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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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geworden, Alex. Und ich … hab mich so darüber gefreut, weißt du.“
    Er ließ sie eine Weile weinen und ging hinüber zum Fenster, um in Ruhe nachdenken zu können. Außerdem brauchte er einige Minuten für sich, um seine Nerven wieder in den Griff zu bekommen. Am Rande registrierte er, dass sich auf den Straßen der Feierabendverkehr bemerkbar machte. Der erste Stau zeichnete sich bereits ab.
    Zum Teufel noch mal, ich muss da jetzt durch. Ich kann die Kleine nicht hängen lassen! Warum hat mir Anneliese bloß nichts davon gesagt? Was ziehst du jetzt schon wieder für eine Show ab, Linda?
    Alexanders Kopf arbeitete auf Hochtouren. Anneliese Michaelsen war durchaus besorgt gewesen, das war ihm schließlich nicht verborgen geblieben. Und auch sie hatte versucht, ihn dazu zu bewegen, wieder Kontakt zu Linda aufzunehmen, das musste er zugeben. Ein neuer Gedanke ließ die Bitterkeit zurückkommen, die er schon fast niedergekämpft hatte. „Warum hast du dich nicht einfach an deinen Onkel gewandt, Charlie?“ Er musste ihr diese Frage einfach stellen.
    Charlotte antwortete nicht sofort. Als er sich zu ihr umdrehte, erkannte er ehrliches Erstaunen in ihrem Blick. „Onkel Walter?“
    „Ja. Er gehört doch schließlich zur Familie, oder? Und er … ist doch auch ein Freund von deiner Mutter.“
    „Aber … aber … Mama mag ihn doch überhaupt nicht, Alex. Sie will ihn nicht bei uns haben. Sie hat mal zu mir gesagt, dasser kein besonders guter Mensch sei und dass sie sogar richtig Angst vor ihm habe.“
    Alexanders Polizistengehirn nahm endlich wieder seine normale Arbeit auf. „Wann hat sie das gesagt?“
    Charlotte dachte einen Moment nach. Die professionelle Kälte in seiner Stimme bemerkte sie nicht. „Das ist schon lange her.“
    „Hat … hat dein Vater noch gelebt?“
    „Ja. Ich war sogar noch in der Grundschule, Alex. So lange ist das schon her. Papa und Mama haben sich damals oft darüber gestritten.“
    „Und später ist dein Onkel dann gar nicht mehr zu euch gekommen?“
    Charlotte schüttelte den Kopf. „Nein. Wir haben ihn erst bei Papas Beerdigung wiedergesehen, und Mama hat kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Warum fragst du mich eigentlich nach Onkel Walter, Alex?“
    Er winkte ab. „Ach, denk nicht mehr darüber nach. Das war nur so ein Gedanke. Nicht weiter wichtig.“ Nachdenklich strich er sich mit beiden Händen durch die Haare und starrte einen Augenblick vor sich hin. „Dein Vater war immer viel unterwegs, nicht wahr?“
    „Ja. Er war nur sehr selten zu Hause.“
    „Und deine Mutter?“
    „Mama war immer da. Sie ging eigentlich nie richtig aus. Wenn ihre Freundin Ulrike aus Köln uns besuchen kommt, gehen die beiden manchmal zusammen ins Kino oder so. Dann war aber immer Oma bei mir. Warum fragst du mich das jetzt alles, Alex?“
    „Ich sagte doch, denk nicht darüber nach. Wenn du willst, dass ich dir helfe, vertrau mir, Charlie.“ Das war dem Mädchen gegenüber nicht sehr fair, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. „Hat sie noch andere Freunde?“
    „Ja, Karina ist auch eine gute Freundin von ihr, aber die sieht sie eigentlich gar nicht mehr, weil sie mit einem Schweden verheiratet ist und auch dort oben lebt. Karina und Mama schreiben sich eigentlich nur noch.“
    „Sonst niemand?“
    Charlotte schüttelte ihren Kopf und schaute ihn weiterhin aus Franks großen himmelblauen Augen an. „Wirst du mit Mama sprechen, Alex?“
    „Gib mir noch einen Tag Zeit, Charlie. Ich werde versuchen, dir zu helfen, aber ich muss noch einmal in Ruhe über einiges nachdenken.“
    Charlotte lächelte tapfer und stand schließlich auf. „Okay, Alexander Hellberg, aber morgen wirst du doch kommen, oder? Bitte!“
    Er bemerkte gerührt, dass sie ihn wieder mit seinem vollen Namen ansprach, so wie sie es aus Spaß auch früher schon getan hatte. So stellte sie instinktiv die alte Vertrautheit im Nu wieder her. „Ja“, antwortete er nach langen Sekunden und atmete laut aus. „Morgen werde ich kommen.“
    Monika setzte sich zurück an ihren Schreibtisch, nachdem Charlotte gegangen war. Es war ihm offenbar anzusehen, dass er nervlich angeschlagen war, vermutete Alexander, denn ihr Blick wirkte sichtbar besorgt. „Falls du einen Freund brauchst, Alex …“
    Er sah auf und dachte einen Moment nach, dann nickte er. „Ich könnte tatsächlich einen Rat gebrauchen. Das heißt, wenn wir inzwischen wirklich Freunde sind? Die Entscheidung liegt allein bei dir“, sagte er

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