Eine Spur von Lavendel (German Edition)
offensichtlich erfreut darüber, dass Alexander jetzt so viel Zeit mit Linda und Charlotte verbrachte.
Alles verlief äußerlich harmonisch und wunderbar, doch Alexanders Nerven lagen blank. Das zarte Band der Vertrautheit,das zwischen Linda und ihm entstanden war, wurde mit jedem Tag stärker und schürte sein Verlangen.
Nachdem Anneliese bereits gegangen war und Charlotte sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, blieben sie wie selbstverständlich zusammen im Wohnzimmer sitzen und unterhielten sich noch eine Weile über dies und das. Sie sprachen auch über Anneliese und Charlotte, und Alexander wurde wieder einmal bewusst, wie sehr Linda an ihrer kleinen Familie hing.
Als sie kurz aufstand, um eine neue Flasche Wasser aus der Küche zu holen, fiel Alexanders Blick auf einen prächtig blühenden Schopflavendel, der auf einem der Beistelltische stand. Linda hatte die Pflanze in eine wunderschöne Porzellanschale gesetzt, die hervorragend dazu passte. Er griff danach und steckte seine Nase in die Blütenpracht. Lindas Lachen ließ ihn aufblicken.
„Ich liebe Lavendel“, erklärte er verlegen und mit einem fast entschuldigenden Unterton in der Stimme. „Übrigens mag ich die Farbe und den Duft.“ Schmunzelnd stellte er den Blumentopf wieder zurück an seinen Platz.
Später am Abend lag Alexander rauchend auf seinem Bett und grübelte zum wiederholten Male über seine eigenartige Beziehung zu dieser Frau nach.
Sie hatten viel miteinander geredet in der letzten Zeit, aber nie mehr über ihre Ehe mit Frank. Ihre Gespräche waren durchaus persönlich, bewegten sich jedoch stets auf sicherem Terrain. Jede noch so kleine Berührung von ihm verursachte diese erschreckende Panik in ihren Augen. Er hielt sein Verlangen kaum noch aus, traf sich aber dennoch nicht mehr mit anderen Frauen, weil er instinktiv wusste, dass keine andere sein Verlangen würde stillen können.
Seit langer Zeit war Linda die erste Frau, über die er intensiv nachdachte, die ihn fesselte und faszinierte, das wurde ihm plötzlich bewusst. Automatisch erschien das Bild einer anderen Frau, seiner ersten großen Liebe, in seinem Kopf. Die Frau, die ihn auf die schlimmste Art betrogen hatte, die man sich nur vorstellen konnte. Die Frau, die nachhaltig dafür gesorgt hatte, dass ersich niemals wieder auf eine feste Partnerschaft einlassen würde.
Adrienne!
Doch das Bild aus der Vergangenheit verschwamm, und er sah wieder Lindas schönes und faszinierendes Gesicht vor sich. Ich brauche eine Auszeit, dachte er wütend.
Doch als Linda ihn am nächsten Tag im Büro anrief und fragte, ob er nach Dienstschluss auf einen Kaffee vorbeikomme, sagte er sofort zu.
Beim Mittagessen führte Alexander ein Gespräch von Mann zu Mann mit Bernd Lindemann.
„Hast du eine Idee, was ich noch tun kann, Bernd? Ich glaube, ich habe sogar annähernd so etwas wie eine Beziehung, allerdings ohne den geringsten Körperkontakt. Meine Güte, ich verbringe fast jede freie Minute mit dieser Frau und traue mich noch nicht einmal, sie zur Begrüßung auf die Wange zu küssen.“
„Hast du es denn mal wieder versucht?“
Alexander schüttelte den Kopf. „Gott bewahre! Schon jede harmlose Berührung von mir scheint sie völlig aus der Bahn zu werfen. Ich fühle mich jedes Mal wie ein Sittenstrolch, wenn ich ihr nur meinen Arm anbiete, um sie zur Haustür zu bringen oder so. Du solltest nur ihre Augen sehen. Sie schaut mich dann an wie ein wehrloses Kind, das einer Prügelstrafe entgegensieht.“
„Du bist immer sehr leicht ans Ziel gekommen, was, Alex?“
„Wie meinst du das?“
„Hast du schon mal was von Eroberung und Verführung gehört, du großer Casanova? Wie alt bist du eigentlich, Hellberg?“
Alexander steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und kniff unwillig die Augen zusammen. „Ich bemühe mich doch ständig um sie. Dauernd bin ich in ihrer Nähe.“
Lindemann schüttelte seinen Kopf. „Einfach nur für sie da zu sein ist ja gut und schön, aber in ihrem Fall wohl nicht genug, Alex. Du musst ihr richtig den Hof machen. Koch sie weich. Verwöhne sie und erinnere sie gleichzeitig daran, was du von ihr willst, ohne zu drängen. Zwinge sie dazu, sich auch mit deinen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Geh ruhig mal einenSchritt zu weit. Wenn du gleichzeitig ihr die Entscheidung auf den nächsten Schritt überlässt, kann sie dir nichts vorwerfen, Junge.“ Lindemann lachte laut auf. „Mann, du müsstest jetzt dein verständnisloses Gesicht sehen.
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