Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Ich sag ja, du hast bis jetzt nicht genug kämpfen müssen, weil die Weiber dir immer nachgelaufen sind und nur allzu willig waren.“
Alexander dachte einen Moment nach und rieb sich dabei das Kinn. „Kannst du mir sagen, wo ich Karten fürs Ballett bekomme?“
Der ältere Mann strahlte ihn an. „Na, wenigstens hast du Tölpel verstanden, was ich gemeint habe. Lass nur, ich erledige das nachher für dich, du elender Anfänger.“
Bereits eine Stunde nach dem gemeinsamen Mittagessen erschien Bernd Lindemann in Alexanders Büro und legte ihm zwei Karten für ‚Ein Sommernachtstraum‘ auf den Schreibtisch. „Ich bekomme hundertdreißig Mäuse von dir, Kollege.“
„Meine Güte! Kinokarten wären mir entschieden lieber gewesen.“
„Tja, echte Kultur hat eben ihren Preis.“
Alexander kramte in der Innentasche seiner Lederjacke nach seiner Geldbörse und zog murrend den verlangten Betrag hervor. „Gibt es eigentlich etwas Neues im Mordfall Michaelsen?“
Bernd Lindemann verzog sein Gesicht, während er Alexander das Geld aus der Hand nahm und achtlos in seine Hosentasche stopfte. „Eigentlich wollte Siggi dir erzählen, was wir herausgefunden haben. Die Sache hat sich nämlich ungeahnt deftig entwickelt, Alex.“
„Was habt ihr denn plötzlich anzubieten?“
„Setz dich lieber. Ich hole Siggi, der ist schließlich drauf gestoßen.“
Einige Minuten später saßen sie zu dritt in Alexanders Büro. Siegfried Rossner, ein alter, erfahrener Kripohase, gehörte ebenfalls zur Mordbereitschaft, die Bernd Lindemann leitete.
„Atme noch einmal tief ein, Alex. Jetzt kommt es nämlichdicke.“ Siggi Rossner griff nach der Bonbontüte, die neben Alexanders Computertastatur lag. „Du erlaubst doch, oder?“
„Ja, sicher.“ Alexander schob Siggi die Tüte mit den Fruchtgummis rüber. Er wusste, dass sein Kollege verrückt nach Süßigkeiten jeglicher Art war. „Nun fang schon an, Siggi.“
Rossner schob sich zunächst ein Fruchtgummi zwischen die Lippen und kaute einige Sekunden lang mit sichtbarem Genuss. Dann lehnte er sich entspannt zurück und sah Alexander in die Augen. „Nachdem wir kein einziges Stück weitergekommen sind, habe ich mich unter anderem auch ein bisschen auf dem Kiez umgehört. Nenn es eine Eingebung, wenn du willst. Jedenfalls habe ich das Foto von deinem alten Kumpel hier und da herumgezeigt – und siehe da, bei einer älteren Bardame und zwei ihrer männlichen Kollegen hatte ich schließlich Erfolg.“ Er griff wieder in die Tüte, steckte sich ein Bonbon in den Mund und genoss die wachsende Spannung. „Sie kannten ihn, wenn sie es auch nur ungern zugaben. Um genau zu sein, sagten sie es erst, nachdem sie von mir erfahren hatten, dass Frank Michaelsen nicht mehr am Leben ist.“
Alexander straffte seine Schultern. „Ja, sicher könnte ihn da der eine oder andere mit einem guten Gedächtnis wiedererkennen, Siggi. Wir haben eine ganze Zeit lang im Milieu zusammen Dienst geschoben, kurz vor dem Ende unserer Ausbildung.“
Rossner wedelte abwehrend mit dem Zeigefinger. „Nein, nein, völlig falsch, Kollege. Keiner von den Typen, mit denen ich gesprochen habe, wusste überhaupt, dass Michaelsen ein Bulle war. Ganz im Gegenteil! Unser Mann war nämlich voll im Geschäft, Alex. Sein Laden wird von einer jungen Frau geführt, mit der er offensichtlich nicht nur geschäftlich verbunden war. Jedenfalls bewohnten sie zusammen eine Art Penthouse – sehr luxuriös übrigens. Frank Michaelsen muss verteufelt gut verdient haben. Sein Etablissement soll ein absoluter Insidertipp sein.“
Er lehnte sich vor. „Deinen alten Kumpel Michaelsen kannten allerdings nur einige Auserwählte persönlich, und die waren natürlich finanziell von ihm abhängig. Man hat mir erzählt, dass es auch nicht gerade der Gesundheit zuträglich war, wennman ihm irgendwie Ärger machte und ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten musste. Im Milieu nannte man ihn nur ‚den Schleifer‘. Er war offenbar einer von der schlimmsten Sorte. Knallhart und äußerst brutal! Es kursieren die wildesten Gerüchte über ihn, und außer seiner Geliebten scheint es dort wirklich niemanden zu geben, der ihm auch nur eine einzige Träne nachweint.“
Siegfried Rossner machte eine Pause. Alexander ließ das Gehörte auf sich wirken und registrierte verwundert, dass er nicht so schockiert und betroffen war, wie es nach dieser Eröffnung wohl angemessen gewesen wäre. „Und ihr seid sicher, dass ‚der Schleifer‘ und
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