Eine stuermische Affaere
Freitag.“ Bereitwillig ging er auf den belanglosen Small Talk ein. „Die Straßen zum Flughafen werden hoffnungslos verstopft sein, wenn wir nicht bald losfahren.“
„Ich brauche nur noch meinen Pass. Sekunde!“
Schnell flüchtete sich Cat ins Schlafzimmer und nutzte die kurze Auszeit, um sich zu sammeln. Dieses stürmische Verlangen, das sie in Nicholas’ Gegenwart überfiel, musste endlich unter Kontrolle gebracht werden. Zum einen durfte sie nicht zulassen, dass irgendetwas ihre Karrierechancen verringerte, zum anderen musste sie sich daran erinnern, dass ihr ein Mann wie Nicholas auch persönlich sehr gefährlich werden konnte!
Wenn sie sich auf ihn einließ, würde er sich nehmen, was er wollte, und anschließend aus ihrem Leben verschwinden. Sie bedeutete ihm nichts.
Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, stellte sie fest, dass Nicholas das Foto von Michaels Freund in den Händen hielt.
„Wer ist das?“, fragte er beiläufig.
„Niemand.“ Cat wand sich innerlich, während Nicholas die Rückseite des Fotos betrachtete. Sie wusste, was dort geschrieben stand: Ich freue mich, von dir zu hören. Darunter eine Telefonnummer … „Das ist nur ein Freund meines Bruders“, erklärte sie.
„Er will dich verkuppeln, was?“
Diese präzise Feststellung traf ins Schwarze. „Woher willst du wissen, dass ich nicht bereits liiert bin?“
„Davon bin ich schon auf der Party in meinem Hotel ausgegangen, weil du allein unterwegs warst. Liege ich etwa falsch?“
Gern hätte Cat geschwindelt, aber stattdessen schüttelte sie nur leicht den Kopf. Zum Glück wurden sie in diesem Moment vom Klingeln seines Handys unterbrochen.
Wie kann er es wagen, mich über mein Privatleben auszufragen?, dachte sie, während Nicholas das Gespräch annahm. Das geht ihn überhaupt nichts an!
Während er abgelenkt war, nutzte sie ihre Chance und verstaute das Foto eilig in einer Schublade. Sie wollte nicht darüber sprechen, schon gar nicht über den wahren Grund von Michaels Verkupplungsversuchen. Es brach ihr nur das Herz.
Als Nicholas das Telefonat beendet hatte, sah er Cat aus schmalen Augen prüfend an. „Das war unser Pilot. In weniger als einer Stunde können wir abfliegen.“
„Hervorragend. Ich bin fertig.“ Mit der Hüfte schob sie die Schublade zu.
„Du hast da wohl eine ganze Sammlung von Verehrern drin?“, bemerkte er spöttisch.
„Ach, du weißt doch, wie Brüder sind. Sie wollen für ihre Schwester nur den Besten“, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. Natürlich konnte Nicholas nicht wissen, wie bitter diese Ironie war.
Misstrauisch betrachtete er Cat von der Seite. Ihre kühle Fassade erstaunte ihn sehr. Offensichtlich hatte sie wirklich vor, den schmutzigen Plänen ihrer Familie zu folgen. Die Vorstellung, dass sie sich von Vater und Bruder einen Heiratskandidaten aussuchen ließ, widerte ihn an.
Seine Limousine wartete vor dem Haus. Der Chauffeur stieg eilig aus und hielt ihnen die hintere Tür auf.
Der Wagen war von innen riesig und luxuriös ausgestattet, und die hellen Ledersitze fühlten sich weich und bequem an. Unter anderen Umständen hätte Cat die Fahrt genossen, aber die Nähe zu Nicholas verwirrte sie einfach zu sehr. Selbst das Schweigen war unerträglich spannungsgeladen.
Sie vermied es, Nicholas direkt anzusehen, und suchte krampfhaft nach einem Gesprächsthema. „Hast du über das nachgedacht, was wir heute Nachmittag besprochen haben?“
„Alles zu seiner Zeit, Cat.“
Entrüstet räusperte sie sich. „Vergiss nicht, dass du mir für heute eine verbindliche Antwort auf mein Angebot versprochen hast!“ Sie hatte es satt, ständig hingehalten zu werden. Männer waren auffällig gut darin.
„Das habe ich nicht vergessen“, beruhigte er sie. „Aber bevor wir nicht im Hotel sind, gibt es kaum etwas Neues, über das wir sprechen können. Jedenfalls nichts, was die Geschäfte betrifft.“
Wortlos warf sie ihm einen Blick zu.
„Daher schlage ich vor, wir entspannen uns erst einmal“, fuhr er fort. „Der Flug wird etwa zwei Stunden dauern. Diese Zeit können wir nutzen, um uns besser kennenzulernen.“
Sein herausfordernder Tonfall verfehlte seine Wirkung nicht. Energisch wehrte sich Cat gegen die Provokation. „Um ehrlich zu sein, da gibt es noch einiges, das wir bisher außer Acht gelassen haben“, sagte sie tonlos. „Ich dachte mir, wir könnten schon mal konkretere Ideen für die Anzeigen austauschen.“
„Eins nach dem anderen“, beschwichtigte er sie,
Weitere Kostenlose Bücher