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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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durch den Wind. Den halben Tag liegt sie nur noch im Bett. Sie hat das Haus verkauft, wusstest du das, Alex? Sie hat unser Zuhause einfach verkauft! Nächsten Monat ziehen wir schon in ein anderes Haus um. Ich will das nicht! Es ist nicht weit weg von meiner Schule, aber viel kleiner, und die Handwerker bereiten schon alles vor. Aber deshalb bin ich nicht hier. Mama – sie macht nichts mehr alleine, Alex! Sie kocht noch nicht mal mehr. Oma kommt jetzt zwei- oder dreimal in der Woche vorbei. Sie kauft für uns ein und schaut nach dem Rechten. Ich habe solche Angst, weil Mama sich so verändert hat. Sie ist so furchtbar blass und sieht richtig krank aus. Sie wird auch immer dünner. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll. Deshalb bin ich zu dir gekommen.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und die ersten machten sich bald selbstständig und rollten über ihre Wangen. „Ich hab so furchtbare Angst um sie, Alex!“
    Alexanders Magen begann zu schmerzen, und in seinem Kopf schien ein Orkan zu wüten. Charlotte hatte plötzlich nichts mehr von dem allzu coolen Teenager an sich, der noch vor wenigen Wochen so hemmungslos und gekonnt mit ihm geflirtet hatte. Vor ihm saß jetzt ein hilfloses Kind, das erst vor Kurzem seinen Vater verloren hatte und nun auch noch um die Mutter fürchten musste. Alexander fluchte innerlich und fragte sich, warum Linda ihrer viel zu tapferen Tochter auch das noch zumutete.
    „Warum kommst du nicht mehr zu uns, Alexander Hellberg? Du hast doch gesagt, du bist unser Freund.“
    Er verzog das Gesicht, weil ihr Schmerz auch ihm wehtat. Er stand auf, zog das Mädchen vom Stuhl hoch und legte seine Arme um den mageren Körper. „Ich bin dein Freund, meine Kleine. Ich werde immer dein Freund sein, versprochen.“
    Alexander drückte ihren Kopf an seine Brust und küsste sie auf den Scheitel. Fast lautlos betrat Monika das Zimmer und stellte eine Dose Cola auf Alexanders Schreibtisch. Nachdem sie einen kurzen Blick mit ihm gewechselt hatte, verließ sie sofort wieder das Büro.
    Charlotte löste sich etwas von ihm und suchte in ihrem Rucksack nach einem Taschentuch, um sich die Nase zu putzen. Dann blickte sie zu ihm auf, und ihr anklagender und hilfloser Kinderblick verursachte ihm noch tiefere Schmerzen in der Brust. „Aber du kommst nicht mehr, Alex. Plötzlich warst du einfach nicht mehr da, und von da an hat sich alles wieder verändert.“
    Er öffnete die Cola und nahm zunächst selbst einen kräftigen Schluck, um seinen angegriffenen Magen zu beruhigen, dann reichte er die Dose an Charlotte weiter. „Deine Mutter und ich hielten es für besser, unsere Beziehung zu beenden, Charlie. Ich kann nicht mehr zu euch kommen. Das würde auch sie nicht wollen, glaub mir.“
    Charlotte schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein, das glaube ich dir nicht! Sie ist unglücklich, Alex, furchtbar unglücklich! Unser Arzt hat ihr schon wieder diese Beruhigungstabletten verschrieben. Und Oma meint, dass sie davon viel zu viele nimmt, und sie schimpft deshalb auch oft mit ihr. Mama sagt dann immer, sie kann ohne die Tabletten nicht einschlafen, aber sie nimmt sie auch am Tage und ist dann immer ganz abwesend.“
    Alexander hatte normalerweise gute Nerven, aber jetzt begann er innerlich regelrecht zu schlottern. „Tabletten?“
    Seine starke Reaktion blieb auch Charlotte nicht verborgen, und sie hakte voller Hoffnung nach. „Bitte, Alexander! Du musst kommen und wenigstens mit ihr reden, damit es wieder besser wird mit ihr. Ich weiß, dass sie auf dich hören wird. Ihr ging es doch so gut, als du noch da warst, und jetzt ist es wieder wie früher, als …“
    Sein Kopf schoss hoch, weil ihm plötzlich im Einzelnen klar wurde, was Charlotte da gesagt hatte. „Das war schon mal so … mit ihr? Sie hat schon mal diese Tabletten genommen?“
    Charlotte nickte, und die Tränen begannen wieder zu fließen.„Ja, aber da hat Papa ja noch gelebt. Weißt du, er war oft furchtbar böse zu ihr, und dann hat sie auch so viel geweint und wenig gegessen und war immer ganz in sich gekehrt. Ganz selten hat sie mal mit mir gelacht und Spaß gemacht.“ Charlotte schluckte trocken und befeuchtete ihre Kehle mit der süßen Limonade. „Aber du hast sie immer zum Lachen gebracht. Wenn du bei uns warst, hat sie sogar ganz viel gelacht und dann … etwas später, hat sie auch keine Tabletten mehr genommen, das weiß ich genau. Ich hab immer gedacht … nun, ich hab gedacht, ihr beide wäret … ein echtes Liebespaar

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