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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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intensive Kuss hatte auch bei ihr seine Wirkung nicht verfehlt.
    Seine Hände fuhren wie ferngesteuert seitlich über ihren Körper und glitten schließlich unter ihr T-Shirt. Die Berührung ihrer Haut vertrieb nun auch den letzten geordneten unerwünschten Gedanken und jeden aufkeimenden Zweifel aus seinem Kopf. Er küsste ihren Hals und inhalierte gierig ihren Duft. Ihr Atem beschleunigte sich ebenfalls.
    „Lass uns raufgehen“, bat er sie atemlos.
    Sie versteifte sich in seinen Armen. „Nein, Alex, Charlotte ist noch wach. Ich … ich kann … das so nicht.“
    „Sie ist in ihrem Zimmer, Liebling, komm. Zeig mir …“ Alles in ihm wollte sich in diesem Moment gegen jede Art von Vernunft und die störenden Gedanken der vergangenen Stunden zur Wehr setzen.
    „Nein, Alex. Jetzt nicht.“ Sie rückte entschlossen von ihm ab und strich mit beiden Händen beschwichtigend über seine kräftigen Oberarme.
    Zischend ließ er seinen Atem entweichen und fluchte innerlich. In ihrer derzeitigen Situation wäre es überaus dumm, dilettantisch und einfach rücksichtslos von ihm, sie weiter zu bedrängen. Dies hatte nichts mit Verführung zu tun, weil er nur zu deutlich spüren konnte, dass sie jetzt einfach nicht bereit für ihn war. Er wusste genau, dass ihr das letzte Quäntchen Vertrauen noch immer fehlte, also zog er seine Hände von ihr zurück und schloss für eine Sekunde die Lider. Noch einmal atmete er laut aus.
    „Okay, dann gib mir einen Schnaps. Irgendeinen.“
    „Alex, sei bitte nicht böse auf mich.“
    „Ich bin nicht böse, sondern nur ungeheuer scharf auf dich.“ Er versuchte zu lächeln. „Aber ich kann auch ein artiger Junge sein, wie du ja weißt.“
    Während sie zum Barschrank hinüberging und zwei Cognacschwenker füllte, fuhr er sich mit leicht zittrigen Fingern durchs Haar und beobachtete sie. Auch ihre Hand zitterte, bemerkte er, als sie ihm einen der Schwenker reichte.
    Linda nippte nur an ihrem Cognac, während er seinen in einem einzigen Zug hinunterstürzte und auf das wohlige, beruhigende Brennen im Magen wartete.
    „Willst du noch einen?“, fragte sie mit einem leichten Schmunzeln.
    „Nein, aber der tat höllisch gut.“ Sein verlangender Blick fixierte sie. „Wann wird sie endlich schlafen, deine Kleine?“
    Linda lachte. „Du bist unmöglich, Alexander Hellberg.“
    Er erhob sich seufzend und streckte ihr lächelnd eine Hand entgegen. „Komm, wir gehen noch ein bisschen an die frische Luft. Ich brauche dringend etwas Bewegung, und es ist noch immer schön warm draußen. Wenn du Glück hast, gebe ich dir sogar ein großes Schokoladeneis aus, Ballerina.“
    Sie waren nicht die einzigen Menschen, die der warme Frühsommerabend nach draußen gelockt hatte. Auch andere Paare spazierten, ebenso wie sie, Hand in Hand am Ufer der Elbe entlang und sahen der untergehenden Sonne zu, deren letzte Strahlen den Fluss zum Glitzern brachten.
    Nach einer Weile blieb Alexander stehen und sammelte einige flache Steine auf, die er über die Wasseroberfläche springen ließ, so wie er es schon als kleiner Junge gern getan hatte. Er brauchte die körperliche Distanz zu Linda, um wieder vernünftig nachdenken zu können.
    Linda vergrub ihre Hände in den Taschen ihrer leichten Strickjacke und beobachtete ihn aufmerksam. Sie kannte ihn noch nicht sonderlich gut, aber sie spürte deutlich, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Sie vermutete den Grund dafür gar nicht erst darin, dass sie ihn vorhin zurückgewiesen hatte. Denn wenn sie es genau überlegte, war er schon während des Abendessens in einer eigenartigen, seltsam distanzierten Stimmung gewesen – zumindest so lange, bis sie sich geküsst hatten.
    „Alex, ist alles in Ordnung mit dir?“
    Er zögerte kurz und schnippte schließlich den letzten Stein ins Wasser, bevor er sich ihr wieder zuwandte. Sein Blick wirkte ungewohnt ernst, und auch er ließ seine Hände jetzt in die Taschen seiner Jacke gleiten.
    Es war vor allem eine Sache, die Alexander beschäftigte, seit er mit Siegfried Rossner gesprochen hatte. Er selbst kannte sich gut genug, um zu wissen, dass es ein sicherer Instinkt war, der diesen Gedanken in seinem Kopf festhielt. Genau genommen war gerade dieser Instinkt ein fester und wichtiger Bestandteil seiner täglichen Arbeit. Alexander hatte mit den Jahren gelernt, sich darauf zu verlassen, doch gerade diese Tatsache bereitete ihm schon seit Stunden immer mal wieder diese heftigen Magenkrämpfe. Es war an der Zeit, den unliebsamen

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