Eine Spur von Lavendel (German Edition)
kleine Küche und öffnete den Kühlschrank. Er griff nach einer Flasche Bier, überlegte es sich aber bereits in der gleichen Sekunde anders und schob sie zurück. Er brauchte jetzt etwas Stärkeres, also gönnte er sich einen doppelten Scotch auf Eis und ging mit dem Glas in der Hand zurück in sein Schlafzimmer. Dort nahm er einen großen Schluck und wartete auf die wohltuende Wirkungdes Alkohols, während er sich mit dem Oberkörper gegen das Kopfende seines Bettes lehnte und die Eiswürfel in der goldenen Flüssigkeit betrachtete.
Lindas Augen kamen ihm in den Sinn.
Der Whiskey hatte tatsächlich die Farbe ihrer Augen. Er schüttelte den albernen Gedanken ab und rief sich den furchtbaren Traum in Erinnerung. In diesem Traum hatte er sich verflucht hilflos gefühlt und panische Angst gehabt.
Nein, er wusste nicht mehr, was der Grund für diese grauenvolle Angst gewesen war. Irgendjemand hatte immer wieder nach ihm gerufen, das war im Grunde alles, woran er sich noch erinnerte. Hilflosigkeit, grenzenlose, lähmende Panik und die verzweifelten Schreie einer Frau. Mörderisch! Alexander stürzte den Rest des Whiskeys herunter, stellte das leere Glas auf seinen Nachttisch und legte sich wieder hin.
Mit offenen Augen und hinter dem Kopf verschränkten Händen lag er da und starrte hinauf zur Zimmerdecke. Wieder kam ihm Linda in den Sinn. Er dachte über die vergangenen zwei Tage nach. Es tat ihm noch immer leid, dass er ihr unrecht getan hatte. Ihre absolute Ehrlichkeit bezweifelte er jetzt nicht mehr. Im Gegenteil. Er glaubte inzwischen sogar, dass Linda Michaelsen zu den ganz wenigen Menschen gehörte, die praktisch niemals logen. Ihr Liebesgeständnis fiel ihm ein, und er schluckte trocken. Nein, sie log nicht. Sie liebte ihn wirklich – und das jagte ihm noch immer eine Heidenangst ein. Er würde ihr wehtun müssen, irgendwann. Aber er wollte es … Oh Gott, er wollte dieses Gefühl! Sofort korrigierte er sich. Er wollte absolut nicht, dass sie ihn liebte. Liebe bedeutete Abhängigkeit, Schmerz und Tränen.
Verdammt! Es könnte doch alles so einfach sein. Ein paar Tage, Wochen oder vielleicht sogar einige Monate guten Sex, und das war’s. So war es doch immer gewesen. Einfach, schnell und schmerzlos. Keine Verpflichtungen, keine Abhängigkeiten, nur guter, ehrlicher Sex.
Alexander musste allerdings zugeben, dass der Sex mit Linda nicht einfach nur gut war, sondern schlichtweg grandios. Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt wie sie. Schon der bloßeGedanke an ihren biegsamen Körper genügte, um seine Sehnsucht, sein heißes Verlangen nach ihr erneut zu wecken und sein Blut zum Kochen zu bringen, bis er es selbst laut in seinen Ohren rauschen hörte. Als seine pochende Erektion zu schmerzen begann, schloss er seine Augen und verfluchte sich laut dafür, dass er nicht bei ihr geblieben war und sie jetzt lieben konnte. Unter seinen Händen meinte er ihre seidenweiche Haut zu spüren. Er atmete laut aus und schüttelte unwillig seinen Kopf, doch das Bild ließ sich schon nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben. Deutlich sah er die zarten Konturen ihres Gesichts vor sich, ihren vollen Mund, die goldenen Augen, die ihn voller Liebe und Verlangen anblickten, ihre schmalen Hüften und die kleinen festen Brüste mit den kirschroten Spitzen, die ihn schier wahnsinnig machten.
‚Mich verlangt es nach dir, Alexander‘, hatte sie hingebungsvoll geflüstert und ihm damit alle Kraft geraubt. ‚Ich will dich endlich wieder in mir spüren.‘
In seinem Kopf hörte er die kurzen, heftigen Atemzüge, die sie ausstieß, genoss das Empfinden von grenzenloser Macht, das stets in ihm aufwallte, wenn sie sich ihm auf ihre ganz eigene Art im wahrsten Sinne des Wortes hingab.
„Linda“, stöhnte er auf. „Verdammt, Linda!“
Linda erschrak bis ins Mark. Eine große kräftige Hand legte sich in der Dunkelheit über ihren Mund. Das Gewicht eines Mannes drückte ihr die Luft ab. Für den Bruchteil einer Sekunde jagte kalte Angst durch ihren Körper. Ebenso kurz kämpfte sie mit ihm und gegen ihre Panik, dann endlich drang in ihr Bewusstsein vor, was er ihr zuflüsterte. Nun erkannte sie auch den vertrauten Geruch und wurde augenblicklich vollkommen ruhig.
„Linda, Süßes, sch … sch … ruhig, Liebling! Ich bin es. Ruhig. Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Seine Stimme klang etwas heiser, und sein Atem schlug ihr heiß ins Gesicht. Er roch nach Whiskey. Seine Hand löste sich von ihrem Mund und glitt bereits
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