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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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unternahm am Nachmittag eine kleine Spazierfahrt. Am Freitag
flog ich weiter. Kurz vor Brisbane kamen wir an die Küste von Queensland, die
besonders hinter Townsville über der Hinchinbroock-Insel sehr reizvoll ist; es
gibt wohl kaum eine schönere Meeresküste. Abends landeten wir in Cairns, wo
mich zu meiner großen Überraschung Joe Harman abholte. Die «Dakota», erzählte
er mir, fliege neuerdings zweimal die Woche von Cairns in die Gulf Country,
Willstowns Wachstum sei daran schuld; er sei heute von dort herübergeflogen, um
mich am Montag mit nach Hause zu nehmen. Er habe ohnedies in Cairns einiges zu
erledigen; auch sein Anwalt sei hier ansässig.
    «Ich dachte mir, Sie könnten über das
Wochenende mit ihm sprechen; so gewinnen Sie gleich einen Überblick über
Midhurst.»
    Seit er bei mir am Chancery Lane
aufgetaucht war, hatte ich die queensländischen Laute und die gedehnte
Sprechweise nicht mehr gehört. Drei Jahre waren seitdem verflossen.
    Er fuhr mich im Wagen zum Hotel, einem
weitläufigen Gebäude in herrlicher Lage. Aber den Hauptanziehungspunkt bildete
offenbar die geräumige Bar, die wir alsbald betraten und wo wir Platz nahmen.
    «Was möchten Sie trinken?» fragte er
mich. «Tee, Bier oder Plonk?»
    «Plonk? Was ist das?»
    «Australischer Rotwein. Ich versteh
nicht viel davon, aber Weinkenner finden ihn gut.»
    Er legte mir die Weinkarte vor. Ich
wählte Hunter River und fand ihn recht gut.
    «Joan war unglücklich, daß sie nicht
mitkommen und Sie abholen konnte», erklärte er. «Den kleinen Joe hätten wir bei
Bekannten unterbringen können, aber der kleine Noel — der hält sie fest; er
wird noch gestillt. Am Montag erwartet sie uns auf dem Flugplatz in Willstown.»
    «Wie geht es ihr?» fragte ich.
    «Glänzend», war die Antwort. «Das Kinderkriegen
bekommt ihr, scheint’s. So hübsch wie jetzt hat sie nicht immer ausgesehen.»
    Nach dem Abendtee setzten wir uns auf
die Veranda vor meinem Schlafzimmer und besprachen das Geschäftliche. Er hatte
die Abrechnungen der letzten drei Jahre mitgebracht. Die auf Midhurst
bezüglichen waren sauber getippt und übersichtlich angeordnet. Als ich ihm aber
deswegen ein Kompliment machte, wies er es zurück: Er verstehe sich nicht
darauf, er schreibe sehr unordentlich. Joan führe ihm die Bücher und habe, bevor
sie ins Spital ging, diese Auszüge für ihn fertiggestellt.
    «Ich sage ihr immer, was ich für die
Station brauche, und sie sagt mir, wieviel ich ausgeben darf. Sie hat Verstand
für zwei.»
    Ich bemerkte aber sehr schnell, daß
auch er nicht auf den Kopf gefallen war. Die etwas verwickelten Fragen der
Besitztitel, der Pacht und seiner Aufwendungen verstand er, ohne daß ich sie
erklären mußte, so daß wir bald auf Joans verschiedene Unternehmungen in
Willstown zu sprechen kamen. Offenbar lagen sie auch ihm sehr am Herzen.
    «In der Werkstatt beschäftigt sie jetzt
zweiundzwanzig Mädchen. Sie fabrizieren Schuhe, Aktentaschen und
Damenhandtaschen. Aber das Geschäft geht nicht so gut wie die andern.»
    Er zeigte mir die diesbezüglichen
Abrechnungen, die Len James für sie erledigt hatte.
    «Dieses Jahr hat es zum erstenmal etwas
eingebracht. Bis dahin hatten wir einen Verlust von über zweihundert Pfund.
Hier: zweihundertsiebenundzwanzig! Aber die anderen Sachen gehen prima, mein
Wort darauf!»
    Er zeigte mir die Abschlüsse der Eisdiele,
des Schönheitssalons, des Schwimmbades, des Kinos, der Wäscherei und des
Bekleidungsgeschäfts.
    «Auch der Obst- und Gemüseladen
floriert!»
    Wir addierten die letztjährigen Gewinne
der sieben Unternehmungen, und es ergab sich ein Gesamtreingewinn von
zweitausendsechshundertdreiundsiebzig Pfund.
    «Da schadet es gar nichts, wenn bei der
Schusterei nichts herausspringt. Der Verlust kommt wieder herein. So viel geben
die Mädchen aus, um sich für die Ringer recht schön zu machen, und die Ringer,
wenn sie die Mädchen ausführen.»
    Mir war dabei etwas unbehaglich.
    «Ließen sich die Unkosten nicht dadurch
verringern, daß man den Umsatz erhöht?» fragte ich, aber Harman bezweifelte es.
    «Sie verarbeitet schon jetzt alle
Alligatorhäute, die Jeff Pocock und zwei andere ihr liefern. Es gibt auch nicht
mehr so viele Wallabys wie früher. Es läßt sich nicht mehr fabrizieren. Sie
will es auch gar nicht. In einigen Jahren brauchen wir die Werkstatt nicht
mehr. Dann ist die Stadt so groß, daß ein Betrieb mit zwanzig Arbeiterinnen
keine Rolle spielt.»
    «Wie groß ist Willstown zur Zeit?»
    «In

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