Eine Spur von Lavendel (German Edition)
er nur so blauäugig auf diese Frau hereinfallen konnte. Er hielt sich in jeder Beziehung für einen erfahrenen Mann, doch Linda Michaelsen hatte es geschafft, seinen Verstand vollkommen auszuschalten. Allein durch ihren sprichwörtlichen Liebreiz war es ihr gelungen, ihn butterweich werden zu lassen. Niemals zuvor hatte er sich einer Frau gegenüber so rücksichtsvoll gezeigt. Ganz im Gegenteil – in den zurückliegenden Jahren hatte er es sogar stets bewusst vermieden, allzu nett zu seinen weiblichen Mitmenschen zu sein. Nur so konnte man vermeiden, das verlockende Bild eines potenziellen Ehemannes abzugeben.
Es war lange her, dass ihn eine Frau nicht bereits nach ein paar Wochen gelangweilt hatte. Nein, Linda hatte ihn von Anfang an fasziniert, und das tat sie noch immer, auch wenn er sie jetzt noch nicht einmal mehr sah. Einer Frau wie Linda war erzuvor noch niemals begegnet, das hatte ihn offenbar unvorsichtig werden lassen. Sie war ihm viel zu nahegekommen. Der Gedanke daran, dass sie jetzt umziehen, ihr Leben allein mit ihrer Tochter weiterleben würde, verursachte eine Hilflosigkeit, die ihn noch wütender machte als die unvernünftige Sehnsucht nach dieser Frau, die so gar nicht zu seinen Vorstellungen passen wollte.
„Kannst du mir mal sagen, was eigentlich mit dir los ist, Alex?“ Monika Kaminski riss ihn aus seinen trübsinnigen Gedanken.
Er warf die ungerauchte Zigarette beiseite, griff in die Tüte, die neben seiner Tastatur lag, schob sich einen Lakritz in den Mund und versuchte zu lächeln. „Alles in bester Ordnung, Frau Kollegin.“
Monika erhob sich von ihrem Stuhl, ging um die beiden Schreibtische herum zu ihm und lehnte sich gegen den kleinen Aktenschrank, der direkt hinter seinem Drehstuhl stand. „Hör zu, ich beobachte das nun schon seit mehreren Wochen. Irgendwas stimmt mit dir nicht. Geht’s vielleicht um eine Frau? Könnte ja sein, dass ich dir einen guten Rat geben kann, Herr Hauptkommissar. Ich kann wirklich gut zuhören, weißt du.“
Alexander hob seinen Kopf und betrachtete nachdenklich ihr hübsches Gesicht. Monika Kaminski war fünfundzwanzig Jahre alt, eine typische Rothaarige mit leuchtend hellgrünen Augen und winzigen frechen Sommersprossen auf der Nasenwurzel. „Hast du heute Abend schon was vor?“
Die junge Kommissarin bemerkte seinen männlich abschätzenden Blick und stutzte kurz. „War das jetzt etwa eine offizielle Anmache, oder willst du wirklich nur ein Gespräch unter Freunden?“
Alexander lachte laut auf. Er wusste die stets offene Art seiner neuen Kollegin inzwischen sehr zu schätzen. „Geh das Risiko ein, und lass es doch einfach darauf ankommen, Kaminski.“
Sie stieß sich vom Aktenschrank ab und schenkte ihm ein breites und nahezu umwerfendes Lächeln. „Wann holst du mich ab?“
Alexander entschied sich für die altbewährte Methode, Monika ins Kino einzuladen und hinterher mit ihr noch etwas essen zu gehen. Der spontane Entschluss, mit ihr auszugehen, hatte ihn selbst überrascht, aber er bereute es keinesfalls. Der Abend entwickelte sich außerordentlich angenehm und lenkte ihn ein wenig von seinen Problemen ab. Seine Kollegin lebte allein in einer kleinen Neubauwohnung am westlichen Stadtrand, und auf ihren Vorschlag hin fuhren sie nach dem Kino und der anschließenden Riesenpizza dorthin und köpften noch eine Flasche Wein.
Bis vor einigen Stunden hatte Monika noch nicht einmal zu hoffen gewagt, Hauptkommissar Alexander Hellberg jemals in ihre Wohnung locken zu können. Seit sie zur Mordkommission gestoßen war, hatte es durchaus den einen oder anderen Kollegen gegeben, der sein Glück bei ihr versuchte. Aber gerade bei Alexander hatte sie bis heute Nachmittag das Gefühl gehabt, er habe noch nicht einmal bemerkt, dass sie ein Mensch weiblichen Geschlechts war.
Dabei gab sie sich schon seit der ersten Sekunde ganz besondere Mühe, dass gerade er diese Tatsache möglichst schnell zur Kenntnis nahm. Nur ein einziger Blick auf den Mann hatte genügt, um ihr Interesse zu wecken. Natürlich achtete sie inzwischen darauf, dass er niemals bemerkte, welches Vergnügen es ihr bereiten konnte, ihn einfach nur anzusehen – besonders, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Sie fand ihn wirklich umwerfend sexy – und jetzt saß dieser überaus attraktive Kerl überraschenderweise auf ihrem alten Sofa und trank mit ihr Rotwein. Sie hätte nicht sagen können, ob sie wirklich ernsthaft verliebt in ihn war, aber sie wusste genau, dass Alexander ihr
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