tief gerührt lächelte Alexander auf ihren dunklen Wuschelkopf herab. Erst Richard brachte es einige Zeit später fertig, seine kleine Schwester auf andere Gedanken zu bringen, indem er ihr versprach, mit ihr zusammen ein großes Königsschloss aus Bausteinen zu bauen.
    Alexander zwinkerte seinem Neffen verschwörerisch zu. Der Junge war blass, und man sah ihm an, dass auch er in der vergangenen Nacht viel geweint hatte. Dennoch schien er tatsächlich zu verstehen, dass auch die Erwachsenen Zeit für ihre Trauer und die damit verbundenen gemeinsamen Gespräche brauchten.
    „Würdest du mir nachher mit den Sachen von Henri und Adrienne helfen, mein Kind?“, fragte Claudine ihre Schwiegertochter, nachdem die Kinder nach oben verschwunden waren. „Ich möchte das nur ungern allein tun.“
    „Natürlich, Claudine. Wir können jetzt gleich damit anfangen, wenn du willst.“
    „Ich danke dir, chérie .“
    Alexander lächelte den Frauen zu. „Geht nur nach oben. Tobiasund ich kümmern uns um das hier.“ Er deutete auf den Frühstückstisch.
    „Wir sehen uns später“, flüsterte Linda und drückte ihrem Mann einen Kuss auf die noch unrasierte Wange.
    Alexander sah müde und ausgelaugt aus. Sie wusste, dass er nur sehr wenig geschlafen hatte. Sein Lächeln wirkte trotzdem aufmunternd.
    Nachdem die beiden Männer in der Küche für Ordnung gesorgt hatten, schlug Alexander vor, Tobias die Gegend zu zeigen. „Wir könnten, glaube ich, beide eine Portion frische Luft ganz gut gebrauchen.“
    „Ja, sehr gerne.“
    Sie verließen das Haus durch die Vordertür und wanderten ein kurzes Stück durch den Weinberg, der dem Gebäude am nächsten lag. Alexander schluckte, die Weinberge waren Henris ganzer Stolz gewesen.
    Die Männer schlugen einen Bogen und landeten schließlich in dem kleinen Olivenhain hinter der Pension.
    „Erntet deine Mutter die Oliven?“
    „Oh ja, aber es reicht nur für den Eigenbedarf.“
    „Es ist traumhaft schön hier. Sag mal, Alex, reizt es dich nicht, für immer hier zu leben?“
    „Nein.“ Alexander schüttelte entschieden seinen Kopf. „Es ist noch gar nicht so lange her, da haben Linda und ich ebenfalls darüber gesprochen. Ich liebe das Haus und auch dieses wunderschöne Land, aber ich gehöre nicht hierher. Mein Platz ist und bleibt in Hamburg. Die Stadt ist meine Heimat, und ich könnte mich nirgendwo sonst so wohlfühlen. Ich brauche einfach die Großstadt, die Elbe und den Hafen. Außerdem würde ich niemals

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