Eine Spur von Lavendel (German Edition)
mein ehemals bester Freund und dieser schreckliche Kerl, der dich sogar schlug und auf die gemeinste Art erpresste, in Wahrheit ein und derselbe Mann waren. Ich begreife es einfach nicht, Linda. Ich kann nicht nachvollziehen, wie ein Mensch sich so grundlegend verändern kann, wie Frank es offensichtlich in den vergangenen Jahren getan hat.“
Der Rauch seiner Zigarette stieg ihm in die Augen, und er drückte sie wütend aus, ohne noch einen weiteren Zug getan zu haben. „Scheiß Qualmerei!“
Beschwichtigend legte sie die Hand auf seinen Unterarm. „Du hast ihn anscheinend wirklich sehr gemocht, damals.“
„Das kann man so sehen, ja.“
„Vielleicht hatte er sich ja gar nicht verändert, Alex. Vielleicht war er schon immer so und hatte sich zuvor nur verstellt, um die Menschen, die für ihn wichtig waren, absichtlich zu täuschen und in seiner Nähe zu halten. In einem Punkt gebe ich dir recht, es könnte sein, dass er einfach deine hohen moralischen Erwartungen nicht enttäuschen wollte. Wenn er sich tatsächlich aus diesem Grund von dir zurückgezogen hat, dann musst auch du ihm sehr wichtig gewesen sein.“
Einen Moment dachte er darüber nach, dann griff er nach ihren Händen und hielt sie zwischen den seinen fest. „Ich denke, darauf kommt es jetzt sowieso nicht mehr an. Weißt du, ich habe mich schon mehrmals gefragt, wie Anneliese das alles verkraftet. Sie hat ihren Sohn praktisch gleich zweimal verloren. Das muss furchtbar für sie sein.“
Linda nickte. „Ich liebe sie wirklich sehr. Anneliese ist eine wunderbare Frau.“
„Ja, das ist sie. Eine Frau wie sie hat wahrlich bessere Söhneverdient.“ Seine Gedanken schweiften für einen Moment ab. „Sag, hat Walter sich nach der Beerdigung eigentlich noch einmal bei dir gemeldet?“
„Nein!“ Linda schüttete heftig ihren Kopf. „Und darüber bin ich auch heilfroh.“
„Er ist ein ziemlich vermögender Mann, oder?“
„Nun, er ist beruflich sehr erfolgreich. Ja, soweit ich weiß, verdient er sehr gut.“
„Glaubst du, dass Frank mit ihm Geschäfte gemacht haben könnte?“
Sie dachte einen Augenblick ernsthaft über seine Frage nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Walter ist Architekt. Da fehlen die Berührungspunkte, meinst du nicht?“
„Ja, wahrscheinlich hast du recht.“
Eine Weile schwiegen sie. Alexander ließ ihre Hände jedoch nicht los.
„Wann wirst du nach Hause fahren, Alex?“
„Nach dem Abendessen.“
Wieder blieben sie beide mehrere Sekunden stumm, dann blickte sie ihm direkt in die Augen.
„Wie soll es mit uns beiden weitergehen, Alexander?“
„Wir sind doch auch gute Freunde, oder etwa nicht?“
„Du machst dir und mir nur etwas vor. Das kann auf die Dauer nicht funktionieren, und das weißt du auch.“
„Wir werden es eben versuchen, Ballerina.“
„Es wird nie wie bei einem guten Freund sein, wenn du mich berührst.“
Abrupt erhob er sich und wandte ihr seinen Rücken zu. „Das geht vorbei, glaub mir. Dieses Verlangen ist niemals von Dauer. Es hört immer irgendwann auf. Ich kenne mich da bestens aus. Du weißt jetzt, dass du empfinden kannst wie jede andere gesunde Frau auch, wenn du irgendwann … einem anderen …“
Er brachte es nicht fertig, seinen letzten Gedanken auszusprechen. Insgeheim wollte er an dem Gedanken festhalten, er allein sei die Ursache dafür, dass sie inzwischen anders empfinden konnte. Also stieß er nur seine Hände tief in die Taschenseiner Jeans und blieb stumm. Sein Blick glitt unruhig durch den großen Garten.
„Du willst es eigentlich gar nicht, oder, Alexander Hellberg? Du willst in Wahrheit überhaupt nicht gehen. Du gibst es nur nicht zu, du Feigling.“
Ihre Stimmlage verriet ihm, dass sie lächelte. „Rede keinen Unsinn, Linda. Ich werde gehen, glaub mir.“
„Oh ja, wahrscheinlich wirst du das sogar tun. Du würdest noch viel mehr tun, um dich gegen deine Gefühle zur Wehr zu setzen.“
Er ging nicht weiter darauf ein, sondern lenkte lieber vom Thema ab und drehte sich zu ihr um. „Ich fahre schnell noch eine Kleinigkeit einkaufen. Gibt es in diesem Haus einen Grill?“
Ihr Lächeln verschwand nur langsam, hinterließ aber einen satten Glanz in ihren Augen. „Leider nein. Willst du etwa … grillen?“
Er zog seine Hände aus den Hosentaschen und breitete die Arme aus. „Warum nicht, zum Teufel? Es ist das beste Wetter dafür. Lass uns eine Grillparty für zwei veranstalten. Mit Würstchen, Koteletts, Kartoffelsalat und Bier.“ Noch
Weitere Kostenlose Bücher