Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Flugkapitäns, der die Passagiere auf die bevorstehende Landung vorbereitete, weckte Alexander. Linda studierte mit einem zärtlichen Blick sein Gesicht und registrierte,dass er nicht mehr ganz so blass war. Er lächelte leicht und hob ihre Hand an seine Lippen.
„Geht es dir ein bisschen besser?“, fragte sie ihn mit einer Stimme, die ihre ganze Liebe und Besorgnis zum Ausdruck brachte.
„Ja, ich glaube, ich kann sogar wieder ein bisschen denken.“ Er sah ihr eine Weile in die Augen. „Es wird schlimm werden, nicht wahr?“
„Du hast schon viele schlimme Tage durchgestanden, Alex. Und du warst immer stark.“
„Nicht immer.“
„Du wirst ganz stark sein, dessen bin ich mir sicher. Claudine und die Kinder brauchen dich jetzt ganz besonders.“
Alexander legte seinen Kopf zurück und schloss kurz seine Augen. „Wenn wir ankommen, wird meine Mutter ihre Tränen bereits geweint haben, Linda. Ich kenne sie. Sie ist inzwischen die Stärkste von uns allen. Schon lange ist sie nicht mehr die Frau, die sie einmal gewesen ist. Das Leben … ihr Leben hat sie härter werden lassen. Sie hat gelernt, mit Schmerzen und dem Verlust umzugehen.“ Seine Stimme wurde heiser. „Gott, die Kinder!“
Es war schon fast vollkommen dunkel, als sie in die kleine Straße einbogen, die durch die Weinberge hindurch und schließlich zur Pension führte.
Auf Alexanders Anweisungen hin lenkte Tobias den Mietwagen direkt vor das Haus, und sie stiegen aus. Kaum war die erste Autotür zugeschlagen worden, öffnete sich auch schon die Haustür. Im gelben Schein der Außenbeleuchtung blieb Claudine Hellberg dort einige Sekunden unbeweglich stehen und fixierte ihren Sohn.
Auch Alexander hielt einen Moment inne, bevor er schließlich mit ausladenden Schritten auf seine Mutter zuging und sie wortlos an sich zog. Er nahm das leichte Beben ihres schmalen Rückens und die tiefen Atemzüge wahr, die ihn fühlen ließen, wie intensiv sie um Fassung bemüht war.
Ihr Gesicht drückte sich fest an seine Brust, und sein Kopfruhte auf ihrem Haar. So standen sie einige Minuten lang einfach nur da und hielten sich fest in den Armen, tauschten sich wortlos aus. Doch schließlich löste sich Claudine Hellberg aus der Umarmung ihres Sohnes, um auch Linda und Tobias Kroning begrüßen zu können.
Alexander und Tobias kümmerten sich um das Gepäck, und Linda folgte ihrer Schwiegermutter in die Küche. Claudine hatte bereits ein leichtes Abendessen vorbereitet, und kurze Zeit später saßen sie alle zusammen am Esstisch.
„Die Kinder schlafen schon seit zwei Stunden. Sie waren sehr erschöpft“, sagte Claudine mit ruhiger Stimme.
„Wie geht es ihnen?“, wagte Linda zu fragen.
„Sie … sind noch so klein“, antwortete Claudine. „Richard hat sich in den Schlaf geweint, aber Nicole scheint das alles noch gar nicht richtig zu begreifen. Ich habe ihnen erzählt, dass ihre Mama und ihr Papa jetzt Engel und im Himmel sind und niemals wieder zu uns kommen können. Eben was man Kindern in so einem Fall erzählt. Mir sind einfach keine anderen Erklärungen für sie eingefallen.“
„Wie soll es jetzt mit ihnen weitergehen?“
Alexanders Frage löste offenbar eine Art Panik in Claudine aus, denn ihr Blick wirkte plötzlich gehetzt und ängstlich. Sie erhob sich ruckartig und marschierte einige Male durch die Küche. Dann blieb sie hinter Alexander stehen, legte ihm eine Hand auf die Schulter und strich anschließend über sein wirres dunkles Haar, um es etwas zu ordnen. „Du hast dich schon wieder nicht ordentlich gekämmt, mon cher .“
„Claudine, bitte!“
Alexanders Mutter machte einen tiefen Atemzug, blieb aber hinter ihm stehen. Ihre feingliedrigen Hände ruhten auf seinen Schultern. „Ich finde, wir sollten erst einmal alle schlafen gehen. Morgen können wir dann weitersehen.“
„Was ist eigentlich mit Adriennes Familie?“, fragte Tobias.
Claudine nickte. „Sie kümmern sich zurzeit alle gemeinsam um Adriennes Mutter. Sie hatte schon vorher erhebliche gesundheitliche Probleme, und nun bedarf sie offensichtlich auchnoch psychologischer Hilfe. So wie es zurzeit aussieht, werden ihre Eltern und ihre Schwester wohl erst zur … Beisetzung herkommen können. Adriennes Eltern sind mit mir einer Meinung, dass sie … dass die beiden hier beerdigt werden sollten. Schließlich haben sie ja hier auch gelebt.“
Noch einmal atmete sie tief und seufzend ein, dann beugte sie sich vor und drückte Alexander und Linda jeweils einen schnellen
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