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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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würde mir überhaupt nicht richtig zuhören.“
    Linda machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach. „Dann … dann warf er plötzlich seine Gabel auf den Teller, ging zu seinem Bett rüber und zog sich völlig ungeniert vor mir aus. Schon … schon zu diesem Zeitpunkt … war er … also, er hatte bereits eine Erektion. Mir wurde richtiggehend schlecht. Augenscheinlich hatte ich mit meiner Offenheit genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich eigentlich bezweckt hatte. Er legte sich hin und befahl mir, mich ebenfalls auszuziehen. ‚Aber ganz langsam‘, sagte er. Ich blieb einfach in der Mitte des Zimmers stehen und rührte mich nicht, bis er mich anbrüllte. Genau wie Frank es getan hatte, drohte er damit, Charlotte könnte ernsthaft darunter leiden, wenn ich jetzt nicht so nett zu ihm sei, wie sein Bruder es ihm zugesagt habe. Ich … ich zog mich schließlich aus und ließ mich von ihm begaffen. Die ganze Zeit über war mir furchtbar übel, und ich wünschte, ich wäre tot. Walter hat …“ Linda schüttelte sich und nahm erneut einen Schluck Wasser. Erst jetzt schien sie Alexander wieder bewusst wahrzunehmen.
    Er empfand unendliches Mitgefühl für sie. „Du musst nicht weiterreden, Liebes. Ich hab schon verstanden.“
    „Nichts hast du verstanden, Alex! Gar nichts! Es war nämlich ganz anders, als du vermutest. Walter rührte mich überhaupt nicht an! Aber es war trotzdem grauenvoll. Er … machte … Er wollte nur, dass ich nackt vor ihm stehe und ihm zusehe, verstehst du? Er hat mich niemals angerührt. Nicht ein Mal!“ Sie schluchzte kurz auf, sprach aber sofort weiter. „Als mein Ehemann mich am nächsten Morgen abholte, war meine Liebe zu ihm endgültig gestorben. Erst nach vielen Monaten fand ich zu einem einigermaßen normalen Leben zurück. Frank wollte inzwischen nur noch selten Sex von mir – und darüber war ich sehr froh. Von Tag zu Tag verabscheute ich meinen Mann mehr. Schließlich begann ich ihn zu hassen.“
    Zusammengesunken saß sie da und blickte auf ihre Hände,die in ihrem Schoß noch immer ruhelos die Papierserviette bearbeiteten.
    Alexander holte tief Luft, dann legte er seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sehr lange sah er nur in ihre Augen. „Es tut mir leid. Es tut mir unendlich leid, dass dir das angetan wurde. Und es tut mir von Herzen leid, dass ich diese Geschichte so vollkommen falsch interpretiert habe und dir keine Chance ließ, mir die Sache in Ruhe zu erklären. Ich hätte …“
    „Es ist okay, Alex.“
    „Nein, das ist es nicht. Aber was ich auch sage, es wird nichts mehr daran ändern können, und das ist schlimm. Eine Wiedergutmachung kann es in diesem Fall nicht geben.“
    Alexander schüttelte den Kopf und erhob sich, um erneut nach seinen Zigaretten zu greifen. Ihr goldener Blick verfolgte jede seiner Bewegungen. Während er sich eine Zigarette anzündete, zog er mit der freien Hand seinen Korbsessel näher an den ihren heran, erst dann ließ er sich wieder darauf nieder. „Wie du ja weißt, war Frank früher einmal mein bester Freund. Ich habe seinen oft seltsamen Humor und seine beeindruckende Intelligenz geschätzt. Er war ein ungewöhnlich guter Ermittler. Klug, überlegen und mit einem Instinkt ausgestattet, der in unserem Beruf so ungeheuer wichtig ist. Zugegeben, ich habe auch erlebt, dass er viele verrückte Dinge getan hat, aber ich hätte trotz alledem nie im Traum daran gedacht, dass er auch auf der falschen Seite kämpfen könnte.“
    Er machte eine Pause und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Ich meine … ich habe damals wirklich darunter gelitten, als er so plötzlich nichts mehr von mir wissen wollte. Jetzt glaube ich zu wissen, warum er sich von mir zurückzog. Wahrscheinlich zeichnete sich bereits damals sein Einstieg in die Kriminalität ab, und er wollte mich einfach da heraushalten. Ja, ich hoffe sogar irgendwie, dass das der wahre Grund war. Und doch – ich habe ein gottverdammtes Problem mit dem Frank Michaelsen, den ich in den letzten Wochen neu kennenlernen musste.“
    Geräuschvoll stieß er den Atem aus, bevor er weitersprach. „Stell dir vor, zunächst konnte ich noch nicht einmal akzeptieren, dass ich dich – seine Witwe – begehre, weil ich das absurde Gefühl nicht loswurde, ich würde meinen besten Freund damit hintergehen. Inzwischen habe ich allerdings eher den Eindruck, ich habe es mit einem vollkommen anderen Frank Michaelsen zu tun. Leider gibt es keinen Zweifel mehr, dass

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