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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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und regte sich nur, um sich bei Gilly zu entschuldigen, dass er ihre Frage nicht gehört hatte. Die anderen am Tisch hatten begriffen, dass er sich mit seinen Erinnerungen herumplagte, und überließen ihn seinen Gedanken.
    Aber als alle die Mahlzeit beendet hatten, sich erhoben und sich ins Wohnzimmer zurückziehen wollten, blieb er hinter seinem Stuhl stehen und kniff die Augen zusammen.
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Was ist los?«
    Er musterte sie eindringlich.
    »Die Messe ... Ich kann mich erinnern, dass ich oft in der Offiziersmesse gewesen bin.«
    »Du bist Offizier der Kavallerie.« Sie formulierte den Satz gar nicht erst als Frage, denn er passte einfach zu gut ins Bild.
    Logan nickte bedächtig.
    »Bei den Guards. Ich weiß nicht genau, in welchem Regiment.«
    Sie tätschelte ihm den Arm.
    »Setz dich zu uns ans Feuer und erzähl uns, was du weißt.«
    Linnet war ein wenig überrascht, dass er sich einverstanden erklärte und ihr gegenüber im Armsessel am Kamin Platz nahm. Die Kinder machten es sich auf dem Fußboden bequem.
    Logan musterte die unschuldigen Gesichter, die ihn begierig fragend anblickten.
    »Ich bin Kavallerieoffizier im Garderegiment.« Oder besser, ich war, dachte er, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass er immer noch dazugehörte. »Ich habe keine Ahnung, welchen Rang ich jetzt bekleide. Aber während des Spanischen Unabhängigkeitskrieges war ich Captain.«
    »Hast du in Waterloo gekämpft?«, erkundigte sich Will.
    Er nickte. Er konnte sich nur zu gut an jenen schrecklichen Tag erinnern, hörte immer noch die Schreie der Männer und der Pferde, das betäubende Donnern der Kanonen.
    »Ich kann mich nicht an alle Einzelheiten erinnern.« Aber er war zuversichtlich, dass es irgendwann so weit sein würde. »An einem bestimmten Punkt waren wir in die Verteidigung von Hougoumont eingebunden, aber sonst ... war es ein ... überaus chaotischer Tag. So wie die meisten großen Schlachten.«
    »Warst du auch in Spanien?« Brandon hatte die Augen weit aufgerissen.
    Logan nickte.
    »Sowohl früh, noch vor dem Rückzug nach der Schlacht von A Coruña, als auch später. Als wir zurückgekehrt sind.«
    Linnet warf ein:
    »Mein Vater hat eines der Schiffe kommandiert, die bei der Evakuierung von A Coruña geholfen haben.«
    Logan warf ihr einen Blick zu.
    »Viele Schiffe waren nötig, um die Armee rauszuholen. Oder das, was von ihr noch übrig war.« Ohne weitere Aufforderung beschrieb er in wenigen Worten, wie es ausgesehen hatte - Panik und wirres Durcheinander, Pferde, die zurückgelassen werden mussten.
    Dass er es wieder und wieder erzählte, verankerte die Erinnerung noch fester in ihm - fügte sie in die Stellen ein, an die sie gehörte. Ermutigt berichtete er von den Schlachten, die auf ihre Rückkehr gefolgt waren, um Portugal zu belagern und sich dann durch Spanien zu kämpfen - Talavera, Cuidad Rodrigo, Badajos, Salamanca, Vittoria, die Überquerung der Pyrenäen und die Schlacht vor Toulouse.
    »Danach sind wir heimgekehrt, wegen Waterloo aber wieder aufgebrochen.«
    Muriel reichte ihm einen Tasse Tee, die er dankbar annahm. Er lehnte sich zurück und überließ Linnet, die sein plötzliches Innehalten durchaus bemerkt hatte, die Ablenkung der Kinder.
    Nachdem die Kinder nach oben gegangen und auch Edgar und John sich verabschiedet hatten, hatten Muriel und Buttons sich ebenfalls zurückgezogen. Linnet musterte Logan mit hochgezogenen Brauen.
    Er verzog das Gesicht.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, dass es reicht, Waterloo als höllischen Albtraum zu beschreiben. Dass der Tag völlig zersplittert war, weil wir erst hierhin und dann dorthin geschickt worden sind ... aber ...« Er seufzte frustriert. »Ich kann die Gesichter nicht sehen. Ich weiß, dass ich an der Seite von Männern gekämpft habe, die ich gekannt habe ...
    Kameraden, die mir seit Jahren vertraut waren ... und doch kann ich ihre Gesichter nicht erkennen. Jedenfalls nicht klar und deutlich. Und an Namen kann ich mich auch nicht erinnern.«
    Linnet erhob sich.
    »Aber deine Erinnerung kehrt zurück, wie du eben bewiesen hast. Die Einzelheiten mögen verschwommen und unvollständig sein. Mit der Zeit wird sich alles klären.«
    Als er nicht antwortete, sondern nur zu Boden schaute, seufzte sie innerlich.
    »Ich drehe jetzt meine Runde. Bin gleich zurück.«
    Sie eilte ins Esszimmer.
    Nachdem sie die Fenster und Türen im Erdgeschoss überprüft hatte, fand sie ihn genau dort sitzen, wo sie ihn zurückgelassen

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