Eine Spur von Lavendel (German Edition)
vor Schreck gleich wieder auflegt, Alex.“
„Oh, du bist es, Claudine. Entschuldige bitte. Warte einen Moment.“ Da er dringend einige Sekunden brauchte, um sich zu sammeln, ließ er kurz den Telefonhörer sinken und atmete einige Male tief ein und wieder aus, dann hob er den Apparat wieder an sein Ohr. „Was will die schönste Frau der Welt denn von mir?“
Er hörte seine Mutter leise und rauchig auflachen. „Du wirst dich niemals ändern, mon cher . Dein Charme ist so betörend wie eh und je.“
Auch Alexander lächelte jetzt ins Telefon. „Ich hatte ja auch die beste Lehrmeisterin, Mama.“
„Nenn mich nicht so, Alex, das macht mich so furchtbar alt.“
Er kannte das Ritual. Seit er ein erwachsener Mann war, gehörte es als fester Bestandteil zu ihren Unterhaltungen.
Sie alberten immer auf diese Weise miteinander herum. „Du wirst niemals wirklich alt sein, Claudine.“
Wieder ertönte ihr wohlklingendes dunkles Lachen. „Spaß beiseite, Alex. Ich wollte eigentlich nur wissen, wann wir dich erwarten können. Wir haben eines der schönsten Zimmer für dich und deine Begleitung freigehalten.“
„Ich werde in der Nacht von Sonntag auf Montag losfahren, aber ich … komme jetzt doch allein.“
„Oh, ich verstehe.“
Nein, du verstehst gar nichts! „Was machen die Kids?“
„Es geht ihnen prächtig, wie immer. Aber wenn du wirklich nur eine Woche bei uns bleibst, wirst du sie diesmal leider nicht sehen können, Alex. Sie sind für mehrere Wochen zusammen mit Adriennes Schwester und ihrer Familie nach Italien verreist. Es ist das erste Mal. Kaum waren sie weg, haben wir die beiden Quälgeister schon wie verrückt vermisst, aber Adrienne hatte wirklich Ruhe nötig.“
Alexander atmete tief ein. Er fand es schade, dass die Kinder nicht da sein würden, wenn er anreiste. Er liebte seinen Neffen und seine Nichte über alles. „Ist Adrienne etwa krank?“
„Nein, mach dir keine Sorgen um deine Schwägerin. Sie brauchte einfach nur etwas Erholung vom Alltag und ein wenig Zeit für sich und Henri.“
„Grüß die beiden bitte von mir. Ich freue mich auf euch.“
„Bis bald, mein Herz.“
„Au revoir, ma belle.“
Alexander wartete auf das Klicken in der Leitung und legte dann selbst den Hörer ab. Untätig stand er mitten in seinem Wohnzimmer herum und starrte die Wände an. Als es einige Minuten später an seiner Tür klingelte, wusste er schon, bevor er öffnete, dass Linda dort draußen stand. „Hallo, Alex.“
Alexander trat einen Schritt beiseite und machte eine einladende Handbewegung. „Komm rein.“ Sie sah sehr blass aus, fand er.
„Störe ich?“
„Nein.“
Unschlüssig standen sie sich im engen Flur seiner Wohnung gegenüber und schauten sich an. Er räusperte sich. „Linda, es tut mir leid, wenn ich dich mit der gemeinsamen … Reise überfallen haben sollte. Ich … wollte …“
Ihre Lider senkten sich kurz. „Wann wirst du fahren?“, fiel sie ihm ins Wort.
„Am Montag. Das heißt, in der Nacht von Sonntag auf Montag. Ich fahre meistens nachts, da sind die Autobahnen freier.“
Er unterdrückte das Bedürfnis, seine Arme um sie zu legen, und wandte sich abrupt von ihr ab, um ins Wohnzimmer zu gehen. Nur zögerlich folgte sie ihm. „Kann ich dir irgendetwas anbieten?“, fragte er.
„Nein, danke.“ Ihre Stimme schwankte leicht und verriet ihre wachsende Nervosität. „Ich habe auf dich gewartet, heute Abend. Und da ich nicht genau wusste, wann du fährst, wollte ich nicht, dass wir uns so voneinander trennen, wie wir gestern Abend auseinandergegangen sind.“ Ihre Augen glänzten, und er trat automatisch einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hände in seine.
„Du siehst wunderschön aus.“
„Nicht, Alexander. Komm mir jetzt nicht so.“
Wieder räusperte er sich. „Ich hatte niemals vor, dich zu verletzen, Ballerina. Du weißt das.“
„Ja, ich weiß das – aber es tut trotzdem weh, und ich kann es nicht mehr ertragen. Du hattest von Anfang an recht. Anscheinend bin ich für eine Beziehung, wie du sie mit mir führen willst, doch nicht gemacht. Ich will dich ganz oder gar nicht. Mit Haut und Haaren und für den Rest unseres Lebens. Und ich muss einfach wissen, dass auch du das willst. Anders kann ich nun einmal nicht leben. Die ständige Unsicherheit macht mich auf die Dauer kaputt. Mein ganzes Erwachsenenleben lang habe ich mich nach den Wünschen eines Mannes gerichtet und meine Bedürfnisse verdrängt, nur damit er zufrieden war. Bei dir geht
Weitere Kostenlose Bücher