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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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eingestehen, dass ihre einzige wunde Stelle, ihre Schwäche, die sie nach Kräften zu verbergen suchte, in ihrer Unsicherheit darüber bestand, was die anderen in der großen weiten Welt wohl über sie dachten. Ja, sie war als Schiffsgöre aufgewachsen; aber außerhalb dieser Domäne musste sie eine Lady sein. Nie hatte sie sich in diese Rolle richtig einüben können. Wenn sie sich außerhalb der Grenzen ihrer Welt bewegte, konnte sie sich nie darauf verlassen, auch wirklich das angemessene Benehmen an den Tag zu legen, nach welchem ihre Stellung verlangte.
    Innerhalb ihrer eigenen Welt wusste sie, wer und was sie war. Wusste, warum sie sich so und nicht anders verhielt, kannte ihre Stärken und Schwächen und strahlte immer die größte Zuversicht aus.
    Außerhalb ihres Bereiches herrschte Unsicherheit. Und es war ihr verhasst, wirklich verhasst, sich unsicher zu fühlen.
    Und irgendwie konnte er es sogar verstehen.
    Das war es, was sie mehr als alles andere beunruhigte.
    Linnet starrte unverwandt aus dem Fenster, als die Kutsche aus Bath rollte, ohne angegriffen zu werden, und in flottem Tempo nach Swindon und Oxford fuhr.
    Als die graue Landschaft Meile für Meile ebenso wie die finsteren Wolken ereignislos vorüberzogen, besänftigte sich auch ihr innerer Aufruhr. Dass sie Logan - sein Verständnis, seinen Trost, den er ihr bereitwillig anbot, ohne sie je zu drängen, weil er einfach nur da war, zur rechten Zeit und in der rechten Weise - als so beruhigend empfand, lag daran, dass sie immer Stärke hatte beweisen müssen, dass sie diejenige war, die anderen Trost spendete und an die diese anderen sich wandten, wenn sie Kraft und Unterstützung brauchten. Das war ihre Rolle; so war es immer gewesen.
    Nur Muriel ahnte, dass auch Linnet manchmal Trost, Kraft und Unterstützung brauchte. Und Muriel sah es nur, weil sie es für wichtig hielt ...
    Aber jetzt hatte auch Logan es gesehen, es für wichtig gehalten. Für so wichtig, dass er einen Blick unter ihre Oberfläche geworfen hatte.
    Linnet spielte nichts vor. Sie konnte auch nicht gut lügen. Aber ihre Unsicherheiten und ihre Schwächen verbarg sie sehr gut. Trotzdem hatte er sie bemerkt, weil er sie mit den Augen eines Menschen betrachtete, den es interessierte.
    Sie atmete tief durch und hielt die Luft an.
    Er interessierte sich. Und sie liebte ihn.
    Noch nicht einmal nur deshalb, weil er sich interessierte - und genau das war die Albernheit der Liebe in all ihrer Herrlichkeit. Sie liebte ihn ungeachtet dessen, was war und was sein würde - diesen unmöglichen Mann, der in ihrer Bucht angeschwemmt worden und in ihrem Bett erwacht war und ihr Leben verändert hatte.
    Er hatte es geschafft, dass auch sie das Unmögliche wollte.
    Sie liebte ihn. Erst jetzt begriff sie, was das eigentlich bedeutete. Gemessen daran, was sie empfunden hatte, als sie mit eigenen Augen gesehen hatte, wie er angegriffen wurde, als die Sektenmitglieder in der Absicht, ihn zu töten, mit dem Schwert in der Hand auf ihn zugestürmt waren, gab es keine Möglichkeit mehr, den unabweisbaren Schlussfolgerungen auszuweichen - die waren ab sofort in Stein gemeißelt.
    Eingraviert in das Herz der jungfräulichen Königin.
    Sie musste den Tatsachen ins Augen blicken. Denn jetzt musste sie mit ihnen umgehen ...
    Nein, nicht jetzt. Später.
    Danach.
    Ja, danach. Mit einem festen Nicken im Geiste bekräftigte sie ihren Entschluss. Sie wollte nicht mehr über ihn nachdenken, über sich und über eine mögliche gemeinsame Zukunft, bis diese Mission vorüber und vollständig abgeschlossen war.
    Der ereignislose Tag war ihr keine Hilfe.
    Wie Charles angemerkt hatte, war die Straße, auf der sie fuhren, kein Nebenweg, sondern eine viel bereiste Hauptstraße. Sie passierten Chippenham, Lyneham und Wootton Basset, und als sie an der Hauptstraße in Swindon an einem geschäftigen Kutschertreff zum Mittagessen anhielten, waren sie alle vier unerträglich gelangweilt.
    Als sie sich in der vollen Schankstube umschauten, entdeckten sie eine Anzahl schwarzer Tücher, die um Köpfe gewickelt waren.
    »Mindestens drei.« Logan packte sie am Ellbogen und zerrte sie zur Tür des Gasthauses. »Könnten auch noch mehr sein. Schwer zu sagen, bei diesem Betrieb.«
    Nach dem Mittagessen in einem privaten Salon beugten die Männer sich wieder über die Landkarte und trieben ihren Spott damit, dass ein Stück weiter auf der Strecke vielleicht ein Hinterhalt irgendwo auf sie warten könnte. Schließlich kamen sie überein,

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