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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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erwartet. Niemals hätte ich dein Entgegenkommen einfach vorausgesetzt. Ich finde dich äußerst begehrenswert, aber ich bin doch kein Tier, verflucht noch mal!“
    Eine Weile standen sie sich schwer atmend und stumm gegenüber.
    Alexander versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er war ein erfahrener Mann und ein ebenso erfahrener Kriminalist. Der Gedanke, der sich da plötzlich in seinem Kopf breitmachte, gefiel ihm ganz und gar nicht, ließ sich aber auch nicht mehr abschütteln.
    „Es tut mir leid“, hauchte Linda schließlich und senkte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du mich wirklich verstehst.“
    „Was, zum Teufel, hat er mit dir gemacht, Linda?“, fragte er mit betont ruhiger Stimme und sprach damit den bedrückenden Gedanken aus, der soeben wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
    In stummer Abwehr verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und schüttelte ihren Kopf.
    Hilflos fuhr er sich durchs Haar, dann nickte er. „Mit einer Sache hast du recht. Ich begehre dich, Linda, das kann und werde ich nicht leugnen. Aber ich würde niemals etwas von dir verlangen, das du mir nicht freiwillig geben willst. Glaubst du mir das?“
    Sie hob den Kopf und sah noch einmal direkt in seine ernsten Augen. „Ich … ich denke, schon.“
    „Hab einfach Vertrauen. Ich werde dich zu nichts zwingen. Versprochen.“
    „Glaub mir, ich kann dir nur meine Freundschaft anbieten. Nicht mehr.“
    Vorsichtig hob er eine Hand und strich zart über ihr seidiges Haar. Sein Kopf arbeitete noch immer auf Hochtouren, und er entwickelte innerhalb von wenigen Sekunden einen abgrundtiefen Hass auf den Mann, der einmal sein bester Freund gewesen war und den er noch nicht einmal mehr zur Rechenschaft ziehen konnte. Für was auch immer.
    „Kannst du … zum Essen hierbleiben, Alexander?“ Ihre Stimme war noch immer zittrig.
    „Komm her“, forderte er sie auf und öffnete seine Arme. „Trau dich einfach, es wird dir und auch mir jetzt sicher guttun. Und es ist nur die Umarmung eines Freundes.“
    Zögernd machte sie einen Schritt auf ihn zu, dann glitt sie behutsam in seine Arme und lehnte ihren Kopf an seine Brust.
    Sanft schloss er die Arme um ihren zierlichen Körper, aber seine Hände bewegten sich nicht. Alles, was er tat, war, sie zu halten und ihre Nähe zu genießen. Leicht legte er den Kopf auf ihren Scheitel und nahm dankbar den Duft ihres Haares in sich auf. Erleichtert fühlte er, wie die Anspannung langsam aus ihrem Körper wich und auch er selbst wieder ruhiger wurde. „Ich bleibe übrigens sehr gerne zum Essen hier, wenn du es wirklich möchtest“, flüsterte er.
    Sie lachte leise auf und blickte zu ihm hoch. „Jetzt hast du es gerade noch geschafft, mich vom Heulen abzuhalten.“
    „Wenn dir zum Heulen zumute ist, dann tu es doch.“
    „Du bist anscheinend tatsächlich ein ganz netter Kerl, Alexander Hellberg. Das hätte ich dir auf den ersten Blick gar nicht zugetraut.“
    Sie rückte rasch von ihm ab, und er konzentrierte sich darauf, sie nicht sofort wieder zurück in seine Arme zu ziehen. Er würde sich in Geduld üben müssen. Eigentlich lag ihm das überhaupt nicht, aber er würde es lernen, sagte er sich. „Du bringst eben meine besten Seiten zum Vorschein.“
    Soweit es Alexanders Dienstplan zuließ, verbrachten sie in den folgenden Wochen sehr viel Zeit miteinander. Seine persönliche Freizeitgestaltung veränderte sich vollkommen. Der Platz in seinem Stammlokal blieb leer und sein Fernsehgerät ausgeschaltet. Auch seine wenigen Bekannten bekamen ihn nur noch sehr selten zu Gesicht. Stattdessen ging er mit Linda ins Kino und in Restaurants. Manchmal spazierten sie auch einfach nur stundenlang an der Elbe entlang, redeten und beobachteten die kleinen und großen Schiffe, die auf dem Strom an ihnen vorbeizogen. Charlotte schloss sich ihnen häufig an, und er war froh darüber, dass das Mädchen offensichtlich nichts gegen seine ständige Präsenz einzuwenden hatte.
    Ganz bewusst hielt er sich zurück, berührte Linda nur manchmal und auch nur mit äußerster Vorsicht – und er begann, körperlich ernsthaft darunter zu leiden. Denn je mehr er über sie erfuhr, je häufiger er sie sah, desto stärker begehrte er sie.
    Wieder einmal hatten sie einen schönen Abend miteinander verbracht. Anneliese war ebenfalls zu Besuch gewesen, und Linda hatte für sie alle gekocht. Nach dem hervorragenden Essen hatten sie Karten gespielt und viel gelacht. Auch Anneliese ging es inzwischen viel besser, und sie war

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