Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Alexander.“
Er schluckte. Seine derzeitige Unsicherheit, ja die ganze Situation war ihm vollkommen fremd, und es fiel ihm schwer, mit diesem Zustand umzugehen. „Ich glaube, ich habe mich bereits gestern Abend dafür bei dir entschuldigt“, sagte er leise.
„Ich weiß, ich möchte das auch nur ein für alle Mal klarstellen … Ich meine, ich möchte einfach nicht, dass das noch einmal zwischen uns passiert.“
Das Gefühl, getadelt und abgekanzelt zu werden, drängte sich ihm auf und traf empfindlich seine männliche Eitelkeit. Trotzdem erschien es ihm wichtig, dass Linda davon nichts bemerkte.
„Wie ich schon sagte, tut mir mein kopfloses Verhalten sehr leid. Du bist gerade erst Witwe geworden. Ich hatte wirklich kein Recht dazu, dich derart zu überfallen. Verzeih mir, Linda.“
Mit einer heftigen Bewegung stand sie auf. „Das hat überhaupt nichts mit Frank zu tun, sondern ganz allein mit mir! Ich will es nicht, verstehst du! Ich will nicht, dass du mich anfasst oder sogar küsst! Ich habe dir bereits angedeutet, dass meine Ehe nicht besonders glücklich gewesen ist. Frank gegenüber hätte ich, weiß Gott, keine Gewissensbisse, Alexander. Nicht im Geringsten! Soweit ich weiß, hat er mich sowieso ständig betrogen.“
Mit geballten Fäusten stand sie jetzt direkt vor ihm und starrteihm wütend ins Gesicht. Weil er einfach nicht wusste, was er sagen sollte, stand er ebenfalls auf.
„Ich will es nicht, Alexander!“, wiederholte sie voller Zorn. „Es geht hier ganz allein um mich!“
Er starrte sie nur an, blickte in ihre großen goldblitzenden Augen und fühlte sich erbärmlich, bis sie ihren anklagenden Blick schließlich von ihm löste und sich abwandte. Eine ähnliche Situation hatte es für ihn noch nie gegeben.
Verwirrt registrierte er, wie sehr sie ihn gerade verletzt und gedemütigt hatte. Doch weil er die Wut, die in ihm aufstieg, nicht zulassen wollte, kämpfte er entschlossen dagegen an und zwang sich selbst zur Ruhe. So ganz gelang ihm das jedoch nicht. „Herrje, ich habe dich geküsst und sofort gewusst, dass es nicht richtig war!“, reagierte er angespannt auf ihre eiskalte Abfuhr. „Aber ich habe auch nicht gespürt, dass es so furchtbar für dich gewesen ist. Es tut mir wirklich leid, Linda! Selbstverständlich werde ich dich nicht noch einmal derart belästigen.“
Betroffen blickte sie wieder in seine Augen. Er verstand sie völlig falsch. Sie wollte gar nicht, dass er jetzt einfach verschwand und vielleicht niemals wiederkam. Zart legte sie ihre Hand auf seinen Arm, um ihn aufzuhalten, denn er war wirklich im Begriff, zu gehen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass es für immer sein würde, wenn sie tatsächlich zuließ, dass er jetzt ging.
„Nein, Alexander, du hast mich vollkommen falsch verstanden“, sagte sie, ohne nachzudenken und mit zitternder Stimme. „Ich fand es sogar … sehr schön, als du mich geküsst hast. Das ist ja gerade mein Problem.“
Verständnislos und gleichzeitig von heißer Freude durchflutet, starrte er sie an. „Du fandest es schön, als ich dich geküsst habe, aber du willst es trotzdem nicht wiederholen. Habe ich dich jetzt richtig verstanden, Linda?“
„Ja.“
„Zum Teufel, warum nicht?“
„Ich … ich bin nicht sehr gut darin.“
Er meinte direkt zu hören, wie sich sein Verstand ganz ausschaltete.
„Worin bist du nicht sehr gut?“
„Du weißt, was ich meine.“
„Es tut mir leid, Linda. Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.“
Offenbar rang sie mit sich. „Bei einem einfachen Kuss würde es schließlich nicht bleiben, Alexander. Du bist beileibe nicht der Mann, der sich mit einem harmlosen kleinen Kuss zufriedengibt.“
Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie wich erschrocken zurück. Beschwichtigend hob er sofort beide Hände. „Ich weiß nicht, warum du glaubst, du … bist nicht gut darin.“ Er winkte ab. „Ich habe dich nur geküsst, Linda. Es war ein kurzer, fast scheuer Kuss, wenn du dich erinnerst. Ich hatte sicherlich nicht vor, sofort über dich herzufallen und dich dort drüben in deinem Flur zu vernaschen. Wofür hältst du mich eigentlich?“
„Wäre ich dir entgegengekommen, hättest du mit mir schlafen wollen.“
Ich werde wahnsinnig, dachte er, ich stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Was mache ich hier eigentlich?
„Nein, Linda! Ich hätte es vielleicht gewollt, ja. Um ehrlich zu sein, weiß ich sogar ganz sicher, dass ich das auch jetzt noch will, aber ich hätte es sicher nicht
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